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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Schlüssel und drehte ihn im Schloss um. Das Triebwerk des Lifts setzte sich quietschend in Bewegung, und wir fuhren wieder nach oben. »Sie wollten wissen, was er geredet hat. Ich habe es Ihnen erzählt. Mehr sage ich nicht.«
    Der Lift hielt an, wir waren am Ziel, die Türen öffneten sich zum Warteraum hin.
    »Bitte gehen Sie jetzt«, sagte er. Ich ging hinaus. Er verschwand im Aufzug.
    »Danke«, sagte ich leise, ohne die Lippen zu bewegen und ohne ihn anzusehen.
    »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag«, sagte er und berührte seine Pistolentasche.
    Ich wandte mich noch einmal um. Sein Gesicht war zu einer reglosen Maske geworden, die immer schmaler wurde, je mehr sich die Türen schlossen. Ich starrte ihn an, bis er verschwunden war.
    Souza wartete draußen vor dem Eingang auf mich. Als er mich sah, blickte er auf die Uhr und sagte: »Kommen Sie schon.«
    Wir gingen zum Parkhaus und stiegen eine Treppe hinunter. Unten stand der Rolls, Antrim hielt den Wagenschlag auf. Als wir saßen, schloss er die Türen, setzte sich auf den Fahrersitz und fuhr langsam zum Ausgang. Der riesige Wagen schien zu schweben.
    »Wir sollten zum Essen fahren«, sagte der Anwalt. Weiter sagte er nichts. Er sah einige Akten durch, nahm das Autotelefon, wählte eine Nummer und gab Anweisungen im juristischen Fachjargon.
    Die Restaurants für Geschäftsleute liegen im Westen der Stadt, meistens in den oberen Stockwerken der Gebäude im Börsenviertel. Von da aus hat man einen schönen Blick auf das Stadtzentrum. Zu meiner Überraschung fuhr der Rolls in die entgegengesetzte Richtung, durch die Elendsviertel zum Osten der Stadt. Antrim fuhr schnell, aber ausgeglichen, bog dann plötzlich in eine Seitenstraße ein und lenkte den Wagen auf einen von vierstöckigen Warenhäusern umgebenen Parkplatz. Ganz hinten war ein großer Jetstream-Wohnwagen aufgebockt. Seine gerippten Außenwände waren weiß gestrichen, das Dach efeuüberwachsen. Vorne schaute unter dem Efeu ein hölzernes Schild mit der Aufschrift Rosas Mexikanische Küche hervor, rechts und links zur Zierde ein Sombrero.
    Während Antrim im Wagen sitzen blieb, gingen Souza und ich zu dem kleinen Restaurant hinüber. Drinnen war es heiß und eng, aber angenehm sauber. An der Längswand befanden sich sechs Nischen mit Tischen, in dreien davon saßen Gruppen mexikanischer Arbeiter. Die Fenster waren mit Baumwollvorhängen versehen. Der Blick zur Küche war frei, denn sie war vom Speiseraum nur durch eine brusthohe Holztheke getrennt. Dahinter stand ein schnurrbärtiger, dicker Mann in einem T-Shirt, einer gestärkten Schürze und einem blauen Halstuch. Schweiß lief an ihm herunter, während er am Grillofen, mit dampfenden Kochtöpfen und dem Frittiergerät hantierte. In einer Ecke saß hinter einer silbernen Registrierkasse eine ebenfalls recht beleibte Frau, die La Opinión las. Im Restaurant roch es nach Chili und Schweinefett.
    Als die Frau uns bemerkte, stand sie eilig auf. Sie war etwa siebzig, hatte weißes Haar und funkelnde tiefschwarze Augen.
    »Mr. S.«, sagte sie und ergriff Souzas Hände.
    »Hallo, Rosa, gibt’s heute Menudo?«
    »Tut mir Leid, es ist leider aus. Dafür haben wir aber noch herrliches Huhn mit Chili.«
    Wir setzten uns in eine leere Nische. Eine Speisekarte gab es nicht. Souza knöpfte sein Jackett auf und lehnte sich zurück.
    »Ich werde Fleischklößchensuppe essen«, sagte er, »danach nehme ich Hühnchen und Schwein mit Chili, ein chilenisches Bohnengericht mit Reis und eine Karaffe Wasser.«
    »Gerne. Und was nimmt der Herr?«
    »Haben Sie Rindersalat?«
    »Den besten von Los Angeles«, sagte Souza. Die Frau strahlte vor Stolz.
    »Also Rindersalat und ein Bier.«
    Die Frau nickte und gab die Bestellung an den Koch weiter. Er reichte ihr ein Tablett, sie brachte es an den Tisch und stellte uns einen Teller mit geröstetem Fladenbrot und Butter in einem bootförmigen Schälchen hin. Souza hielt mir den Teller hin, und als ich dankte, nahm er sich eine Tortilla, bestrich sie mit Butter, klappte sie zusammen und biss ein Drittel ab. Er kaute regelmäßig, schluckte und trank von dem Wasser.
    »Da Sie noch nicht essen, könnten Sie mir inzwischen schon von dem Ergebnis Ihrer Nachforschungen berichten.«
    Ich berichtete ihm, aber er schien sich für die medizinischen Details nicht zu interessieren. Ich sprach ihn darauf an, da seufzte er tief und nahm sich eine weitere Tortilla, die er wieder mit Butter bestrich.
    »Wie ich Ihnen schon sagte, hat sich in

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