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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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sollte den Friedhof besuchen, so lange wieder da und kein einziger Besuch. Fühlte ich mich schuldig? Oh Gott, ja. Schuldig genug hinzugehen? Nicht ganz.
    Traf einen irischen Rumänen namens Chaz. Früher war er Vollrumäne gewesen, aber jetzt markierte er den Eingeborenen. Er fragte:
    »Lust auf ’ne pint?«
    »Klar.«
    Wir gingen zu Garavan’s. Unverändert und unverdorben. Ich wählte einen Eckplatz, und Chaz holte die Runde. Ich holte meine Lullen heraus und steckte mir eine an. Chaz kam mit den pints, sagte:
    »Sláinte.«
    »Meinetwegen.«
    Er bediente sich aus der Marlboropackung und benutzte das Zippo. Er untersuchte es, sagte:
    »Das ist gehämmertes Silber.«
    »Und?«
    »Das hat ein Zigeuner gemacht.«
    »Da hast du recht.«
    »Verkauf mir das Teil.«
    »Es ist eine Leihgabe.«
    »Dann leih es mir.«
    »Nein.«
    Die pints gingen tadellos runter, und ich orderte einen frischen Schub. Ich betrachtete Chaz genauer; er trug einen Pullover von den Aran-Inseln und Militärklamotten. Ich fragte:
    »Wie läuft’s?«
    »Ich hoffe auf ein Stipendium vom Arts Council.«
    »Wofür?«
    »Weiß ich noch nicht, aber mir wird schon was einfallen.«
    »Dann kann’s ja gar nicht schiefgehen.«
    »Weißt du, Jack, in Irland mögen die Leute die Rumänen nicht.«
    »Betrübt mich, das zu hören.«
    »Aber in Galway ist es anders.«
    »Wie schön.«
    »Nein, in Galway hassen sie uns.«
    »Aha.«
    »Leih mir einen Fünfer, Jack.«
    Das tat ich. Sagte: »Bis dann mal«, und machte mich davon. Stieß batsch mit meiner Mutter zusammen. Sie sah über mich hinweg, und über mir stand Kneipe. Kaum ein Heiligenschein. Ihre Haut war, wie immer, faltenfrei, als hätte das Leben sie nie berührt. Nonnen haben den gleichen Deal. Estée Lauder, bitte notieren: Tun Sie sich mal bei den Nonnen um. Die Augen, man sieht meiner Mutter in die Augen, und man sieht die Arktis, eisblau. Immer dieselbe Botschaft:
    »Dich werde ich beerdigen.«
    Sie sagte:
    »Sohn.«
    Mir meines Guinness-Atems, meiner gebrochenen Nase wohl bewusst, sagte ich:
    »Wie geht es dir?«
    »Du bist wieder da.«
    »Das ist richtig.«
    Dann Schweigen. Bei so was blühen sie auf. Da ich mit dem Spiel groß geworden war und zwei Guinness verputzt hatte, konnte ich mitspielen. Wartete. Sie gab nach. Sagte:
    »Ich könnte dich zu einer Tasse Tee einladen.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ins GBC , die machen herrliche Scones.«
    »Heute nicht.«
    »Ans Schreiben hast du wohl gar nicht gedacht?«
    Selbe alte Leier, winsle weiter. Ich sagte:
    »Doch, ans Schreiben habe ich gedacht. Nur nicht gerade dir.«
    Kam voll an. Sie seufzte. Wenn es da was Olympisches gäbe, würde sie spielend gewinnen. Und die ganze Zeit hetzten die Menschen vorbei und beachteten uns nicht. Ich sagte:
    »Ich muss los.«
    »Mehr hast du nicht für deine eigene Mutter übrig?«
    »Doch. Das hier.«
    Riss mir den Beutel vom Hals, legte ihn ihr in die Hand. Ich wollte noch sagen:
    »Das kannst du neben das Herz meines Vaters legen.«
    Warum des Guten zu viel tun?

»Der Sommer sang in mir.«
    Edna St. Vincent Millay

S weeper holte mich rechtzeitig ab. In einem weißen Van, makellos sauber. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, vier junge Männer hinten im schwarzen Trainingsanzug. Ich sagte:
    »’n Abend, Jungs.«
    Sie sagten nichts. Sweeper legte einen Gang ein, fädelte sich in den spätabendlichen Verkehr. Ich sagte:
    »Ich habe Ihnen ein Geschenk mitgebracht.«
    Er war gründlich überrascht, machte:
    »Was?«
    Ich reichte ihm das Paket. Er packte, ein Auge auf der Straße, aus und sagte:
    »Elvis Presley!«
    »Wie Sie ist er der Boss.«
    Chor amüsierter Zustimmung von hinten. Bei der Nile Lodge bog er ab. Er sagte:
    »Sie wohnen in Taylor’s Hill.«
    »Da müssen sie ein paar Moppen haben.«
    Er sah mich an, fragte:
    »Nicht verwandt oder verschwägert?«
    »Was?«
    »Taylor’s Hill.«
    Ich schüttelte den Kopf, sagte:
    »Ich bin von der falschen Seite der Eisenbahnschienen.«
    Das ließ er sich durch den Kopf gehen und fragte dann:
    »Bereit?«
    »Wofür?«
    »Zu tun, wie Ihnen geheißen.«
    »Mmmmmmmmm, das war schon immer ein Problem.«
    »Versuchen Sie’s.«
    »Na, versucht hab ich’s schon immer, weiß Gott.«
    Im stillen Abschnitt des Hügels, nicht weit von der Threadneedle Road, hielten wir an und fuhren dann in eine Parkbucht. Sweeper nickte, und die Jungs glitten hinaus wie Phantome. Ich fragte:
    »Die Tiernans, gehört denen das Haus oder was?«
    Er lächelte grimmig.
    »Geerbt, die

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