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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Ansinnen wunderlich genug vor, und sie wußten nicht, was sie davon denken sollten, da sie die ganze Angelegenheit als eine schmachvolle und entehrende ansahen. Indessen taten sie doch, was in ihren Kräften stand, zur Befriedigung der an sie gestellten Bitte und reichten, da sie vernahmen, der Rat der Zehn habe dem Herzog die ganze Untersuchung anheimgestellt, bei dem Fürsten selbst im Namen der drei Frauen ein untertäniges Gesuch ein, worin diese nichts weiter als Gehör begehrten. Der Fürst sah nach seinem Ratschlage also alles sich zum besten wenden und bezeichnete einen bestimmten Tag, an dem sie vor ihm und dem Rate der Zehn nebst denen des Kollegiums erscheinen sollten.
    Der Tag kam; die hohen Richter versammelten sich, begierig, zu erfahren, welchen Ausgang die Sache nehmen werde. Am Morgen kamen die drei Frauen mit ehrbarem Geleite in den Palast, und als sie über den Sankt Markusplatz gingen, hörten sie viele, die übel von ihnen redeten. Einige schrien, wie die gemeinen Leute vom Volke sind, unverständig genug: »Seht, da die hübschen sittsamen Madonnen! Macht ihnen euer Kompliment! Die haben ihre Männer, ohne sie über die Lagunen zu lassen, nach der Festung Hornberg geschickt und schämen sich jetzt nicht einmal, sich öffentlich zu zeigen, die schamlosen Huren! Es ist gar, als hätten sie ein löbliches Werk vollbracht.« Andere brachten wieder andere Redensarten wider sie vor, und keiner wollte hinter dem andern zurückbleiben. Andere sodann, als sie Madonna Gismonda darunter sahen, waren der Meinung, sie gehe vor den Rat, um wider Aloise Foscaro klagbar aufzutreten, und so traf keiner die Wahrheit.
    Die Frauen kamen im Palast an, stiegen jene hohen Marmortreppen empor und wurden in den Saal des Kollegiums geführt, wohin der Herzog sie zum Gehör beschieden hatte. Dorthin kamen mit den nächsten Verwandten die drei Frauen, und der Fürst befahl, ehe noch jemand das Wort ergreife, auch die drei Gefangenen herbeizubringen. Es waren überdies noch viele andere Edelleute gegenwärtig, die mit größtem Verlangen den Ausgang so seltsamer Begegnisse zu sehen erwarteten. Als es still geworden war, redete der Fürst die Frauen also an: »Ihr habt uns ersuchen lassen, edle Frauen, euch ein öffentliches Gehör zu bewilligen; und so sind wir denn bereit, hier geduldig zu vernehmen, was ihr uns zu sagen wünschet.«
    Die beiden gefangenen Ehemänner waren aufs äußerste gegen ihre Frauen erzürnt und um so mehr von Wut und kochendem Groll erfüllt, als sie sie mit kühnem Mut und mit freier Stirn gleichwie die schuldlosesten und getreuesten Gattinnen vor dem erschreckenden und ehrfurchtgebietenden Gerichtshofe stehen sahen. Die beiden getreuen Freundinnen versahen sich jedoch des Zornes ihrer Männer sehr wohl und ließen sich durch sie nicht im mindesten irren, sondern lächelten heimlich für sich und warfen sogar nach Frauenart den Kopf ein wenig wie zum Hohn in die Höhe. Anselmo, der etwas mehr noch als Girolamo jähzornig und ungeduldig war, erhitzte sich darüber so sehr, daß durch weit geringeren Zorn schon manche gestorben sind. Er vergaß völlig die Majestät des Orts, wo sie sich befanden, und fing an, seiner Frau die empfindlichsten Dinge zu sagen; ja, er wollte ihr fast nach den Augen fahren und hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre, ihr übel mitgespielt. Aber obwohl sich Madonna Isotta von ihrem Gatten in Gegenwart so vieler Herren so schimpflich anschreien hörte, verlor sie doch die Fassung nicht, ergriff vielmehr die ihr vom Fürsten bereits erteilte Erlaubnis zu reden und begann mit heiterem Gesichte und fester Stimme also: »Durchlauchtigster Fürst und ihr erhabene Herren, da mein vielgeliebter Ehegatte so ehrenrührige Beschwerden wider mich erhebt, steht zu erwarten, daß Messer Girolamo Bembo die nämliche Gesinnung gegen seine Gemahlin hegen mag. Wollten wir sie nun hierauf ohne alle Erwiderung lassen, so könnte es wohl scheinen, als wäre das Recht ganz auf ihrer Seite, und als geständen wir, ein großes Verbrechen an ihnen begangen zu haben. Mit Euer Herrlichkeiten Vergunst fühle ich mich daher gegenwärtig gedrungen, in Madonna Luzias und meinem Namen zur Verteidigung von uns und unserer Ehre zu sprechen, was mir jetzt einkommt; und zwar sehe ich mich genötigt, meinen Plan über das, was ich sagen wollte, zu ändern. Denn hätte er geschwiegen und nicht so rasch sich vom Zorn zu Beleidigungen hinreißen lassen, so hätte ich auf andere Weise für ihrer beider

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