James Bomb jagt das geklonte Monster
zwischen Bomb und Eggbone am samstäglichen Frühstückstisch im Hotel am Zoo war zunächst etwas frostig.
Der Professor hatte einen totalen retrograden Gedächtnisverlust in bezug auf die Ereignisse des Vorabends, der einem Unfallopfer mit Schädelbasisbruch zur Ehre gereicht hätte. Er war sich keiner Schuld bewußt und erkundigte sich arglos nach dem Verlauf der Nacht. Erst als Bomb ihm kurzangebunden einige Details ihres Zuges durch die diversen Lokale schilderte, kam so etwas wie Reue bei dem Professor auf, jedenfalls senkte er seinen Royal-Air-Force-Schnauzer zerknirscht in das Vier-Minuten-Ei.
Aber Bomb konnte dem schrulligen alten Haudegen nicht lange böse sein. Sie begruben ihre Verstimmung bei zwei großen Bloody-Marys.
Sie beglichen die Hotelrechnung, holten den Wagen aus der Garage und brachen zum Checkpoint Charlie auf, wo sie ohne Schwierigkeiten die Zonengrenze passierten.
Sie fuhren die lange Friedrichstraße nach Norden hinauf und gelangten schließlich zu ihrem bestellten Quartier, dem Hotel Luna in der Invalidenstraße.
In dem alten Vorkriegsbau mit seinem plüschigen Interieur bezogen Bomb und Eggbone zwei Einzelzimmer.
Da es mittlerweile fast elf Uhr vormittags war, beschlossen sie, den Festakt der Kongreßeröffnung in der Charité zu schwänzen und sich statt dessen bei einem Spaziergang - was auch ihren übernächtigten Brummschädeln guttun würde - im östlichen Teil der Stadt ein wenig umzusehen.
Sie wollten aber rechtzeitig zurück sein, um sich für den Empfang, den der ostdeutsche Minister für Volksgesundheit im Haus der Arbeiter und Bauern für die Kongreßteilnehmer gab, noch umziehen zu können.
13
Der Empfang, der um 19.00 Uhr in der kalten Repräsentationspracht des ostdeutschen Renommiergebäudes begann, war von der üblichen offiziellen Gespreiztheit. Eggbone entdeckte allerdings gleich nach ihrem Eintritt im Hintergrund ein langes, mit Krimsekt, Wodka und mit Kaviar und Lachshappen gutbestücktes Büfett, von dem er sich eine gewisse Auflockerung der Stimmung versprach. Bomb wußte, daß er wachsam sein mußte, damit der Professor nicht allzu schnell diesen Versuchungen erlag.
In der Mitte des Saales defilierten in langer Reihe mehr oder weniger bekannte Kongreßmitglieder am Gastgeber vorbei, dem ostdeutschen Minister und seiner korpulenten Gemahlin.
Bomb erblickte in unmittelbarer Nähe der Ministergattin den Agenten 007, dem diese bei jeder nur möglichen Gelegenheit feurige Blicke zuwarf. Fast, aber nur fast, kam bei ihm Mitleid auf.
Prof. Eggbone machte Bomb auf die prominentesten Persönlichkeiten, die dem Kongreß wissenschaftlichen Rang und gesellschaftlichen Glanz verliehen, aufmerksam.
Da war zunächst der Vitamin-E-gedopte Altplayboy der Herztransplantation, Prof. Damian Gernhard aus Kapstadt, mit einer blutjungen Assistentin, die seine Enkelin hätte sein können, und bleckte strahlend seine Jacketkronen.
In seiner Nähe stand, ihn mißbilligend betrachtend, der Meister der deutschen Chirurgie, Geheimrat Prof. Dr. Sebastian Schauerbruch, eine martialische Dr.-Eisenbart-Erscheinung, der Erfinder der Unterdrückungskammer.
Daneben der Texaner Dr. Denton Doolittle, Dallas, Kunstherzverpflanzer, der in zahlungskräftige Casanovas besonders geräumige Synthetikherzen mit Belastungsgarantie verpflanzte.
Prof. A. Ku Pung-Tung von der Universität Peking, Kardiologe und bekannt durch seine Versuche am gespickten Herzen, unterhielt sich mit Prof. Manolito Gonzales, Universität Mexico City, dessen Geschwindigkeitsrekord bei Herztransplantationen aufgrund altaztekischer Brustkorberöffnungstechniken seit Jahren ungebrochen war.
Bei ihnen stand Prof. Jean Louis Schlemmer, der Retter Frankreichs, genannt der Napoleon des Gallenkanals, der die Lebertransplantation zur Routine und zur sozialen Krankenkassenleistung gemacht hatte.
In einer weiteren Gruppe standen zusammen: der Schönheitschirurg Doktor Alfredo Dittreich, Rio de Janeiro, der Erfinder der Busenbank und Meister der intermammillaren Furche. Ungezählte ,Oben -ohne‘-Unglückliche verdankten es seinen gestalterischen Künsten, daß sie sich jetzt oben auch ,oben ohne’ präsentieren konnten.
Dann Sir Edward Duesenberg, von seinen medizinischen Kollegen Drüsenberg oder Eier-Eddy gerufen. Ein Pionier auf dem Gebiet der chirurgischhormonellen Therapie. Er transplantiert in seiner Praxis in der Harley Street, London, gegen den erbitterten Widerstand von Tierschützern und Feministinnen, unbeirrt
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