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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Als man sie aber am Morgen nicht mehr fand, entstand ein großer Lärm, und es wurde dem König zu wissen getan, es seien Seeräuber gekommen an seine Burg und hätten seine Tochter entführt. Der König war darüber schmerzlich betrübt, denn er achtete seine Tochter für verloren. Und da er von dem wahren Hergang nichts wußte, schickte er einen seiner Söhne aus, der ein sehr rüstiger junger Mann war, und sprach zu ihm: »Ich befehle dir bei Todesstrafe, so wahr dir dein Leben lieb ist, nie wieder zu mir zurückzukommen, ohne daß du erfahren hast, wo sie ist und wer sie entführt hat.« Dieser begab sich auf die See und folgte dem Schiffe und hörte und erfuhr, daß des Kaisers Sohn sie mitgenommen habe. Und sobald er sich dessen versichert hatte, kehrte er zum Vater zurück und sagte ihm, der Sohn des Kaisers sei in eigener Person hergekommen und habe sie gestohlen. Da machte der König große Zurüstungen, um hinzuziehen und ihn in Deutschland selbst zu befehden, und bot dazu auf den König von Frankreich und den König von England und den König von Navarra und den König von Maiolica und den König von Schottland und den König von Kastilien und den König von Portugal nebst vielen andern Herren und Baronen des Abendlandes.
    Als nun der Kaiser von den Rüstungen hörte, welche jener machte, um ihn zu überfallen, tat er ein Gleiches und lud ein und bot auf den König von Ungarn und den König von Böhmen und außerdem viele Markgrafen, Grafen und Herren von Deutschland, so daß beide Teile ein großes Heer zusammenbrachten, um miteinander zu kämpfen, in der Weise, wie ihr sogleich hören werdet.
    Nun geschah es, als der König von Aragon sein Heer vereinigt hatte, brach er auf und kam nach Deutschland in das Gebiet des Kaisers. Und als der Kaiser von seiner Ankunft hörte, ging er ihm entgegen nach einer Stadt, welche Wien heißt, mit einer großen Menge Volks; und als sie einander auf dem Schlachtfelde gegenüberstanden, hielt der König von Aragon Rat und beschloß, den Kaiser zur Schlacht zu fordern, und so geschah es. Er sandte alsbald durch einen Trompeter einen ganz blutigen Handschuh auf einem Dornbusch ab. Arrighetto als der Oberfeldherr nahm die Schlacht bereitwillig an; und nach den getroffenen Abreden wurde der Tag festgesetzt, an welchem man sich auf dem Schlachtfeld einfinden sollte.
    In der Nacht zuvor setzte der König von Aragon zwölf Heermeister ein, Männer von großer Tapferkeit und Verstand. Die erste Schar bestand aus dreitausend guten Kriegern, alle schwarz gekleidet, die meisten machte er zu Rittern mit goldenem Sporn, die hießen Ritter des Todes, und zu ihrem Hauptmann setzte er seinen Sohn, der Messer Princivale hieß.
    »Mein Sohn«, sprach er zu ihm, »heute ist der Tag, die Ehre deiner Schwester wieder zu gewinnen; darum bitte ich dich, wacker und rüstig zu sein. Mach, daß jede Faser von Angst heute in dir ersterbe, und gib eher zu, in Stücke gehauen zu werden, als daß du wichest!«
    Er gab ihm eine Standarte mit goldenem Leuen in blauem Felde mit einem Schwert in der Pfote.
    Die zweite Schar hatte der Herzog von Burgund mit dreitausend Burgundern und Franzosen, alle gut beritten und gewaffnet; als Wappen trug er an jenem Tage goldene Lilien in blauem Felde. Die dritte Schar führte der Herzog von Lancaster mit dreitausend waffengeübten tapfren Engländern; alle waren mit Panzern und Brustharnischen und glänzenden flachen Helmen versehen und alle vereinigt unter einer Fahne mit drei goldenen Leoparden in rotem Felde. Die vierte Schar führte der König von Kastilien und der König von Schottland mit viertausend Bewaffneten, alle gut zu Roß und gut gewaffnet, und sie trugen zwei große Schlachtfahnen, und auf der einen war ein weißes Schloß gemalt in rotem Felde und auf der andern ein grüner Drache in rotem Felde mit blauem Sparren in der Mitte. Die fünfte Schar führte und lenkte der König von Maiolica und der König von Navarra nebst zweitausend guten Fechtern, und sie trugen als Wappen an jenem Tage zwei Fahnen: auf der einen eine schwarze Wölfin in weißem Felde und auf der andern drei rote Schachbretter in weißem Feld und ein roter Streif in der Mitte. Die sechste Schar führte der Graf Novello von Sansogna mit fünfzehnhundert Provenzalen, und auf seiner Fahne trug er als Wappen im Banner drei rote Rosen auf weißem Felde. Die siebente und letzte Schar führte der mannhafte König von Aragon mit vieren seiner Enkel, fünftausend gutbewaffneten und

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