Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
Mindestens drei Rippen brachen, doch ich hielt mich immerhin so weit zurück, dass ich ihm nicht gleich den ganzen Brustkorb zertrümmerte. Er stöhnte, biss aber noch fester zu, und seine Zähne bohrten sich tief in meinen Hals.
Als mir schwindelig wurde, holte ich aus und versetzte Barrett einen Schlag in die Niere. Er heulte auf und ließ endlich von meinem Hals ab, und ich schubste ihn so fest von mir herunter, dass er ein Stück über den Boden rutschte. Ich bezwang meine Schmerzen, rappelte mich auf und packte ihn am Jackenkragen. Sein schönes Gesicht war voll von meinem Blut, und in seinen Augen lag ein unheimliches Leuchten. Er umklammerte meine Handgelenke mit seiner großen Hand und drohte sie mir zu brechen, doch ich rammte ihn kurzerhand gegen die Wand, um ihn auszuknocken.
Es klappte nicht. Entweder war sein Schädel zu dick, oder die Lykanthropie machte ihn zu stark. Ich knallte seinen Kopf noch einmal gegen die Wand, sodass er fast auf der anderen Seite herauskam. Nach dem dritten Mal wirkte er zwar benommen, war aber immer noch bei Bewusstsein. Ich ließ ihn fallen, schnappte mir einen Wandleuchter und schlug ihm damit auf den Hinterkopf, woraufhin er wie ein nasser Sack zu Boden ging. Aus der Platzwunde, die ich ihm beigebracht hatte, sickerte Blut und lief ihm über die Schläfe. Ich hatte ihm zwar den Schädel eingeschlagen, aber ich hörte seinen Herzschlag. Er würde es überleben.
Mit dem Leuchter in der Hand wich ich einen Schritt zurück. Aus der Wunde an meinem Hals tropfte immer noch Blut, doch sie war bereits im Begriff, sich zu schließen. Mein Hunger erwachte, und das Grollen in meiner Brust hallte in meinem Kopf wider. Es wollte Blut, Barretts Blut, und es würde erst Ruhe geben, wenn ich ihn bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt hatte. Ich wich noch einen Schritt zurück. Es kostete mich meine ganze Willenskraft, Barrett den Rücken zuzukehren und zur Tür zu gehen. Nachdem die Gier nach Blut einmal geweckt war, ließ sie erst wieder nach, wenn ich jemanden tötete oder mich zumindest ausgiebig an jemandem satt trank.
Ich öffnete vorsichtig die Tür und spähte in den Saal. Es war das reinste Chaos: zerfetzte Vorhänge, umgekippte Tische und mindestens fünf Leichen. Zwei von den Toten waren Nachtwandler. Dann erblickte ich zwei Naturi, die den Ausgang versperrten. Warum waren sie gekommen? Danaus war doch gar nicht im Club.
Dieser Kampf ließ sich am schnellsten beenden, indem wir die Naturi ausschalteten. Sie waren die größte Bedrohung. Ich breitete meine Kräfte aus und fand Knox auf Anhieb, zögerte aber, mich bemerkbar zu machen. Er kämpfte gerade gegen einen Werwolf. Ich spürte seinen wachsenden Zorn, doch sein Denken war immer noch von kühler Vernunft bestimmt.
Bitte, töte sie nicht, bat ich ihn in Gedanken. Gott sei Dank!, seufzte Knox. Er war offensichtlich erleichtert, dass ich noch am Leben war. Barrett... Die Naturi! Tötet die Naturi, dann hören die Werwölfe auf, wies ich ihn an. Haben wir schon versucht, entgegnete er ungehalten. Sie haben Roland und Adam umgebracht. Ich kümmere mich darum. Halt mir die Lykos vom Hals.
Als ich den Saal betrat, änderte sich augenblicklich die Lage.
Die Naturi sahen mich und fingen an zu grinsen. Einer der beiden war eindeutig vom Tierclan. Er hatte die gleichen Gesichtszüge wie Nerian und dunkles, zotteliges Haar. Als er auf mich zeigte, schauten die vier Lykos, die ich auf der Tanzfläche sah, in meine Richtung, und versuchten alle gleichzeitig, sich von ihren Gegnern zu befreien, um auf mich loszugehen. Mir fiel die Kinnlade herunter, und ich wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Die Naturi waren meinetwegen gekommen! Nicht wegen Nerian. Nicht wegen Danaus. Sie waren hinter mir her.
Als die Lykanthropen auf mich zukamen, griffen die Vampire sie sofort an. Markerschütternde Schreie übertönten das schaurige Geräusch von brechenden Knochen und reißendem Gewebe. Knox hatte meinen Befehl nur bis zu einem gewissen Punkt befolgt. Er hatte die anderen zwar angewiesen, die Lykanthropen zu beschäftigen, doch als klar wurde, dass es den Naturi eigentlich um mich ging, hatte er die Order ausgegeben, mich um jeden Preis zu beschützen. Innerhalb von Sekunden waren die vier Werwölfe tot.
Ich unterdrückte einen frustrierten Aufschrei, ließ einen Feuerball in meiner Hand entstehen und schleuderte ihn auf die beiden Naturi, die sich mir langsam näherten, doch er erreichte sie nicht. Einer der beiden hob die Hand, und
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