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Jane Reloaded - Roman

Jane Reloaded - Roman

Titel: Jane Reloaded - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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ausgestorbenen Tieren oder auch Menschen, etwa dem Neandertaler. Dessen Genom war ja schon 2010 zeitgleich mit dem des Mammuts entschlüsselt worden und jedes enthielt ungefähr 20 000 Gene. Die Mammut-DNA hatte man aus den Haaren von Tieren gewonnen, die im Dauerfrost Sibiriens die Zeit überdauert hatten. Dieses Erbmaterial war danach mit Datensätzen in einem Computer abgeglichen und Lücken waren ergänzt worden; inzwischen ließ es sich sogar mithilfe der synthetischen Biologie komplett nachbauen. War eine genetische Mammut-Blaupause – auf welche Weise auch immer – erstellt, lebte das Mammut noch lange nicht. Aber genau das hatte Jane III sich vorgenommen: die Urtiere wirklich ins Leben zurückzuholen. Dafür beschritt sie dann zwar keinen neuen wissenschaftlichen Weg, aber vor ihr hatte das noch niemand so konsequent verfolgt und bis zum Ende durchgeführt.
    Sie brauchte dafür einen lebenden Verwandten, im Falle des Mammuts den indischen Elefanten, der dem ausgestorbenen Tier noch etwas näher stand als sein afrikanischer Bruder. Sie verglich im nächsten Schritt die zwei Genome, kartierte die Unterschiede, und dann folgte der schwierigste Teil: das Elefantenerbgut in ein Mammutgenom umzubauen. Die Bioingenieure sprechen von reverse engineering, also einem umgekehrten Bauen. Jane III entwickelte schließlich den Mammut- re -Chip, den sie sich sogleich patentieren ließ. War damit der Bauplan Elefant modifiziert in Bauplan Mammut, folgte das Klonen. Wie das ging, hatte das Klon-Schaf Dolly schon vor hundert Jahren vorgemacht. Als Eizellenspenderinnen und Leihmütter der Mammutembryonen dienten Elefantenkühe, bis genügend echte Mammuts nachgewachsen waren, die sich auf natürliche Weise fortpflanzen konnten.
    Jamie entstand letztlich auf dieselbe Weise: durch den Umbau eines Homo sapiens- Genoms. Die Erbsubstanz eines Homo erectus lag natürlich nicht tiefgefroren vor, doch die Wissenschaftler bohrten fossile HE-Knochen an, wie schon beim Neandertaler, um an taugliches Material zu kommen. Wenige Milligramm reichten aus.
    Homo erectus reloaded. EVA sei Dank.
    Mein Vater war damals ein enger Mitarbeiter meiner Großmutter gewesen. So hatten sich meine Eltern auch kennengelernt, und ich wurde geboren, als meine Mutter sechsundzwanzig Jahre alt war.
    »Warum gerade das Mammut?«, wird Jane III oft gefragt.
    »Auf jeden Fall das Mammut!«, antwortet sie dann. »Dieses Tier ist etwas ganz Besonderes. Es lebte viele Millionen Jahre auf der Erde, ging von Afrika in den kühlen Norden und existierte schon früh mit dem Menschen und auch für ihn. Ein erlegtes Tier sicherte das Überleben für eine ganze Sippe, besonders im Winter. Aus seinen Knochen und dem Elfenbein der mächtigen Stoßzähne schnitzten die frühen Menschen nicht nur viel Nützliches, sondern fertigten auch erste Kunstwerke. Auf die Höhlenwände malten die Künstler der Urzeit Bilder von Mammuts und auch deshalb hat das Tier im Gedächtnis aller einen festen und einzigartigen Platz behalten. Es ist das Sinnbild für alle Tiere, die uns Menschen nähren und kleiden.«
    Dass dieses Säugetier vor 10 000 Jahren ausstarb, war ausnahmsweise einmal nicht die Schuld von Homo sapiens. Was es genau war, darüber stritten sich Forscher noch lange. Hatte eine Klimaerwärmung seine Grassteppe vernichtet oder ein Virus ein Massensterben unter Säugetieren verursacht? Es ist ein sinnloser Streit, denn wahrscheinlich bedingen beide Faktoren einander. Für Jane III jedenfalls war es – neben der wissenschaftlichen Herausforderung – auch ein Dank an das Mammut, ein Zeichen von Achtung, dass sie es wieder zurückgeholt hat, sobald es möglich war.
    Die Geldbeschaffung war leicht, denn viele Menschen hatten sich gewünscht, endlich dieses Urvieh zu sehen. Es war ein moderner Menschheitstraum. Warum sonst jagte damals eine Mammutausstellung die andere und wurde von Erwachsenen und besonders Kindern zuhauf besucht. Hinzu kam, dass das von seinem Körperbau her leicht kugelige Wollhaarmammut besonders wegen seines Zottelfells einen richtigen Kuscheltier-Appeal hatte, obwohl das echte Tier doch eigentlich ein Gigant ist. Mammuts werden immerhin bis zu drei Meter hoch, zehn Tonnen schwer und haben bis zu vier Meter lange Stoßzähne.
    Platz für Mammutherden gab es genug in der sibirischen Steppe. Das Gelände für den Freiluftzoo, 50 auf 50 Kilometer groß, lag in einer kaum besiedelten Gegend. Meine Großmutter ließ die Pläne ausarbeiten, besorgte die

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