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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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während der Arme den Bratspieß drehte, gaben sich der Priester und die Frau im Zimmer ihrer Lust hin. Dann kamen beide, sich an der Hand führend, in die Küche, grüßten den Armen, und da sie ihn so garstig beschmiert sahen, verspotteten sie ihn. Die Hausfrau trat zu ihm und fragte ihn, wie er heiße.
    »Madonna«, antwortete er ihr, »ich heiße Gramotiveggio d.h. Traurig-seh-ich-dich.«
    Als die Frau diesen Namen hörte, begann sie zu lachen, daß ihr die Zähne hätten ausfallen sollen. Dann umarmte sie den Priester und sagte: »Komm, liebes Herz, laß mich dir einen Kuß geben!« Und vor den Augen des Bettlers drückte sie ihn fest an sich und küßte ihn. Da mag sich jeder selbst vorstellen, in welcher Stimmung der Ehemann war, als er sah, wie seine Frau und der Priester einander umarmten und küßten.
    Als die Stunde des Abendessens kam, deckte die Magd den Liebenden den Tisch, kehrte dann in die Küche zurück und plauderte mit dem Alten.
    »Mein lieber kleiner Paris«, sagte sie, »meine Gebieterin hat einen Mann, rechtschaffen, wie nur irgendeiner im Lande, und der läßt es ihr an nichts mangeln. Weiß Gott, wo der arme Schelm in dem schlimmen Wetter jetzt ist! Die Undankbare aber denkt nicht an ihn und noch weniger an ihre Ehre; denn sie hat sich von Wollust blenden lassen, einen Liebhaber angenommen und verschließt jedem, außer ihm, das Haus. Kommt nur her: wir wollen leise an die Kammertür treten und sehen, was sie machen und wie sie essen.«
    Sie gingen an die Tür und sahen, wie sie einander die Bissen in den Mund steckten und Liebesgespräche führten. Als die Schlafenszeit kam, gingen sie zu Bette, scherzten und freuten sich miteinander und waren in ihrem Treiben so ungezwungen und laut, daß der Bettler, der im anstoßenden Zimmer lag, alles verstand. Der arme Schelm tat kein Auge zu die ganze Nacht; aber als es Tag wurde, stand er schnell auf, dankte der Magd für die Menschenfreundlichkeit, die sie ihm bewiesen, nahm Abschied und ging, ohne von jemand gesehen zu werden, in das Haus Manussos, seines Gevatters.
    »Gevatter«, sprach dieser lächelnd, »was macht das Handwerk? Habt Ihr wohl gefunden, was Ihr nicht finden wolltet?«
    »Ja freilich«, sagte Dimitrio, »und ich hätte es nie geglaubt, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Doch Geduld! So will es nun einmal mein hartes Los.«
    Manusso sagte: »Gevatter, ich bitte Euch, tut, was ich Euch sage: Steht früh auf, nehmt Eure Kleider und zieht sie an und geht, ohne einen Augenblick zu verlieren, nach Hause, tut, als habt Ihr wegen des Gewitters nicht fortkommen können, und gebt acht, daß Euch der Priester nicht entwische! Wenn Ihr im Hause seid, wird er sich irgendwo verstecken und seinen Schlupfwinkel nicht verlassen, bis er mit Bequemlichkeit hinauskann. Ihr schickt unterdessen nach den Verwandten der Frau, daß sie zu Euch zum Essen kommen, und wenn Ihr den Priester im Hause findet, so fangt mit ihm an, was Ihr wollt!«
    Dimitrio gefiel der Rat seines Gevatters Manusso wohl; er zog die Lumpen aus, legte seine eigenen Kleider an, ging an sein Haus und klopfte an die Tür. Als die Magd sah, daß es der Herr sei, lief sie schnell in das Schlafzimmer der Frau, die noch mit dem Priester im Bette lag.
    »Madonna«, rief sie, »der Herr kommt zurück.«
    Als die Frau dies hörte, erschrak sie nicht wenig, stand auf, so schnell sie konnte, und verbarg den Priester, der im Hemde war, in einer Kiste, in der sie ihre Staatskleider verwahrte. Dann lief sie, einen Pelzrock umwerfend, barfuß hinunter und machte ihm auf.
    »Ach, mein lieber Mann«, rief sie, »seid willkommen! Ich habe aus Liebe zu Euch gar kein Auge zutun können, da ich immer an den heftigen Sturm denken mußte. Aber gottlob, daß Ihr nun wohlbehalten zurück seid!« Dimitrio trat nun in das Zimmer und sagte zu seiner Frau: »Polissena, ich konnte heute nacht wegen des bösen Wetters gar nicht schlafen; ich möchte mich jetzt gerne ein wenig niederlegen; aber während ich schlafe, soll die Magd zu deinen Brüdern gehen und sie in unserem Namen einladen, heute mit uns zu speisen.«
    »Nicht heute«, sagte Polissena, »aber auf einen andern Tag mögt Ihr sie einladen: denn heute regnet es, und die Magd hat zu tun mit Bügeln unserer Hemden, Leintücher und der übrigen Wäsche,«
    »Morgen vielleicht ist besseres Wetter«, sagte Dimitrio, »dann muß ich abreisen.«
    »Ihr könntet auch hingehen«, sagte Polissena, »und wenn Ihr zu müde seid, ruft unseren

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