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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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registrierte sehr wohl die merkwürdige Pointierung, kommentierte sie jedoch nicht. Ihm lag bereits die nächste Frage auf der Zunge: »Herr Dr. Weißmann, gibt es eigentlich zwischen Ihnen und Herrn Cambeis noch eine weitere Querverbindung?«
    Der Institutsleiter schürzte die Lippen. »Wie meinen Sie das?«
    »Sehen Sie, Herr Dr. Weißmann, die Herren Cambeis, Kreilinger und Klemens verbindet ihre Jagdleidenschaft. Gehen Sie nicht auch zufällig auf die Jagd?«
    »Gott behüte, nein«, erwiderte der Historiker mit entsetzter Miene, »das ist mir viel zu brutal. Außerdem bin ich Vegetarier.«
    »Ach so, verstehe. Na ja, hätte ja sein können.«
    Tannenberg musterte ein paar Sekunden lang schweigend den neben Kreilinger stehenden, fünften Mann. »Aber Sie, Herr Klemens sind leidenschaftlicher Jäger. Meine Behauptung trifft doch zu, nicht wahr?«
    Ein knappes Nicken.
    »Da besitzen Sie garantiert auch Jagdhunde, richtig?«
    Wieder erhielt er lediglich eine zustimmende Kopfbewegung als Antwort.
    »Darf ich mal raten, welche?« Ohne Pause präsentierte der Kriminalbeamte sogleich seine Spekulation: »Jagdterrier.«
    Diesmal rollte Klemens gequält die Augen.
    »Was soll dieses alberne Affentheater, Herr Hauptkommissar?«, schimpfte Kreilinger genervt los. »Wir alle besitzen Hunde dieser Rasse. Wir haben sie sogar vom selben Züchter bezogen.« Er bleckte seine unregelmäßigen Zähne und schob grinsend nach: »Johanna von Hoheneck übrigens auch.«
    Nach wie vor löste dieser Name in Tannenbergs geschundener Seele starke Emotionen aus, die er nur mühevoll zu kontrollieren vermochte. Um Zeit zu gewinnen, wandte er den Männern den Rücken zu und schlenderte ein paar Schritte in Richtung des Sondereinsatzkommandos.
    Vorhin im Pfalzinstitut hatte er die Dramaturgie für seine Theater-Inszenierung in groben Zügen ausgearbeitet und sie als Gedächtnisstütze in sein Notizbuch geschrieben. Dieses kleine Büchlein, das er in der Innentasche seines Sakkos mit sich führte, enthielt neben den spektakulären neuen Informationen auch alle wesentlichen Inhalte der von ihm ausgetüftelten Strategie.
    Einen Zentralbegriff hatte er mit zwei großen Ausrufezeichen versehen: ›!Tempo!‹ Für einen leidenschaftlichen Schachspieler wie ihn bedurfte dieser Begriff keinerlei zusätzliche Erläuterung, denn er bezeichnete schlicht und ergreifend das Bestreben, den Vorteil des ersten Zuges zu nutzen, den Gegner permanent unter Druck zu setzen und ihm unter keinen Umständen die Initiative zu überlassen.
    Deshalb entschied er, Kreilingers provokative Bemerkung zu ignorieren und weiter eisern seine Angriffsstrategie zu verfolgen. Er machte auf dem Absatz kehrt und sagte, während er dynamisch auf die überrascht dreinblickenden Männer zuschritt: »Ich denke, die Herren sollten sich jetzt lieber hinsetzen.«
    Dr. Weißmann blickte verdutzt hinter sich, so als suchte er nach einem Stuhl.
    Als Reaktion auf dieses Verhalten schlug der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission eine Alternative vor: »Nehmen Sie doch bitte dort drüben Platz.« Während er mit einer erläuternden Geste zu dem am Wegesrand aufgeschichteten Langholzstapel wies, erhoben sich Sabrina und Michael und begaben sich zu ihrem Chef. »Diese Buchenstämme sind eine richtig tolle Anklagebank – schön hart und unbequem. So wie es sich für Mörder eben gehört.«
    »Anklagebank? Mörder?«, prustete Kreilinger los. »Sie sind doch total krank im Hirn, Mann!«
    Leise ächzend ließ sich Winfried Klemens auf den vorderen Stamm niedersinken. »Wo bleiben denn eigentlich Ihr Dienstvorgesetzter und der Vertreter der Staatsanwaltschaft?«, wollte er wissen. Er stemmte die Absätze seiner schwarzen Halbschuhe in den Waldboden hinein und senkte dann die Fußspitzen nach vorne ab. Der ganze Körper sackte zusammen.
    »Oder kommen die am Ende etwa gar nicht?«, stieß Dr. Weißmann in dasselbe Horn.
    »Doch, doch, die kommen schon noch. Offensichtlich sind sie von irgendetwas aufgehalten worden.« Wolfram Tannenberg verschränkte die Arme vor der Brust. Anschließend nahm er breitbeinig die Pose eines Ringrichters ein. »Meine Herren, ich möchte Sie nun um Ihre Mithilfe …«
    »Wobei?«, fiel ihm Kreilinger ins Wort.
    »Bei der Tataufklärung einer Mordserie«, fuhr der Ermittler unbeeindruckt fort, »die in der Kriminalgeschichte nach ihresgleichen sucht.« Er warf einen kurzen Blick über seine Schulter hinweg und zeigte dabei mit dem ausgestreckten Arm auf den

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