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Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)

Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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riesig, fast wie die einer Eule, erscheinen. Als wir näher kamen, hielt er uns die Tür auf und fummelte nervös mit den Stummelfingern der Linken an den Knöpfen seines Blazers herum.
    »Wir stecken in Schwierigkeiten«, verkündete er leise, als Mira ins hell erleuchtete Innere trat. Ihre fahle Haut begann im grellen Neonlicht seltsam schillernd zu leuchten. Jetzt war mir klar, warum ich in den Gängen eines rund um die Uhr geöffneten Supermarkts noch nie einem Vampir begegnet war.
    Miras Schuhe quietschten, als sie sich zu dem Mann umdrehte, auf dem abgestoßenen weißen Linoleum. »Was soll das heißen? Hast du etwa die Leiche verbaselt?« Sie warf ihm über die hellblauen Gläser ihrer Sonnenbrille einen Blick zu.
    »Natürlich nicht!«, fuhr er auf und warf sich entrüstet ein bisschen in die Brust. Er reckte das Kinn und schob sich eilig an mir vorbei. Er reichte mir nicht ganz bis zur Schulter.
    Mira zuckte die Achseln und schenkte mir ein verstohlenes Grinsen. »Die Hoffnung stirbt zuletzt.«
    »Wer ist der da?«, fragte der Mann mit einem Kopfnicken, bevor er weiter den Flur hinunterging.
    »Wo habe ich nur meine Manieren«, sagte Mira. »Archie, das ist einer meiner Mitarbeiter, Danaus. Danaus, das ist der Leichenbeschauer von Chatham County, Dr. Archibald Deacon.« Sie war spürbar verärgert, während sie uns einander vorstellte.
    Ein Mitarbeiter. Das gefiel mir nicht. Es klang, als wäre ich irgendein Geschäftspartner oder, für menschliche Ohren, einer von ihren Leuten. Aber ich war kein Nachtwandler. Natürlich war ich auch kein echter Mensch. Doch obwohl mir die Bezeichnung nicht gefiel, musste ich doch zugeben, dass sie nicht viele andere Möglichkeiten hatte. Das ist Danaus, der Vampirjäger. Allein bei dem Versuch, diese Information zu verarbeiten, wäre dem Mann wahrscheinlich das Gehirn zu den Ohren hinausgelaufen.
    Der Leichenbeschauer sagte nichts. Er hielt lediglich kurz inne, dann stieß er eine Tür auf, die in einen Treppenschacht führte, und nickte mir zu, ehe er vor uns die Treppe hinabstieg.
    »Also, was gibt es für Probleme?«, fragte Mira. Ihre Stimme hallte schwach von den Betonwänden wider.
    »Die Leiche ist das Problem«, versetzte er scharf. »Ich wusste ja nicht, dass es sich um einen von euch handelt.«
    »Mira … «, warf ich ein, während sich in meinem Magen erneut Wut ballte. Was für einen Deal hatte sie jetzt wieder mit dem städtischen Leichenbeschauer? Wusste ich etwa deshalb nicht über ihre sämtlichen Morde Bescheid, weil sie sich mit ihm verbündet hatte, um alles hübsch unter den Teppich zu kehren?
    »Er meint, dass ein Außenseiter dahintersteckt oder dass es einen Außenseiter erwischt hat «, raunte sie mir über die Schulter zu und widmete sich dann wieder Archie. »Was haben sie denn mit ihr gemacht?«
    »Alles«, sagte er und warf in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände in die Luft. »Man hat mich nicht an den Tatort gerufen, weil da eh schon die Hölle los war. Wenn die Tochter eines Senators in ihrer Wohnung in der River Street ermordet wird, rückt natürlich sofort ein Heer von Presseleuten an. Die Leiche habe ich erst gesehen, als sie bei uns ankam.« Er zog mit leisem Grunzen die Tür auf und führte uns einen schmalen Korridor entlang auf ein Paar Stahltüren zu. »Man hatte mir gesagt, dass sie dem Anschein nach von einem Tier überfallen und getötet worden war. Ich ordnete die Standardautopsie an und dachte nicht weiter daran. Erst später am Nachmittag sah ich die Digitalfotos, die die Polizei am Tatort gemacht hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits mein Toxikologe und mein Serologe an der Leiche zu schaffen gemacht. Sogar ein paar Zoologen hatte man hinzugezogen, die sich den Kopf darüber zerbrachen, wer oder was solche Bissspuren hinterlassen könnte.«
    In der Mitte des mit glänzenden stählernen OP -Tischen übersäten Raums stand unter einer hellen Lampe eine einzelne Arbeitsfläche. Darauf lag eine mit einem weißen Tuch verhüllte Leiche. Archie ging auf die andere Seite des Tisches, während Mira und ich auf der der Tür zugewandten Seite stehen blieben.
    Die kühle Luft drang durch meine Lederjacke und kroch mir den Rücken hinauf. Ich hatte im Lauf der Jahre dem Tod öfter ins Auge geblickt, als mir lieb war, und dabei immer wieder mit Leichen zu tun gehabt (ganz zu schweigen von Leichen, die sich aufsetzten und zu reden begannen, obwohl man das noch Sekunden vorher für unmöglich gehalten hätte). Doch hier,

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