Italien zum Verlieben (German Edition)
sie
freundlich.
"Ähm, guten Morgen. Sprechen Sie auch
deutsch?" fragte die Frau unbeholfen.
"Si, signora! Wie kann ich ihne behilflich sein?"
"Oh, gut!" Die Dame lächelte erleichtert
den Mann an, der mit einem etwas dümmlichen Gesichtsausdruck
neben ihr stand und fuhr fort. "Haben Sie vielleicht noch ein
Zimmer frei? Wir suchen etwas für drei Nächte."
Der Portier tippte kurz auf der Tastatur seines
Computers herum und antwortete dann: "Si, signora! Möchte
Sie eine Zimmer zu die Straße oder die Hof? Ist etwas ruhiger
dort."
"Dann bitte zum Hof, danke!"
Nachdem die Personalien aufgenommen waren, bekam das
Pärchen seinen Schlüssel und verschwand im Fahrstuhl.
Anna meinte, ihren Ohren nicht trauen zu können.
Sie stand auf und ging zur Rezeption. "Scusi?"
Der Mann sah auf.
"Haben Sie denn noch mehr Zimmer frei?" Sie
stützte sich auf die Theke und beugte sich leicht zu dem
Monitor, als könne sie damit schneller eine Antwort bekommen.
Der Mann drückte wieder ein paar Tasten.
"Si, momentan wir habe noch vier Zimmer frei, zwei
Doppel- und zwei Einzelzimmer." Er sah sie etwas verwundert an,
nicht sicher, warum sie das wissen wollte.
"Und hatten Sie die gestern Nachmittag auch schon
frei?" Anna schwante etwas Unglaubliches.
"Si, signorina!"
"Grazie." Anna drehe sich um und ging langsam
zum Ausgang. Der Portier sah ihr etwas verwirrt nach, bis sie draußen
war, schüttelte dann den Kopf und nahm die Zeitung wieder zur
Hand.
Während sie die Straße entlang ging und
Ausschau nach einem Taxi hielt, rasten die Gedanken durch Annas Kopf.
Marco hatte sie hereingelegt. Er hatte ihr vorgemacht, es gäbe
nur noch dieses eine Zimmer, damit er sie herumkriegen könnte.
Wie hatte sie sich nur so in ihm täuschen können? Wie kam
er nur auf so eine Idee? Das durfte doch alles nicht wahr sein!
Endlich sah sie ein Taxi in die rundlaufende Straße
des kleinen Platzes einbiegen und winkte es heran.
"A la stazione, per favore!" sagte sie, als
sie einstieg. Sie würde mit dem Zug oder Bus heimfahren. Sie
wollte Marco auf keinen Fall noch einmal sehen. Je länger sie
darüber nachdachte, desto dreister empfand sie die Art, wie er
sie hintergangen hatte. Wieder schimpfte sie mit sich selbst. Wie
hatte sie nur so blauäugig sein können und ihm einfach
diese kuriose Geschichte glauben?
Auf den Straßen war noch recht wenig Verkehr, so
dass sie schnell vorankamen. Plötzlich merkte Anna, dass sie an
der Werkstatt vorbei kamen, wo sie gestern den Pickup abgestellt
hatten und ihr kam ein neuer Gedanke.
"Bitte halten sie hier doch kurz an und warten sie
einen Moment, ja?" verlangte sie in ihrem leicht holprigen
Italienisch.
"Si, signorina." Der Fahrer stoppte den Wagen
und Anna sprang hinaus, überquerte die Straße und trat in
das klimatisierte Büro der Werkstatt. Die Glocke über der
Tür bimmelte und wenig später kam ein kleiner, rundlicher
Mann durch die seitliche Werkstatttür. Seine Haare und sein
Schnurrbart waren schon grau, seine Hände und sein Gesicht waren
schmutzig, genauso wie seine blaue Arbeitshose. Als er Anna sah,
richtete er sich ein wenig auf und strich sich mit der schmutzigen
Hand schnell seitlich über die Haare. "Si?"
"Scusi, verstehen Sie deutsch?" Annas
Sprachkenntnisse würden nicht reichen für das, was sie nun
fragen wollte.
"Si, un pochino", bejahte der Mann und
versuchte vergeblich, sich mit einem Lappen das Öl von den
Fingern zu wischen.
"Wir haben hier gestern unser Auto hergebracht,
dort draußen, den Lieferwagen", Anna deutete durch das
Fenster auf den rostigen Pickup. "Und ich wollte nun fragen, ob
er schon repariert ist."
"Repariert? Perché? Ware denn kaputt?"
Er blickte sie fragend an. 'Na super, da habe ich mich ja ganz toll
auf den Arm nehmen lassen', dachte sie sich und wurde zornig, was sie
jedoch so gut wie möglich zu verbergen versuchte.
"Na, was hat denn der Mann gesagt, der den Wagen
gebracht hat?"
"Hate gefragt, ob könne parke hier für
eine Nacht. Habe ich gesagt, is nix Problem."
"Danke." Anna drehte sich um und verließ
das Büro. Sie konnte es einfach nicht fassen. Die ganze Sache
war von vorne bis hinten inszeniert gewesen! Marco hatte sie
kaltschnäuzig belogen und an der Nase herum geführt. Er
hatte sie auf übelste Weise hintergangen. Von wegen, ein Teil im
Motor, dessen Namen er vergessen hatte, ha!
Wütend setzte sie sich wieder in das wartende Taxi
und ließ sich zum Bahnhof fahren. Dort fand sie einen Zug, der
in zehn Minuten nach Chiusi abfahren
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