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Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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innerhalb weniger Tage im Breisgau nach wie vor ungewöhnlich waren. Doch Mehrfachmörder töteten in der Regel nicht einmal auf die eine, dann auf die andere Weise. Sie hatten Lieblingswaffen.
    Es sei denn, der eine Mord war geplant, der andere nicht.
    »Bei Eddie hatte er keine Waffe dabei«, sagte sie. »Er hatte nicht vor, ihn zu töten. Diesmal hatte er es vor.«
    Hans Meirich murmelte etwas Unverständliches, Bermann sagte: »Aber bleibt für andere Möglichkeiten offen.«
    Thomas Ilic kehrte zurück, mit ihm kam Andi Bruckner. »Scheiße«, sagte Bruckner. Er beugte sich über die Leiche. In Karlsruhe, sagte er, hätten sie vor ein paar Jahren einen Russen gehabt, der habe ähnlich ausgesehen. »Perforiert wie ein Sieb, sag ich mal, mit einem japanischen Gemüsemesser.«
    »Und wer war’s?«, fragte Hans Meirich. Er sagte »war’ch«.
    Andi Bruckner warf einen bedeutungsschwangeren Blick in die Runde, bevor er antwortete.
    Eine misshandelte Frau.

    Auf dem Rückweg zur Straße erhielt Bermann einen Anruf von Alfons Hoffmann. Am frühen Morgen war eine Vermisstenmeldung hereingekommen. Eine Frau aus Horben, die gesagt hatte, ihr Mann habe das Haus gegen Mitternacht verlassen und sei bis jetzt nicht zurückgekommen. Im Gehen rasselte Bermann Daten herunter – Dietmar Haberle, vierunddreißig, Dr. med., Hautarzt, Praxis in Freiburg, verheiratet, eine Tochter.
    Männer, die für ein paar Stunden verschwanden, waren nichts Ungewöhnliches. Doch jetzt lag eine Leiche im Wald bei Horben.
    »Du und ich«, sagte Bermann zu Louise.
    Sie nickte.
    Entscheidungen standen an.

    Der Hundehalter wartete an der Straße in einem Streifenwagen. Ein kleiner alter Mann, ein kleiner alter Hund, beide zitterten wie Espenlaub. Bermann sprach mit ihm, Louise und die anderen hörten zu, viel kam nicht heraus. Der Mann und der Hund – »wir« – wohnten einen halben Kilometer entfernt an der Straße nach Horben, gingen jeden Morgen spazieren, immer denselben Weg, der Hund – »er« – war im Wald verschwunden, hatte minutenlang wie verrückt gebellt, da war ihm der alte Mann gefolgt und hatte den Toten gefunden.
    Nein, er habe den Mann noch nie gesehen, und »er« kenne ihn auch nicht.
    Der Hund winselte, der alte Mann drückte ihn an seine Brust. Nur Louise schien zu bemerken, dass sich die Anzugjacke dunkel verfärbte.
    Bermann stieg aus. Streifenbeamte brachten den alten Mann und seinen Hund nach Hause.
    »Das kleine Miststück«, sagte Bruckner. Abscheu und Bewunderung lagen in seiner Stimme.
    Sie brauchte einen Moment, bis sie verstand, wen er meinte. »Du hast sie ja nicht alle.«
    »So töten bloß Frauen.«
    »Vielleicht bei euch«, meinte Thomas Ilic, der sich erholt zu haben schien. »Bei uns nicht.«
    »Bei euch Kroaten?«
    »Bei uns in Freiburg.«
    »Auf jeden Fall eine Bestie«, murmelte Hans Meirich. Es klang wie »Bechtie«.
    Bermann streifte Louise mit einem Blick. »Fahren wir.«
    Sie nickte. »Fahren wir« hieß: Reden wir.

    »Was hat er gesagt?«
    »Dass ich auf dich aufpassen soll.«
    »Mehr nicht?«
    »Das reicht für mein Magengeschwür.«
    »Männer wie du bekommen kein Magengeschwür, sondern Prostatakrebs.«
    Bermann grinste müde. »Mann, bist du anstrengend, Louise.«
    Sie saßen in seinem Dienstwagen, fuhren die schmalen, kurvenreichen Straßen zurück, die sie vor einer Stunde gekommen waren. Auf mich aufpassen, dachte Louise verärgert und enttäuscht. Natürlich ging es Almenbroich nicht nur darum. Er hatte Angst, wieder einen Fehler zu begehen. Wurde eingeweiht, hielt dicht, war also mitverantwortlich für alles, was aus ihrem Verhalten resultierte.
    Rief Rolf Bermann an.
    Sie hätte wissen müssen, dass er damit nicht klarkommen würde. Dass sie ihn überfordert hatte.
    Doch Almenbroichs Anruf bei Rolf Bermann bedeutete noch etwas: dass er ihm vertraute.
    Andererseits hatte er auch dem falschen Marcel vertraut.

    »Also?«, sagte Bermann.
    Also erzählte sie ein wenig mehr.
    Ihr Gespräch mit Josepha Ettinger, deren merkwürdiges Verhalten, die Sätze, die ihr anfangs nicht einmal aufgefallen waren und die sie dann nicht mehr hatte vergessen können. Die alte Frau, die den roten Kombi der Ettingers vor der Scheune gesehen hatte. Die Einkaufslüge. Ihr zweiter »Besuch« bei den Ettingers. Das Gästezimmer.
    Mehr sagte sie nicht. Erzählen ja, doch Schlussfolgerungen sollte Bermann selbst ziehen.
    Ein Polizist, Rolf, vielleicht ein Kripomann.
    Bermann hatte die Stirn gerunzelt, seine Miene

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