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Jäger der Nacht

Jäger der Nacht

Titel: Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wallace Hamilton
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murmelnd.
    «Brandy.»
    Kevin stützte sich auf einen Ellenbogen. «Gib mir was.»
    «Gefährlich. Du hast Tranquilizer geschluckt, nicht wahr?»
    «Ich glaub’, ‘n Aufputschmittel. Und LSD. Hat mich von den Beinen gehauen. Die Farben. Die machen mich noch verrückt.»
    «Farben?»
    «Vom LSD.» Seine Augen huschten angstvoll umher. «Das ganze Scheißzimmer ist grün!»
    Bruce sah sich um – gedämpftes Beige und Dunkelbraun.
    «Grün?»
    «Ja... grün.»
    Bruce ließ sich erweichen und hielt Kevin das Glas hin. «Ein Schlückchen. Nur ein Schlückchen.»
    Kevin nahm einen Riesenschluck von dem Brandy, schnappte nach Luft, hustete und verschüttete etwas auf dem Bett. Bruce brachte den Schwenker in Sicherheit, während Kevin noch immer nach Luft schnappte. «Das Zeug... hat’s... in sich!»
    «Du solltest nur einen kleinen Schluck nehmen.»
    Kevins wässerige Augen schimmerten im Licht der Nachttischlampe. «Tut mir leid, daß ich was auf dem Bett verschüttet habe.» Bruce lächelte. «Schon in Ordnung. Von dem Geruch kann man blau werden.»
    Kevin ließ sich ins Kissen zurückfallen; seine Hand war wieder auf Bruces Unterarm. «Mensch, das stinkt vielleicht.» Seine Augen fielen ihm fast zu, aber sie sahen verführerisch aus.
    Bruce beugte sich über Kevin und küßte ihn. Kevins Lippen waren gierig, und er hatte einen Arm um Bruces Hals geschlungen. «Ich hab’s hierher geschafft», flüsterte er. «Ich hab’ nicht geglaubt, daß ich’s schaffen würde.»
    «Was ist passiert?»
    Kevins Augen schimmerten noch einen Tick mehr, als er seinen Kopf von Bruce abwandte. «Ich möchte nicht darüber sprechen.»
    «Klingt schlimm.»
    «Ja.»
    Mit einer plötzlichen, unbeholfenen Bewegung legte Kevin seine Arme um Bruces Nacken und zog ihn runter. «Halt mich.»
    Bruce war vollständig angezogen; er kickte seine Schuhe von den Füßen, streckte sich neben Kevin aus und hielt ihn fest in seinen Armen. Der Geruch von Brandy war betäubend, aber Kevins Körper war unter seinen Händen immer noch schweißnaß und kühl.
    Kevin lag auf dem Rücken und starrte nach oben. «Sie wird heller.»
    «Was?»
    «Die Zimmerdecke.»
    Bruce sah kurz nach oben, als ob er sich vergewissern wollte.
    «Die Decke ist weiß.»
    «Sie ist grün, mit orangen Punkten, aber sie wird jetzt weiß.»
    «Das muß ganz schön scharfes LSD gewesen sein.»
    «War es.»
    «Wer hat es dir gegeben?»
    «Einige Jungs...» Bruce wartete.
    «... sie wollten mich ficken. Darum haben sie mich high gemacht.»
    «Wo ist das ganze passiert?»
    «Auf einem Friedhof.»
    Bruce fühlte, wie auch er leicht zu frösteln begann.
    «Ich bin entkommen, aber die Farben haben mich immer weiter verfolgt. Da war dieses schreckliche orangefarbene Etwas, das mir ständig auf der Straße gefolgt ist, und ich sah diesen Mann, der überall lila war, und gelbes Zeug kam aus seinem Gesicht. Ein Auto hatte versucht, mich zu packen. Es hatte Zähne. Ich hab’ versucht, mich zu verstecken, aber diese Mülltonne verwandelte sich in eine Bombe, die kurz davor war, zu explodieren. Ich bin schließlich zum Jefferson Square gelangt. Das Denkmal pißte in den Brunnen, es war nur, daß es Blut pißte. Ich bin gerannt. Ich wußte, daß ich in der Nähe deiner Wohnung war. Doch ich weiß nicht, wie ich sie gefunden habe. Mir muß wohl schwarz vor Augen geworden sein.» Seine Stimme klang allmählich wie weit entfernt. Er wandte seinen Kopf um und sah Bruce direkt in die Augen.
    «Denkst wohl, ich hab’se nicht mehr alle, hä?»
    «Nein.»
    «Aber...»
    «Es ist nur...» Bruce rang nach den richtigen Worten, bis er dann sagte: «Es ist nur... ich habe immer auf dich gewartet.»
    «Es ist einen Monat her. Vielleicht länger. Und es war nur einmal.»
    «Ich weiß.»
    Kevin starrte wieder an die Decke. «Manchmal braucht es wohl nicht mehr. Nur einmal.»
    Seine Augen schlossen sich. Kevin schlief ein.
     
    Als Bruce am nächsten Morgen aufwachte, hörte er das Geräusch von Atmen dicht an seinem Ohr. Die Augen immer noch geschlossen, bewegte er sich auf das Geräusch zu und berührte eine zarte Schulter. Er öffnete seine Augen und betrachtete blinzelnd das Gesicht. Kevin. Der ganze vergangene Abend kam ihm wieder in den Sinn und mit ihm das überwältigende Gefühl, richtig gehandelt zu haben. Kevin gehörte an seine Seite. Er gehörte an Kevins Seite. Er hatte keine Ahnung, warum er sich dessen so gewiß war oder warum es so war, aber er war sich dessen sicher.
    Aber wer war Kevin? Er

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