Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
LaVinas zweistöckiges Bauernhaus zukamen. Ich konnte weder erkennen, welchem Clan sie angehörten, noch irgendwelche anderen Details – nur dass es Naturi waren. Im Kontrast zu der hypnotischen Melodie, die von Mira auszugehen schien, erschien ihr Energiemuster wie ohrenbetäubender, dissonanter Lärm.
»Sie sind genau vor uns und kommen langsam näher«, antwortete ich und schlug die Augen wieder auf. »Sie schwärmen aus, also sind sie wahrscheinlich zu Fuß unterwegs.«
»Tut mir leid«, murmelte Mira und ballte die Faust um den Türknauf. »Ich hätte besser … «
»Vergiss es! Besser, wir stellen uns ihnen jetzt als morgen, wenn wir Gaizka am Hals haben«, unterbrach ich ihre Selbstbezichtigung.
»Dann lass uns in meiner Domäne mal ordentlich aufräumen«, sagte Mira und riss die Haustür auf.
Wir traten auf die Veranda hinaus und bemerkten sofort die acht dunklen Gestalten, die uns über den Rasen entgegenkamen. Sie waren allesamt groß und schlank und trugen dunkle Kleidung, in der sie mit der Nacht verschmolzen. Bei ihrem Anblick beschleunigte sich mein Herzschlag, und meine Brust verengte sich. Die Kampfbereitschaft pumpte Adrenalin durch meine Adern, während meine Gedanken sich ganz auf die bevorstehende Schlacht konzentrierten. Jetzt gab es nur noch Feinde und mich. Über tausend Jahre Erfahrung verdichteten sich zu diesem einen Moment der Klarheit, bevor das erste Blut vergossen wurde. Bis Mira in mein Leben getreten war, war in mir nicht einmal mehr Raum für die Furcht vor dem Kampf gewesen. Die Nachtwandlerin hatte mich zum ersten Mal seit langer Zeit daran erinnert, dass es auch für mich noch ein schlimmeres Schicksal gab als den Tod.
»Was glaubst du, von welchem Clan sie sind?«, fragte ich, während ich die Stufen hinabflog.
Die Nachtwandlerin deutete mit dem Kopf gen Himmel, wo sich inzwischen dunkle Wolken ballten. »Wenigstens einer gehört zum Windclan«, sagte sie und zog das Messer.
Ich runzelte die Stirn. Der Windclan konnte das Wetter kontrollieren und also auch einen Blitzregen auf uns niedergehen lassen. Aus Miras Respekt vor diesem einen besonderen Clan schloss ich, dass sie momentan nicht glaubte, einen direkten Treffer mit einem Blitz überstehen zu können. Ich war mir nicht mal sicher, dass ich das konnte. Die Angehörigen des Windclans mussten wir also so schnell wir möglich ausfindig machen und ausschalten.
»Willst du meine Pistole?« Ich bot ihr die Waffe aus dem Holster in meinem Kreuz an. »Ich kann auch noch die andere aus dem Handschuhfach holen.«
»Behalt sie ruhig«, erwiderte Mira kopfschüttelnd. »Du bist sowieso ein besserer Schütze als ich. Ich hab da so meine eigenen Methoden.« Die Nachtwandlerin ging voran und stellte sich, die Hände in die Hüften gestemmt, mitten in den großen Garten unter die Äste einer riesigen Eiche. Ich hielt mich weiter hinten, bereit, das Feuer zu eröffnen, sobald sie auch nur die leisesten Anstalten machten, auf uns zuzukommen.
»Ich habe euch nicht gebeten, in meine Domäne zu kommen«, rief Mira den Naturi entgegen.
»Du bist in unserer Welt nicht willkommen«, gab eine weibliche Naturi süffisant zurück. Es juckte mir in den Fingern, ihr sofort eine Kugel zwischen die Augen zu jagen.
»Verschwindet auf der Stelle, oder wir sehen uns gezwungen, euch alle zu vernichten«, rief Mira. Zugleich streckte sie die linke Hand aus und beschwor einen Feuerball herauf. Noch aus mehreren Schritten Entfernung spürte ich, wie ihre Kräfte mir kühl über das Gesicht strichen.
Drei der Naturi beantworteten Miras unverhohlene Drohung, indem sie ebenfalls die Hände ausstreckten und ihrerseits Flammen heraufbeschworen, sodass sie Miras Pose spiegelbildlich nachahmten. Gelächter brandete unter den Naturi auf. Sie waren uns nicht nur zahlenmäßig überlegen, sondern hatten auch noch Angehörige des Lichtclans dabei. Das beraubte Mira ihres Vorteils, da diese Naturi ihre Feuerangriffe mit gleicher Münze heimzahlen konnten.
»Ihr habt diesen Kampf vom Zaun gebrochen«, schleuderte uns eine der Lichtclan-Naturi entgegen. »Unsere Brüder und Schwestern im Gewächshaus waren keine Bedrohung für euch.«
»Jeder Naturi in meiner Domäne ist eine Bedrohung für meine Leute«, schrie Mira zurück.
Die Naturi rümpfte verächtlich die Nase und reckte das Kinn. »Sie hat uns bereits gewarnt, dass du nicht gerne teilst.« Einen Augenblick lang fragte ich mich, ob sie von Cynnia oder von Aurora sprach, aber für solche Gedanken hatte
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