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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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stand.
    Annabel trat mit einem Gesichtsausdruck der Entschlossenheit vor. »Ich schulde Ihnen eine Erklärung. Mein Verhalten war abscheulich, und ich bitte insbesondere Sie beide um Vergebung für die Verlegenheit, in die ich Sie möglicherweise gebracht habe.« Sie blickte auf Kit mit einer gehobenen Augenbraue. »Wird das ausreichen?« Er nickte, und sie lächelte erleichtert. »Dann können wir das jetzt ruhen lassen?«
    » Wir schon«, betonte er resigniert. »Aber ich glaube nicht, daß irgend jemand sonst es vergessen wird. Du hast jetzt deine Anwesenheit auf dramatische Weise im ganzen Kantonnement bekannt gemacht, und Gott allein weiß, wie ich damit fertig werden soll.«
    »Ich würde es erst gar nicht versuchen«, meinte Annabel heiter und machte die Tür auf. »Ich werde sehen, ob Harley für das Abendbrot Hilfe braucht.«
    »Vielleicht solltest du es wirklich gar nicht erst versuchen«, stimmte Bob zu und deutete ein Schulterzucken an. »Im Augenblick ist hier genug los, um die Angelegenheit in Vergessenheit geraten zu lassen, wenn man nicht weiter daran rührt.«
    »Wir wollen es hoffen.«
    Wie der folgende Morgen erwies, war jedoch gar nichts in Vergessenheit geraten. Lady Sale wünschte, daß Hauptmann Ralston zum frühesten Zeitpunkt, der ihm angenehm sei, ihr seine Aufwartung machte.
    Kit empfing die Einladung mit umwölkter Stirn, und Annabel sah ihn vorsichtig an, ob sein Zorn im Begriff war, neu aufzuflackern. »Vielleicht ist es nur wegen –«
    »Natürlich ist es deshalb«, unterbrach er sie. »Sie ist eine ewig sich einmischende Betschwester.« Er schob seinen Stuhl vom Frühstückstisch zurück. »Leider ist sie so eine Art Reisebegleiterin für junge Offiziere, und Elphinstone glaubt, daß ihr die Sonne aus dem …« Er verschluckte den vulgären Ausdruck und richtete seinen Ärger wieder auf die Urheberin aller Unannehmlichkeiten. »Wir hätten das durchgehalten, Annabel, wenn du dein Versprechen gehalten hättest.«
    »Ich habe gesagt, daß es mir leid tut.«
    »Ja, aber das hilft uns jetzt auch nicht weiter.«
    »Da hast du wohl recht.« Sie spielte mit den Krümeln auf ihrem Teller. »Wenn du wirklich nicht willst, daß sie meine Geschichte erfährt, warum sagst du ihr dann nicht, daß ich eine gemischtrassige Hure vom Basar bin, für die du eine Schwäche hast? Es gibt einige, und sie können ganz gut Englisch sprechen. Afghanische Frauen färben ihre Haare häufig mit Henna; es ist eine beliebte Farbe.« Sie blickte zu ihm auf. »Warum sollte ein unverheirateter Offizier nicht jemanden haben, der ihm das Bett wärmt? Dieser stumpfsinnige Oberst hat sich doch in der Hinsicht geäußert!«
    Kit seufzte. Selbst wenn er noch gewollt hätte: Jetzt war es zu spät, um zu seinem ursprünglichen Plan zurückzukehren und die rührende, unschuldige, gerettete Waise der Barmherzigkeit Ihrer Ladyschaft anzuvertrauen. Annabel hatte die Natur der Beziehung durch ihren Ausbruch nur allzu klar gemacht. Er wollte sie heiraten, aber er wollte es anständig tun, in St. George am Hanover Square mit einer Verlobungsanzeige in der Times, mit Aufgebot und Glückwünschen. Seine zukünftige Braut wußte davon natürlich noch nichts, und er zog es vor, es vorläufig für sich zu behalten, aber das hieß, daß sie für Lady Sale und die übrigen Matronen eine andere Identität annehmen mußte.
    »Es könnte klappen«, sagte er. »Aber sie wird mir wegen moralischer Laxheit und Indiskretion – die größere Sünde von den beiden – ganz schön die Leviten lesen. Wenn du diskret gewesen wärst, dann hätte jeder die Augen davor verschlossen, was unter meinem eigenen Dach vor sich geht.«
    »Bist du immer so unversöhnlich?« fragte sie mit einer Spur Gereiztheit in der Stimme. »Das scheint mir in keiner Weise förderlich. Ich habe versucht, dir vernünftige Vorschläge zu machen, und alles was dir einfällt, ist dich über das Geschehene zu beklagen.«
    Kit lächelte widerwillig. »Das gleiche habe ich auch immer zu meinem Vater gesagt, wenn er sich so lange Sorgen wegen irgendeiner meiner vergangenen Sünden machte, bis es mir überhaupt nicht mehr leid tat und mich eher dazu anstachelte, neue zu begehen.« Verwirrt schüttelte er seinen Kopf. »Ich begreife nicht, was du mit mir anstellst, Annabel.«
    »Ich würde nie etwas mit dir machen, was du nicht willst«, sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, belustigt von der Verwirrung in den grauen Augen und den rosig hängenden Lippen. »Was hättest du denn

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