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Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Titel: Jan Fabel 02 - Wolfsfährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Präsidium durchlaufen. Aber dem uniformierten Dienst fehlte es immer an Beamten, und Fabel wusste, dass es schwierig werden würde, Hermann permanent zur Kriminalpolizei versetzen zu lassen. Vorläufig hatte er den Mann zur Mordkommission »abordnen lassen«, bis der Fall abgeschlossen war, und danach konnte Hermann den noch erforderlichen Kursus absolvieren.
    Es herrschte stets Nervosität, wenn sich ein neues Team zusammenraufte, und Fabel machte sich Sorgen darüber, wie Anna Wolff auf einen neuen Partner reagieren würde. Sie war offensichtlich das unberechenbare Element im Team und hatte ihre Impulsivität an der rasanten Motorradjagd nach Olsen erkennen lassen. Andererseits wollte Fabel Anna nicht ganz entmutigen, denn ihr intuitives Herangehen eröffnete ihr oft eine Perspektive auf einen Fall, die den anderen entging. Aber sie benötigte ein Gegengewicht, und genau das hatte Paul Lindemann bis zu seinem Tod gebildet. Selbst diese Partnerschaft hatte jedoch nicht reibungslos begonnen. Fabel hoffte, dass die Übergangszeit mit Henk Hermann leichter werden würde, da Anna erfahrener und reifer war. Ihre mürrische Reaktion auf die Nachricht von Hermanns Rekrutierung hatte Fabel jedoch klar gemacht, dass er ein ernstes Gespräch mit ihr führen musste. Niemand war wichtiger als das Team.
    Vieles an diesem Fall schien sich Fabels Kontrolle zu entziehen. Olsen war wie vom Erdboden verschluckt und der Verhaftung nun schon seit mehr als einer Woche entgangen. Dieersten drei Morde hatten das übliche Medieninteresse ausgelöst, vor allem der Doppelmord im Naturpark. Aber nachdem Laura von Klosterstadt getötet worden war, hatte sich die gesamte Situation geändert. Zu Lebzeiten hatte Laura einen hohen Gesellschaftsstatus, Ruhm und Schönheit besessen, und diese Elemente hatten sich nach ihrer Ermordung zu einer Art Sprengsatz miteinander verbunden und waren in einen unendlich scheinenden Strom von Medienberichten explodiert. Dann hatte jemand, fast unvermeidlich, die strikten Sicherheitsbestimmungen durchbrochen, mit denen Fabel die Ermittlungen zu diesem Fall hatte abschirmen wollen.
    Vermutlich war seine Sorge, dass van Heiden zu viele Informationen an Senator Ganz weitergab, gerechtfertigt gewesen. Ganz hatte das Feuer der Publizität nicht schüren wollen, doch er erwies sich als unüberlegt in der Wahl seiner Vertrauten. Allerdings konnten die Einzelheiten aus hundert möglichen Quellen durchgesickert sein. Als Fabel vor ein paar Tagen die Fernsehnachrichten eingeschaltet hatte, musste er hören, dass die Polizei Hamburg nach einem »Märchenmörder« fahnde. Am folgenden Tag hatte er sich ein Interview mit Gerhard Weiss im Hamburg-Journal des NDR angesehen. Die Verkaufsziffern von Weiss’ Buch waren anscheinend über Nacht hochgeschnellt, und nun verkündete er der Öffentlichkeit, dass ihn die Polizei Hamburg bereits um seinen Rat zu diesen neuesten Morden gebeten habe.
    Fabel stand auf und ging aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer. Das Panoramafenster ermöglichte ihm einen Blick auf die nächtlich glitzernde Außenalster und auf die Lichter von Uhlenhorst und Hohenfelde dahinter. Sogar um diese Stunde konnte er den Scheinwerfern eines kleinen Bootes folgen, das die Alster überquerte. Diese Aussicht erfüllte ihn stets mit Ruhe. Er dachte daran, wie Laura von Klosterstadt auf ihr eigenes Panoramafenster zugeschwommen war. Aber während Fabel seinen Blick aus dem Fenster liebte, weil er ihm ein Gefühl der Verbundenheit mit der Stadt vermittelte, hatte Laura ein Vermögen für eine Architektur der Abschirmung aufgewandt. Sie hatte sich ein Himmelspanorama geschaffen und sich von der Landschaft, von den Menschen distanziert. Was hatte eine so schöne, intelligente junge Frau veranlasst, sich derart abzusondern?
    Fabel stellte sich vor, wie Laura in den Nachthimmel schwamm, der von ihren riesigen Fenstern umrahmt war. Aber er sah nur sie. Sie war allein. Alles an ihrem Haus deutete auf Isolation hin, auf einen Rückzug aus einem Leben vor den Kameras und vor der Öffentlichkeit. Eine einsame, schöne Frau ließ ruhige kleine Wellen im seidenen Wasser entstehen, während sie der Unendlichkeit entgegenschwamm. Nur sie. Aber es musste noch jemand anders mit ihr im Wasser gewesen sein. Die Autopsie hatte ergeben, dass sie in ihrem Swimmingpool ertränkt worden war. Die unmittelbar vor ihrem Tod am Hals erzeugten Quetschungen ließen vermuten, dass jemand sie unter Wasser gedrückt hatte. Möller, der

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