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Jäger der Nacht

Jäger der Nacht

Titel: Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wallace Hamilton
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hörte sich fragen: «Kommt Kenny auch?»
    «Klar, glaub’ ich schon.»
    Pillen. Das war kein Bier. Das war keine Farbe. Kevin marschierte los. Auf halbem Wege zum Friedhof wollte Kevin eigentlich wieder umkehren oder bei Lenny vorbeischauen, aber dann dachte er daran, daß Dennis glauben würde, er hätte Angst, und diesen Triumph wollte er ihm nicht gönnen. Außerdem würde Kenny dort sein.
    Aber Kenny war nicht da. Max und Arnie waren da; sie saßen auf der Grabplatte zwischen dem kleinen Mausoleum und dem Grabstein mit dem Engel oben drauf. Joe und Rico lungerten herum und beobachteten, wie die älteren Jugendlichen einen Sechserpack Bier öffneten. Aber kein Kenny. Wieder verspürte Kevin den Drang abzuhauen, aber zu dem Zeitpunkt waren er und Dennis schon gesehen worden. Keine Umkehr mehr möglich.
    Max und Arnie begrüßten sie. «Hey, kommt rüber, Jungs», sagte Max.
    Rico stimmte aufgeregt ein: «Diesmal haben sie wirklich Wahnsinnszeugs dabei!»
    Joe: «Wir werden ganz schön einen losmachen.»
    Knallend öffnete Arnie seine Bierdose. «Das wird ‘ne ganz besondere Party.»
    Kevin und Dennis gesellten sich zur Gruppe an der Grabplatte.
    «Was haste denn mitgebracht?» fragte Dennis.
    «Tranquilizer und LSD», sagte Max. «Das Beste.»
    «Da hebste ab wie ‘ne Rakete...», sagte Joe.
    Arnie nahm einen kräftigen Schluck Bier und wischte sich den Mund. «Das wird Kevins Geburtstagsparty. Hast doch Geburtstag, was?»
    Kevin schüttelte seinen Kopf. «Erst in ein paar Monaten.»
    «Dann...», sagte Max, «dann feiern wir den Geburtstag eben im Voraus, nur für Kevin.»
    «Wieso?»
    «Weil du so ein süßer Junge bist.» Arnies Stimme klang lieblich.
    «Und weil wir dich alle gern haben.»
    Kevin fühlte sich allein gelassen. Sogar Dennis schien sich von ihm abgesetzt zu haben. Und Arnie und Max beobachteten ihn im Dämmerlicht.
    «Nimm ein Bier.» Max hielt Kevin eine Dose hin.
    Kevin schüttelte seinen Kopf und sagte: «Von dem Zeugs bin ich ab.»
    «Wie haben wir’s denn?» sagte Arnie. «Auch noch ein braver, kleiner Junge.»
    Kevin sah sich in der Runde um. «Was geht hier überhaupt vor?» Joe stand dicht neben ihm und legte einen Arm um Kevins Schulter. «Wir feiern ‘ne Party.» Er ließ seinen Arm fallen, bis er auf Kevins Hintern lag.
    «Wo’s Kenny?» fragte Kevin.
    Max seufzte. «Er ist müde. Kann nichts dafür. Hat’s von jedem gekriegt.»
    Kevin wurde sich bewußt, daß ihn alle anstarrten.
    «Okay. Hier sind die Pillen.» Arnie klang geschäftsmäßig.
    «Kommt und holt sie euch.»
    Kevin sah nicht, was die anderen bekamen, aber ihm gab Arnie zwei dunkle Pillen und eine helle. Kevin dachte sich: Wenn jeder was nimmt, kann ich es auch tun, und außerdem brauchte er unbedingt etwas, um seine Nerven zu beruhigen.
    Aber fünfzehn Minuten später war sich Kevin nicht sicher, ob er überhaupt noch Nerven hatte. Er saß auf der Erde, den Rücken gegen die Grabplatte gelehnt, und fühlte sich so himmlisch matt, daß er meinte, mit der Erde zu verschmelzen. Dann ging es mit den Farben los, Farbspiele, die er seit dem Farbschnüffeln nicht mehr gesehen hatte. Sie leuchteten in der Dunkelheit: Kreise, Säulen, Sonnen, die in Lila und Blau, Orange und Grün explodierten, verpuffend und herumwirbelnd wie in einem gespenstischen Tanz. Sie kamen aus der Erde, aus den Bäumen. Sie jagten um Grabsteine und strichen durchs Gebüsch; ein pulsierendes Strahlen, gespenstisch lebendig.
    Kevin nahm das, was die anderen sagten, gerade noch als ein entferntes Geräusch wahr und war sich nur schemenhaft der Körper dicht neben ihm bewußt. Er war in ein Reich aus Licht und Farben hinübergeglitten; sein Bewußtsein war in schläfrige Verwunderung eingehüllt.
    Er fühlte unter seinen Armen Hände, die ihn auf die Beine stellten. Violettes Licht explodierte und verklang langsam. Seine Beine schwankten, und es waren andere Hände als seine eigenen, die seinen Gürtel aufmachten. Das Geräusch des Reißverschlusses, als sein Hosenschlitz geöffnet wurde, schien von meilenweit herzukommen, während ein orangefarbener Blitz ihn einzuhüllen schien. Das Orange wirbelte um ihn herum, vertiefte sich zu einem Rot, und er fühlte die kühle Brise der Nacht auf seinen nackten Hüften.
    Hände führten ihn, bis er mit dem Gesicht nach unten auf dem kühlen, flachen Stein der Grabplatte lag. Wie von einer Welle gepackt, wurde sein ausgestreckter Körper von etwas Blauem überspült, stumm und schweigsam wie der Stein unter

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