Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
zwar stellen, doch jedes Mal, wenn sie versuchte, danach zu greifen, bekam sie die kräftigen Zangen zu spüren, und das Ganze ging wieder von vorn los. Als die Krabbe schließlich einen rettenden Teich vor einem Brunnen erreichte und hineinsprang, hielt Jupitus sich den Bauch vor Lachen.
»Lass die arme Kreatur laufen«, rief er Rose zu. »Sie hat sich ihre Freiheit redlich verdient. Außerdem hat sie es geschafft, mein tristes Dasein wenigstens für ein paar Sekunden erträglich zu machen.«
»Pass auf, dass du den Bogen nicht überspannst, Mister Cole!«, gab Rose gereizt zurück und stapfte zu seiner Liege. »Du bist ein unerträglicher, undankbarer Flegel. Sieh dir das an!« Sie hielt ihre Finger hoch, und Jupitus sah im Schein der Kerzen die vielen roten Striemen und Schnitte in der Haut. »Geschieht dir nur recht. Das war’s dann wohl mit dem Abendessen.«
»Kein Abendessen?«, fragte Jupitus bestürzt.
»Nein. Bist du taub? Und Geschichte gibt es heute auch keine.«
»Dann werden wir wohl auf Plan B zurückgreifen müssen«, erklärte er mit samtweicher Stimme und deutete auf einen Tisch, der halb unter der Bougainvillea verborgen war.
Rose sah genauer hin und traute ihren Augen nicht: Auf dem Tisch war ein regelrechtes Galadiner mit gegrilltem Fisch, frischen Salaten und Bratenaufschnitt vorbereitet. Und nicht nur das Essen war exquisit, auch an Festbesteck und Blumen hatte Jupitus gedacht.
Roses Wut schmolz dahin wie Schokoladeneis in der Mittagssonne. »Wie in aller Welt hast du das hinbekommen?«
»Nicht schlecht für einen undankbaren alten Miesepeter, nicht wahr?«, erwiderte Jupitus mit einem Zwinkern.
In diesem Moment begann die Kristallantenne des Meslith-Schreibers auf dem Beistelltisch zu knistern. Das Lächeln auf Jupitus’ Gesicht verschwand. »Nicht schon wieder«, seufzte er.
»Wer ist es?«, fragte Rose.
»Zweifellos meine reizende Verlobte«, erwiderte er durch zusammengebissene Zähne.
»Dann wird es wohl wichtig sein«, sagte Rose und machte Anstalten, das Kommuniqué zu lesen.
»Finger weg!«, bellte Jupitus, wurde aber gleich wieder sanfter. »Bitte«, fügte er hinzu, zog die Decke unter seinem gebrochenen Bein hervor und warf sie über den Schreiber. Er lächelte Rose an und bedeutete ihr, sich zu setzen. »Essen wir erst einmal in Ruhe …«
In einer anderen Ecke Europas, tausend Kilometer und noch mehr Jahre von Messina entfernt, stand Alan an der Tür zu Oceane Noires Suite Wache. Mit dem einen Auge behielt er den kerzenbeleuchteten Flur im Blick, mit dem anderen seine Frau, die mit einer Laterne in der Hand die Suite durchsuchte. »Und, hast du schon was?«, flüsterte er.
»Bis jetzt noch nicht. Nur jede Menge kitschiger Porträts Ihrer Majestät«, antwortete sie kichernd.
Jakes Eltern befolgten die Bitte ihres Sohnes, Oceanes Quartier nach verräterischen Hinweisen zu durchsuchen, vor allem nach einem Buch mit einer Palme auf dem Ledereinband – dem Buch, das sie in jener Nacht im Archiv nach Josephine geworfen hatte.
Miriam ließ den Blick durch die opulenten Räumlichkeiten schweifen. Der Einrichtungsstil erinnerte sie an das Schloss von Versailles. Vor den mit Seide tapezierten Wänden standen vornehme Chaiselongues, daneben mit echtem Blattgold verzierte Cafétischchen, und überall hingen Ölgemälde von Oceane in »historischen« Kostümen: als ägyptische Königin, griechische Göttin, türkische Blumenverkäuferin und so weiter. Miriam musste sich mit aller Macht zusammenreißen, um nicht lauthals loszuprusten. Nur eines der Bilder erregte ihre besondere Aufmerksamkeit.
»Diese lächerliche aufgeblasene Matrone …«, schnaubte sie und betrachtete Oceane als geheimnisvolle orientalische Prinzessin zurechtgemacht. Von Palmen umringt, stand sie in einem weiten Palastgarten, daneben ihr Diener und Gärtner, der eindeutig eine weniger blasse und etwas attraktivere Version von Jupitus Cole war.
»Es kommt jemand!«, rief Alan von der Tür.
Miriam wirbelte erschrocken herum und stieß dabei das Bild mit dem Ellbogen an, sodass es verrutschte. Sie wollte es schnell wieder gerade rücken, da fiel ihr etwas auf: Die Ecke eines kleinen in die Wand eingelassenen Türchens lugte hinter dem Bilderrahmen hervor. Neben dem Türchen hing ein winzig kleiner Schlüssel. Kurz entschlossen schob Miriam das Bild noch ein Stück weiter zur Seite, steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete das Türchen. Dahinter befand sich ein mit purpurroter Seide ausgekleideter
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