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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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und sagte ihm, es sei unmöglich, das Mädchen zu gewinnen; sie wisse in der Tat nichts mehr zu tun.
    Es ist nicht zu sagen, wie mißvergnügt der junge Mann hierüber war. Gerne hätte er sich von dem ganzen Handel zurückgezogen; aber sobald er daran dachte, sie zu lassen, fühlte er sich dem Tode nahe. Am Ende konnte der arme verblendete Liebhaber es nicht länger aushalten, sich so unbeliebt zu wissen, und beschloß nun, entstehe daraus, was da wolle, bei günstiger Gelegenheit ihr mit offener Gewalt zu entreißen, was sie ihm nicht gutwillig geben wollte.
    Am Hofe war auch ein Bereiter des Herrn Bischofs, ein guter Freund des Ferrarers und, wenn ich mich recht erinnere, gleichfalls aus Ferrara. Diesem entdeckte der Kammerdiener seine ganze glühende Liebe und wie sehr er sich abgemüht habe, dem Herzen des Mädchens einiges Mitleid einzuflößen, sie sich aber immer widerstrebender und härter gezeigt als ein Meerfels, und wie er sie nie weder durch Worte noch Geschenke habe erweichen können.
    »Nun«, da ich sehe, so schloß er, »daß ich nicht leben kann, wenn ich meine Begierden nicht befriedige, da ich weiß, wie sehr du mich liebst, bitte ich dich, mir beizustehen und mir zu dem Ziele meiner Wünsche zu verhelfen. Sie geht oft allein hinaus auf das Feld, wo ich, da das Getreide schon sehr hoch steht, mein Vorhaben ausführen zu können gedenke.«
    Der Bereiter dachte nicht weiter über die Sache nach und versprach, ihn in allem zu unterstützen, was er verlange.
    Weil der Kammerdiener nun beständig nachforschte, was Giulia tue, so erfuhr er eines Tages, daß sie ganz allein aus Gazuolo gegangen war. Er ließ den Bereiter rufen und ging auf das Feld mit ihm, wo Giulia etwas zu tun hatte. Hier angekommen fing er an, wie gewöhnlich, sie zu bitten, sie möge doch endlich Mitleid mit ihm haben. Da sich Giulia allein auf dem Felde sah, bat sie den Jüngling, ihr doch nicht noch mehr zur Last zu fallen, und etwas Übles ahnend ging sie nach Gazuolo zu. Der junge Mann aber wollte seine schöne Beute nicht mehr entschlüpfen lassen und tat, als wolle er sie mit seinem Gefährten begleiten, indem er sie immer mit demütigen und liebevollen Worten bat, daß sie mit seinen Qualen Mitleid haben möge. Sie beschleunigte ihre Schritte, beeilte sich, ihr Haus zu erreichen, und ging immer weiter, ohne auf etwas zu antworten, was der junge Mann auch sagen mochte.
    So kamen sie an ein großes Kornfeld, durch das ihr Weg sie führte. Es war der vorletzte Mai; es mochte etwa Mittagszeit sein; die Sonne brannte der Jahreszeit gemäß sehr heiß, und das Feld war sehr abgelegen von jeder Wohnung. Als sie in das Feld eingetreten waren, legte der junge Mann seine Arme um Giulias Hals und wollte sie küssen; doch sie suchte zu entfliehen und rief laut um Hilfe. Da faßte sie der Bereiter, warf sie zu Boden und steckte ihr plötzlich ein Tuch in den Mund, so daß sie nicht mehr schreien konnte. Beide hoben sie nun auf und trugen sie unter Anwendung von Gewalt eine gute Strecke weit von dem das Feld durchschneidenden Fußpfade hinweg. Dort hielt ihr der Reitknecht die Hände, und der zügellose Jüngling raubte dem armen geknebelten Kinde, das sich nicht widersetzen konnte, die Blüte seines Leibes. Das unglückliche Geschöpf weinte bitterlich und tat ihre unglaubliche Pein durch Seufzen und Stöhnen kund. Der grausame Kammerdiener aber zwang sie zum zweitenmal zur Befriedigung seiner Lüste und erlaubte sich mit ihr alle Genüsse, die er mochte. Dann ließ er ihr den Knebel abnehmen und wollte anfangen, sie mit freundlichen Worten zu trösten: er versprach ihr, sie niemals zu verlassen und mitzuhelfen, daß sie sich passend verheiraten könne und es ihr gut gehe. Sie sagte nichts, als sie sollten sie loslassen und ihr erlauben, frei nach Hause zu gehen; dabei weinte sie fortwährend bitterlich. Der Jüngling versuchte von neuem, sie mit süßen Worten, mit ausgedehnten Versprechungen zu trösten; auch wollte er ihr sogleich Geld geben, um sie zur Ruhe zu bringen. Aber er sang tauben Ohren, und je mehr er sich bemühte, sie zu trösten, um so lauter weinte sie. Als sie jedoch sah, daß er nicht aufhörte zu sprechen, sagte sie zu ihm: »Junger Mann, du hast aus mir gemacht, was du wolltest, und deine unreinen Lüste befriedigt. Jetzt bitte ich dich um die Gunst, mich freizulassen und mir zu erlauben wegzugehen. Laß dir genügen, was du getan hast! Es war doch schon zu viel.«
    Der Verliebte fürchtete, Giulia möchte durch ihr

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