Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
den er daraus löste, täglich zunahm, ließ er ihn zugleich mit der Magd vor sich kommen und sagte zu ihm: »Malco, ich bin mit deinem Dienste so wohl zufrieden, daß es mein Herz gerührt hat und ich beschlossen habe, dir einen sichtbaren Beweis meines Wohlwollens zu geben, der, wenn du bisher schon eifrig für meinen Nutzen gesorgt haben magst, groß genug sein soll, dich in der Folge zu bestimmen, mir noch mehr ergeben zu sein. Es ist mir nämlich eingefallen, dir diese Christin zum Weibe zu geben, die mit dir zugleich gefangen wurde und durch das Los mir als Sklavin zufiel. Lebe mit ihr in Frieden und Wohlsein und genieße mit ihr die Freuden, die dir in deinem Unglück ein Trost werden können!«
    Als der Mönch dies hörte, war er äußerst bestürzt und traurig; er antwortete aber entschlossen, er wolle nichts hören von Heirat, denn sein Gesetz verbiete ihm ein Weib zu nehmen, das gleich wie dieses bereits eines andern Mannes sei, der an demselben Tage mit ihr gefangen genommen, aber von einem andern Räuber anderswohin geschleppt worden sei. Vor Zorn und Wut knirschend, riß der rohe, unbändige Herr sein Messer aus dem Gürtel und wollte ihn töten; und er hätte es auch unfehlbar durchgeführt, wenn ihm nicht dasselbe Weib Schutz verliehen hätte, das er sich weigerte zur Ehe zu nehmen. Aber durch den plötzlichen Schrecken war er stumm geworden; und von den demütigen Tränen gerührt, nahm sein Herr durch Gottes Fügung dieses sein Schweigen und seine Furcht für eine stillschweigende Einwilligung in sein Begehren und stand ab.
    Malco wurde also mit seiner neuen Verlobten in seine Grotte zurückgeschickt, wo er mit seiner Herde unterkam; die Nacht brach herein, und er legte sich in einem Winkel der Grotte so weit als möglich entfernt von der früher keineswegs gehaßten Frau nieder, die er nun aber mit nicht geringerem Unwillen betrachtete als sie ihn. Wie er nun in Gedanken seine vergangene, daheim in seinem Kloster verlebte Glückseligkeit mit der Härte seiner ihm nun erst recht fühlbar werdenden Knechtschaft verglich, durch die er sich gar gezwungen sehen sollte, seine bisher bewahrte Keuschheit zu verlieren, so überkam ihn plötzlich der verzweifelte Entschluß, ohne Barmherzigkeit sein Leben zu endigen. Er zog ein Messer hervor und sagte, indem er es auf sich gezückt hielt, zu dem Weibe: »Bleib du hier in Gottes Namen, unglückliches Weib! Ich scheide aus dieser Welt; denn ich will mich eher meines Lebens entledigen, als, um es zu erhalten, meine bisher bewahrte Keuschheit aufgeben.«
    Die Frau hörte diese Worte und sah zugleich den Dolch durch die Dunkelheit der Höhle leuchten. Sie stürzte auf ihren Leidensgenossen zu, faßte ihm den Arm, hielt ihn fortwährend fest, warf sich ihm weinend zu Füßen und beschwor ihn liebreich bei allem, was ihr in den Sinn kommen wollte, sich zu beruhigen.
    »O Malco«, sprach sie, »werde doch nicht an dir selbst zum Mörder und stürze nicht deine Seele auf demselben Wege ins Verderben, auf dem du sie törichterweise zu erretten meinst! Bringt dich der Wunsch, das Gelübde deiner Keuschheit zu halten, zu einem so grausamen Vorsatze, so wisse, daß auch ich mich lieber will in Stücke hauen lassen, als mich gegen das unbefleckte Gesetz Gottes vergehen; und wiewohl ich bis jetzt vollständig entschlossen war, meinem Gatten die eheliche Treue zu bewahren, so würde ich mich doch den ehelichen Umarmungen ferner ganz entziehen, wenn mein Mann zufällig zu mir zurückkäme. Ich werde daher deine und meine Sache in solches Geleise bringen, daß es gut geht und du dich vollständig beruhigen kannst; denn alle Unbill und alle Mißhelligkeiten von Seiten unseres Herrn werden verschwinden, sobald wir ihm gegenüber so tun, als seien wir ehelich verbunden, während wir weiter mit geschwisterlicher Liebe wie bisher miteinander leben.«
    Und so geschah es auch ganz, wie die Frau geraten hatte. Das Paar wurde von Tag zu Tag seinem Herrn werter, der ihnen täglich größere Freiheit gewährte, ohne den leisesten Verdacht, daß sie nur daran denken zu entfliehen, da er sie ehelich verbunden glaubte. Nach einigen Jahren jedoch, als Malco in einem sehr ärmlichen Leben vieles erduldet hatte, stand er eines Tages ganz allein schwermütig in der Wüste, die weit und breit seine Augen nichts als den Himmel und die nackte Erde sehen ließ. In tiefem Nachdenken auf seinen Hirtenstab gelehnt, stand er bei seiner Herde, durchlief still bei sich alle die vielen und großen

Weitere Kostenlose Bücher