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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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unbewußt, versetzt worden war, mit plötzlichem Unwillen aus: »Oh, weh mir, laßt mich! Was hat Euch hierhergeführt ? Wie durftet Ihr Euch erkühnen, diese Pforte durch Euer verwegenes Klopfen zu verdächtigen? Würde meine Ehre nicht vernichtet werden, sähe man Euch zu dieser Stunde bei mir? Entfernt Euch, Beliarco, und es genüge Euch anstatt der Strafe, die ich Euch geflissentlich auferlegen könnte, die Gunst, die ich Euch unwissentlich erzeigt habe, indem ich Euch in die Arme sank. Entfernt Euch schnell, wenn Ihr nicht wollt, daß ich Euch meine Achtung entziehen soll!«
    »Ich werde mich entfernen, Herrin, um Euch gehorsam zu sein«, erwiderte der Liebhaber, »und ich werde gern auch aus diesem Leben scheiden, um Euch nicht zu kränken, wenn Euch meine Liebe ein Dorn im Auge ist. Vergebt mir meinen Fehler, den ich nur deswegen, weil ich Euch mißfallen habe, strafbar nennen kann, und bedenkt, daß Euer Haß doch nur die Flammen in mir trifft, die sich an der Sonne Eurer Augen entzündeten, und die nicht eher als mit meinem Leben erlöschen werden!«
    Ohne weiter etwas zusagen, entfernte er sich. Der Schmerz, der Celideas Seele in dem Augenblicke durchdrang, als sie ihren Geliebten so betrübt scheiden sah, bewies, daß sie ihre Strenge gegen ihn aufrichtig bereute und ihn mehr als sich selbst liebte, da sie die Gewalt ihres Zornes auf sich zurückfallen ließ. Auch sie ging alsbald aus dem Garten, warf sich, ohne Ruhe finden zu können, auf ein Bett und brachte die ganze Nacht mit der Vorstellung zu, denjenigen mißhandelt zu haben, der durch seine gänzliche Ergebenheit schon seit so lange des Besitztumes ihres Herzens würdig sei. Sie, die vorher keinen sehnsüchtigem Wunsch gekannt hatte als den, ihm die Heftigkeit ihrer Leidenschaft kundzugeben und eine so günstige Gelegenheit, als ihr jetzt erschienen war, zu finden, hatte ihn nicht nur entfliehen lassen, sondern ihn sogar, fernerhin unwert, ihn zu sehen, zur Flucht selbst angetrieben!
    Nachdem sie sich die ganze Nacht hindurch schmerzlichst beklagt und gepeinigt hatte, vermochte sie am andern Morgen, als der erste Lichtstrahl kaum den jungen Tag verkündigte, sich selbst nicht länger Widerstand zu leisten. Genugsam verblendet von ihren verliebten Wünschen, um ihre eigene Schande unbedacht zu lassen, ergriff sie die Feder und ersuchte Beliarco in einem Briefchen, sich abends zehn Uhr an der Tür ihres Gartens einzustellen. Beliarco seinerseits hatte mittlerweile ebensowenig Schlaf und Ruhe gefunden und sich in seinen Federn hin und her geworfen, bis er, aufgestanden, der in sein Herz stechenden Dornen sich durch die Entfernung von der schönen Rose seiner Liebe zu entledigen beschloß. Er wollte bereits an die Ausführung dieses Entschlusses gehen, als er mit einem Male durch den ihm von einem kleinen Pagen überbrachten Brief Celideas anderen Sinnes gemacht ward. Er gab dem Pagen die Antwort, daß er pünktlich gehorchen werde, und erwartete die anberaumte Stunde der Nacht mit so heißer Ungeduld, daß sie sich in seiner Einbildung viel mehr von ihm zu entfernen als ihm zu nahen schien. Als sie dennoch endlich geschlagen hatte, verfügte er sich, ohne zu zögern, an den genannten Ort und brauchte seine Ankunft nicht erst durch Zeichen anzudeuten, denn seine glühende Geliebte war im voraus schon seiner gewärtig da. In der höchsten Aufregung ihrer beiderseitigen Gefühle bewillkommnete sie ihn, und nach einer kleinen Weile sprach Beliarco zu ihr: »Signora, die Gunst, die mir gegenwärtig Eure Zuneigung ohne mein Verdienst und Würden widerfahren läßt, wiegt die Kränkung, die mir meine allzu große Verwegenheit gestern abend von Eurer Strenge zuzog, so vollständig auf, daß ich nicht umhin kann, ein Vergehen zu segnen, das mir diesen glücklichsten Moment meines Lebens erworben hat.«
    »Haltet ein, Beliarco«, erwiderte sie, »denn ich fühle recht wohl, daß ich, wenn ich jemals Eure Liebe verdiente, mich doch gegenwärtig ihrer unwert gemacht habe, weil ich meinem Verlangen nach Euch keinen Einhalt zu tun verstand und Euch zu dieser Stunde, allein, unter dem Schleier der Nacht, zu mir kommen ließ, der doch, anstatt meine Schande zu verhüllen, sie mir vorwurfsvoller vor Augen stellt. Das einzige, was ich zu meiner Verteidigung gegen Euch vorbringen kann, ist das Geständnis meiner Schuld, die, als eine von der Liebe an meinem guten Rufe begangene, mich hoffen läßt, bei einem Richter, der sich zu meinem Liebhaber bekennt, ein mildes

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