Jagdhaus in Der Eifel
Mensch bin ich. Kriminalkommissar Freiberg und mein Kollege Kriminalhauptmeister Müller. Wir wollen Sie nicht von der Jagd zurückhalten. Ein paar Minuten werden genügen.«
»Ich will nicht jagen, aber die Waffe geht mit, wenn ich mich im Walde umsehe. Wildernde Hunde und Katzen werden abgeschossen.«
»Wölfe gibt es hier wohl nicht?« fragte Lupus.
»Unsinn – was Sie da reden«, sagte Semper herablassend.
Lupus lachte in sich hinein und dachte an sein Mehlpfötchen.
»Nun kommen Sie schon herein, aber ich weiß wirklich nicht, was Sie hier finden wollen. Gestern abend habe ich Frau Bessener in der Stadt getroffen. Sie hat mir erzählt, daß sie Besuch der Kripo im Ministerium hatte. Jetzt streichen Sie hier im Wald herum. Was soll das Ganze?«
Die Antwort blieb aus.
Über einen kleinen Vorraum, der als Windfang diente und Gelegenheit bot, nasse Kleidung abzulegen oder die Schuhe zu wechseln, betrat man den Wohn- und Aufenthaltsraum. Rechts befand sich eine Eßecke mit Getränkebar und linker Hand ein gemütlicher Winkel mit Kiefernholztisch, durchgesessener Couch und vier abgewetzten Ledersesseln. Gehörne und Geweihe hingen wie Ehrenmale für Reh- und Rotwild an den Wänden. Zwei Türen ließen den Zugang zu weiteren Räumen vermuten.
Hans Semper entriegelte die Fensterläden und stieß sie schwungvoll auf. Seine Hand wies auf die Sessel. »Bitte. Also, was gibt’s?«
»Herr Semper, unser Besuch scheint Ihnen nicht zu gefallen. Wir werden es kurz machen. Brigitte Fournier gehörte zum Hüttenkreis. Sie war oft mit Hedwig Bessener bei Ihnen. Jetzt ist eine von den beiden Damen umgebracht worden und wir haben die Pflicht, denjenigen Fragen zu stellen, die mit der Ermordeten Umgang gehabt haben. Dazu gehören Sie und darum fragen wir.«
»Wenn Sie mit Umgang Verkehr meinen, da gibt es andere Beziehungen.«
»Von Ihrer Seite zu Frau Bessener, wie ich annehme«, stellte Freiberg fest.
»Das geht Sie gar nichts an. Ich will, daß Frau Bessener da herausgehalten wird. Also: no comment.«
»Das ist Kommentar genug«, warf Lupus leichthin ein.
Hans Semper erinnerte sich, daß Hedwig ihn vor dem Provokateur gewarnt hatte. Darum ließ er die Feststellung ohne Antwort.
»Bestand eine besondere Beziehung zwischen den beiden Frauen? Vor allem dann, wenn sie hier in der Hütte waren?« wollte Kommissar Freiberg wissen.
»Sie fanden sich sympathisch. Wir paßten alle zusammen. Jagd und Gesellschaft – was will der Mensch mehr? Auch andere Mitarbeiter meiner Unterabteilung sind hier draußen gewesen zu Referatsausflügen, Geburtstagen, Beförderungsfeiern und was das Leben sonst noch erträglich macht.«
»Wenn beide Frauen hier waren, waren dann auch Doktor Nattinger und Frau mit von der Partie?«
»Gelegentlich ist das der Fall gewesen.«
»Hatte Frau Nattinger ähnliche Interessen wie die beiden anderen?«
»Wohl kaum. Die ist nicht für deftige Feste. Die hat ringsum ihre Jagd, zu Hause ihren Bonner Klüngel und die Godesberger Diplomaten. Außerdem versucht sie nachzuhelfen, daß der Ehemann Karriere macht. Die hat der Ehrgeiz gebissen – meine Hütte will die Dame auch haben.«
»Und Doktor Nattinger war auch hier, wie Sie eben sagten. Jäger ist er wohl nicht?«
»Er hat immerhin den Jagdschein – ich meine den mit der Jägerprüfung – und kann ein Gewehr halten. Im übrigen ist es seine Angelegenheit, wie oft er hier sein will. Jeder verfügt über einen Schlüssel und kann kommen und gehen wie es ihm gefällt. Aber er hat möglichst vermieden herzukommen, wenn Hedwig – wenn Frau Bessener und Brigitte Fournier in der Hütte waren.«
»Aber Sie, Herr Semper, waren dann doch dabei?«
»Was soll die Frage, sicher war ich dann hier.«
»Doktor Nattinger kam also allein heraus und traf sich mit der Fournier. War das oft der Fall?«
»Da müssen Sie ihn schon selber fragen. Ich sage doch, daß jeder seinen Schlüssel und damit seine Freiheit hat.«
»Am Donnerstag vor gut drei Wochen, so sagte Frau Bessener, war der Kreis versammelt ohne Brigitte Fournier. Das stimmt doch?«
»Ja, wir haben uns zusammengesetzt, viel geredet und noch mehr getrunken.«
»Worüber geredet?«
»Dies und das. Frau Nattinger wollte wissen, wie es mit der Beförderung lief. Sie fing auch wieder an, mir die Hütte abschwatzen zu wollen.«
»So, die will Ihre Hütte kaufen. Wir haben gehört, sie sei etwas später gekommen.«
»Ja, kleines Pech mit dem Wagen, aber das war nicht so schlimm.«
»Und Brigitte
Weitere Kostenlose Bücher