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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Zug.
    »Nein«, sagte ich. »Wenn wir sie reparieren, heißt das, daß wir es gesehen haben. Wenn wir es gesehen haben, heißt das, wir wissen, daß wir bedroht werden. Es ist besser, sie denken, wir wüßten es nicht. Denn dann denken sie, sie brauchen das nächste Mal nicht allzu vorsichtig zu sein. Also reagieren wir gar nicht. Wir tun so, als wären wir nicht hiergewesen. Wir tun so, als hätten wir die Tür nicht gesehen. Wir verhalten uns weiterhin naiv und unwissend. Wenn sie denken, wir seien naiv und unwissend, dann werden sie leichtsinnig. Dann erkennen wir besser, wann sie das nächste Mal kommen.«
    »Okay.«
    Sie klang nicht überzeugt, aber sie war einverstanden.
    »Also wirf alles, was du brauchst, in eine Tasche«, sagte ich noch einmal.
    Sie war nicht glücklich damit, aber sie ging, um ein paar Sachen zu holen. Das Spiel begann. Ich wußte nicht genau, wer die anderen Spieler waren. Ich wußte nicht mal genau, was für ein Spiel das war. Aber ich wußte, wie man spielte. Mit meinem Eröffnungszug wollte ich bewirken, daß sie glaubten, wir wären immer einen Schritt hinter ihnen zurück.
    »Soll ich heute zum Dienst gehen?«
    »Du mußt«, sagte ich. »Du kannst nicht von deinem normalen Tagesablauf abweichen. Und wir müssen mit Finlay reden. Er wartet auf den Anruf aus Washington. Und wir müssen über Sherman Stoller alles erfahren, was möglich ist. Aber mach dir keine Sorgen, sie werden uns nicht mitten im Mannschaftsbüro niederknallen. Sie werden es irgendwo angehen, wo es ruhig und abgelegen ist, wahrscheinlich nachts. Teale ist der einzige üble Typ im Revier, also vermeide es, mit ihm allein zu sein. Häng dich an Finlay oder an Baker und Stevenson, okay?«
    Sie nickte. Ging sich duschen und für den Dienst anziehen. Nach zwanzig Minuten kam sie in ihrer Uniform aus dem Schlafzimmer. Strich sie glatt. Bereit für den Tag. Sie sah mich an.
    »Versprochen?« fragte sie.
    So wie sie es sagte, klang es wie eine Frage, wie eine Entschuldigung und eine Rückversicherung in einem Wort. Ich blickte zurück.
    »Darauf kannst du wetten«, sagte ich und zwinkerte ihr zu.
    Sie nickte. Zwinkerte zurück. Es ging uns besser. Wir gingen zur Vordertür und ließen sie einen Spalt offen, so wie wir sie vorgefunden hatten.
    Ich versteckte den Bentley in der Garage, um die Illusion aufrechtzuerhalten, daß wir noch nicht zurückgekommen waren. Dann stiegen wir in ihren Chevy und beschlossen, den Tag mit einem Frühstück bei Eno zu beginnen. Sie fuhr los und scheuchte den Wagen den Hügel hinauf. Nach den geraden Sitzen im alten Bentley hatte ich das Gefühl, schlaff und niedrig zu sitzen. Den Hügel hinunter kam uns ein Lieferwagen entgegen. In schickem Dunkelgrün, sehr sauber, nagelneu. Er sah aus wie ein gewöhnliches Nutzfahrzeug, aber auf der Seite stand in kunstvoller goldener Schrift: Kliner-Stiftung. Genau wie bei dem Gärtnerwagen.
    »Was ist das für ein Wagen?« fragte ich Roscoe.
    Sie zog am Drugstore nach rechts. Die Main Street hoch,
    »Die Stiftung hat eine Menge Wagen.«
    »Was macht sie genau?«
    »Große Nummer hier in der Gegend. Der alte Kliner. Die Stadt hat ihm das Land für seine Lagerhäuser verkauft, und ein Teil des Geschäfts war, daß er ein Programm für die Gemeinde aufstellt. Teale leitet es vom Rathaus aus.«
    »Teale leitet es? Teale ist der Gegner.«
    »Er leitet es, weil er der Bürgermeister ist«, sagte sie. »Nicht weil er Teale ist. Das Programm verteilt eine Menge Geld, gibt es für öffentliche Angelegenheiten aus, für Straßen, Parks, die Bücherei, für Subventionen hiesiger Geschäfte. Läßt auch dem Police Department ziemlich viel zukommen. Ich bekomme einen Zuschuß für meine Hypothek, bloß weil ich dort arbeite.«
    »Das gibt Teale eine Menge Macht. Und was ist mit dem Kliner-Sohn? Er hat versucht, mir wegen dir zu drohen. Tat so, als hätte er ältere Rechte.«
    Sie erschauerte.
    »Er ist ein Irrer«, sagte sie. »Ich gehe ihm aus dem Weg, wenn ich kann. Das solltest du auch tun.«
    Sie fuhr weiter, wirkte nervös. Blickte sich ständig mit erschrockenem Blick um. Als fühlte sie sich bedroht. Als würde jemand jeden Augenblick vors Auto springen und uns abknallen können. Ihr ruhiges Landleben in Georgia war vorbei. Vier Männer in ihrem Haus hatten es letzte Nacht zunichte gemacht.
    Wir fuhren auf Enos Kiesparkplatz, und der große Chevy schaukelte sanft in seiner weichen Federung. Ich glitt aus dem tiefliegenden Sitz, und wir gingen zusammen über den

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