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Jack Holborn unter den Freibeutern

Jack Holborn unter den Freibeutern

Titel: Jack Holborn unter den Freibeutern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Garfield
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gegenseitig in die Tasche. Aber sie bluten nicht von solchen Wunden. Man braucht Eisenketten, um Blut fließen zu
    lassen …
    »Vierhundert Guineas.«
    Wir hatten unser Limit erreicht. Sir Joseph wollte
    es so. Es war vorbei. Ich war dessen so sicher, daß ich einen furchtbaren Schock fühlte, als der Portugiese es überbot.
    »Vierhundertfünfzig.«
    Ich glaubte ihm nicht.
    Sir Joseph blickte wieder Mister Trumpet an.
    Warum nickte Mister Trumpet nicht? Was bedeute-
    ten uns hundert Guineas mehr? Oder vielmehr fünf-
    zig? Sir Joseph bezahlte die Hälfte.
    »Weiter«, flüsterte ich. »Es geht in Ordnung.«
    (Das habe ich gesagt, aber warum auch nicht?)
    »Fünfhundert also?« schlug Mister Fared sehr
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    hilfsbereit vor. Mister Trumpet schüttelte mir gegen-
    über den Kopf, aber es gelang ihm zu lächeln – oder so ziemlich. Dann nickte er.
    »Fünfhundert Guineas«, sagte Sir Joseph, aber
    schien nicht mehr der Kommandeur wie zuvor. Ein-
    hundert Guineas, über die er keine Autorität hatte, waren plötzlich unter seinem Banner zum Vorschein
    gekommen. Konnte er damit rechnen?
    »Sechshundert«, sagte der verdammte Portugiese
    und legte sein Messer auf den Tisch. Er hatte sich in den Finger geschnitten und sog daran. Er blutete wenigstens.
    »Machen Sie weiter, Mister Trumpet«, raunte ich.
    »Machen Sie Schluß damit.«
    »Ruhig, Jack!«
    »Ich will nicht ruhig sein. Sie können ihn nicht fallenlassen.«
    »Zum Donnerwetter –«
    »Bringen Sie diesen Jungen –«
    »Tausend Guineas. Tausend Guineas, Mister Fa-
    red!« Das war mein Gebot. Ich hatte gesehen, daß
    sich Mister Fared zu sehr für unsere Diskussion zu
    interessieren begann. Deshalb machte ich ihr ein En-de.
    »Hören Sie, junger Herr«, Mister Fared lächelte
    aufmunternd. »Wir können alle sagen, ›tausend Gui-
    neas‹ oder ›zehntausend‹ oder ›zwanzigtausend‹. Und das hat einen schönen Klang. Aber was bedeutet es?
    Hier sind wir alle ehrliche Geschäftsleute. Unser
    Wort ist unsere Sicherheit. Wenn wir ›tausend‹ sagen, 185
    dann meinen wir es. Wir haben tausend. Aber: haben
    Sie tausend? Haben Ihre Freunde tausend?«
    »Sagen Sie’s ihm, Mister Trumpet.«
    Mister Trumpet hatte keine Wahl. Er wurde ein
    bißchen grau.
    »Wir haben die Tausend.«
    »Also gilt das Gebot.«
    »Tausend Guineas.«
    Sir Joseph war erschreckt. Er begann sich ein we-
    nig aufzuplustern. (Damit fing das Unheil an, schwö-
    re ich. Überhaupt nicht mit mir. Wenn nur Sir Joseph einen kühlen Kopf behalten hätte.)
    Er war wider Willen höher getrieben worden, als
    er beabsichtigt hatte. Unsere Vereinbarung. Zu
    schwer verpflichtet.
    »Eintausend und vierhundert Guineas.«
    Der Portugiese war nicht aufzuhalten. Er hatte sein Herz an den Pygmäen gehängt. (Vielleicht für die
    Herzogin in Lissabon?) Er schwitzte nun, und das
    mischte sich nicht gut mit seinen Duftessenzen. Die Hütte stank beinahe so wie der Korral. Und wir waren nur sechs, die Guineas ungerechnet. Aber wenig-
    stens wurden wir von den schrecklichen Fliegen ver-
    schont.
    »Achtzehnhundert.« Mister Trumpet war prompt.
    Zu prompt.
    »Eintausend und achthundert Guineas?«
    »Ja.«
    »Verzeihen Sie mir, Sir, aber dürfen wir’s, äh, sehen?
    Sie verstehen natürlich – keine Kränkung – kein Miß-
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    trauen gegen Ihre Ehre – aber Gebote in der Hitze –
    allzu leicht – möchte nicht, daß sich Freunde wegen –
    hm! – Übertreibungen entzweien – Geschäftsleute –
    Geld auf den Tisch sozusagen wie? Töricht weiter-
    zumachen – lächerlich! Muß, bedaure, muß es sehen.«
    »Bleib hier«, raunte der verzweifelte Mister Trum-
    pet mir zu. »Bleib hier. Ich komme wieder.«
    Er war auf dem Weg zu Mister Thompson, um
    noch etwas zu verkaufen. Mister Fared warf er zu:
    »Ich hole es: gleich.«
    Der Araber senkte den Kopf und verbarg sein sich
    ausbreitendes Lächeln. Dann war Mister Trumpet
    fort, und ich allein gelassen. Die Hütte wurde von
    den achtzehnhundert Punkten von Mister Trumpets
    verheißenen Guineas in Schach gehalten.
    Ich sah ihn am Korral vorbeistürmen. Ich war ge-
    spannt, ob er sich umdrehen und winken würde. Er
    tat es, in den Korral hinein. Und die Sklaven winkten zurück. Allesamt. Hoben ihre geketteten Arme und
    schrien ihm zu. »Herr«, sagte er, sei das Wort gewesen. Sie dachten, er hätte sie alle gekauft und baten um gute Behandlung. Er hielt sich die Hände über die Ohren und rannte.

    »Das ist falsch – schlecht gemacht – in der Mitte anzuhalten

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