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Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker

Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker

Titel: Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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nun nicht mehr sah.
    „Was machen Sie hier?", knurrte ich. „Es ... es tut mir leid, dass ich zu spät bin", stotterte er mit einem dicken Akzent, der es mir schwer machte, seine Worte zu verstehen. „Ich hatte Probleme, von der Bar wegzukommen." „Die Bar? Wovon reden Sie da? Zu spät wofür? Wer sind Sie?" „Lass ihn los, Mira", meldete sich Danaus mit ruhiger Stimme zu Wort, bevor der Mann etwas sagen konnte. Ich wandte den Kopf nach rechts und sah, wie Danaus mit dem Messer in der Hand auf dem Bett kniete. Ich hatte nicht mal gehört, wie er sich bewegt hatte. „Er hat sich ins Zimmer geschlichen", sagte ich. Mein Griff blieb unverändert. Nur ein kleines bisschen fester, und ich würde ihm die Luftröhre zerquetschen. „Er gehört zu Themis."
    Obwohl auch das nicht gerade die beruhigendste Neuigkeit war, verschaffte sie ihm immerhin ein bisschen Zeit. Ich ließ den Hals des Mannes los, trat einen Schritt zurück und knipste auf dem Weg zum anderen Ende des Raumes die Deckenlampe an. „Mira, das ist Eduardo, einer der wenigen Kontaktleute, die Themis in Südamerika hat, und der einzige in Peru", erläuterte Danaus.
    Als ich am anderen Ende des Raumes angekommen war, fuhr ich auf dem Absatz herum und sah den Mann an. Mir war klar, dass ich nicht wie aus dem Ei gepellt aussah, aber auf die Heftigkeit seiner Reaktion war ich dennoch nicht vorbereitet. Eduardo wollte zurückweichen, stand aber bereits mit dem Rücken an der Wand, sodass er sich nur den Hinterkopf stieß. Er riss die dunkelbraunen Augen auf und bekreuzigte sich hastig mit zitternden Fingern. Dann stieß er einen Wortschwall aus, in dem weder Englisch noch Spanisch vorkamen. Ich konnte nur raten, dass es sich um Quechua oder einen der Hochlanddialekte handelte, war mir allerdings nicht sicher. Alles, was ich wusste, war, dass die halblauten Worte Erinnerungen in meinem Kopf wachkitzelten, Erinnerungen an Nächte in Machu Picchu, denn sie ähnelten allzu sehr dem Dialekt, den die Inkas Jahrhunderte zuvor gesprochen hatten. Sie hatten zugesehen, wie die Naturi mich gefoltert hatten, und ihre im Flüsterton geführten Unterhaltungen hatten mich dabei umschwirrt.
    „Schluss damit", schrie ich und presste mir die Handballen an die Ohren, während ich mir wünschte, ich könnte die Erinnerungen genauso einfach zum Verstummen bringen. .Aufhören!" Ich schloss die Augen und wich zurück, bis mein Rücken die Wand berührte. Einen Augenblick später riss ich die Augen beim Klang gedämpfter Schritte wieder auf. Danaus stand mit besorgtem Gesichtsausdruck vor mir.
    „Was ist los?", fragte er eindringlich, als ich die Hände von den Ohren löste. „Warum ist er hier?", fragte ich, ohne seiner Frage Beachtung zu schenken. Er brauchte nicht zu wissen, dass ich mich vor alten Gespenstern ängstigte. „Er sollte mich vor Sonnenaufgang wecken", antwortete Danaus. Die Anspannung verzog ihm immer noch den Mund, und ich konnte die Sorge in seinen Augen erkennen. Ohne in seinen Geist eintauchen zu müssen, wusste ich, was er dachte. Er fragte sich, ob ich schlussendlich doch noch verrückt wurde. Und vielleicht wurde ich das ja auch. Es musste schließlich jedes Lebewesen ein bisschen verrückt machen, wenn es die letzten Minuten vor seinem Ableben mitzählen konnte. Nur wenige Nächte noch, dann würde ich erneut im Gebirgsrefugium der Inkas stehen, mit den Naturi auf der einen Seite und den Nachtwandlern auf der anderen, und ich mittendrin. Die letzte Hoffnung der Nachtwandler, diesem Krieg ein Ende zu setzen.
    Alles, was ich daran auszusetzen hatte, war, dass ich bei der Sache wahrscheinlich drauf gehen würde. „Schick ihn weg", flüsterte ich und schloss die Augen. Niemand sprach ein Wort. Die einzigen Geräusche waren hastiges Füßescharren, das Klappern des Türknaufs und schließlich das Zuschlagen der Tür. Ich öffnete die Augen und löste mich von der Wand. Danaus trat einen Schritt von mir zurück und gab den Weg frei, sodass ich zur einzigen Sitzgelegenheit im Raum hinübergehen und mich hineinfallen lassen konnte.
    Während ich in dem abgewetzten Sessel mit dem verschlissenen grünen Bezug saß, ließ ich meinen Blick langsam durch den winzigen Raum wandern. Danaus setzte sich auf die Bettkante. Neben dem begehbaren Kleiderschrank stand eine wackelige Kommode, die, wie ich vage vermutete, aus Sperrholz bestand und nicht aus dem Eichenholz, an das sie erinnern sollte. Ein dazu passender Nachttisch kauerte neben dem Bett, das das Zimmer mit

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