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Jane Reloaded - Roman

Jane Reloaded - Roman

Titel: Jane Reloaded - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Gattung Homo. Warum bloß? Was hat den Homo sapiens zu dem gemacht, was er heute ist?«
    Als ich studierte, konnte ich ihr antworten: Homo sapiens ist ein unspezialisierter Menschenaffe. Er kann überall leben, weil er die Evolution quasi nach außen verlegt, in die Art, wie er kommuniziert mit Sprache und Schrift. Und weil sich die Gehirne dadurch vernetzen, denken sie sich zusammen neue Techniken und soziale Systeme aus.
    Jetzt beginnt unsere Art sogar, eine zweite Schöpfung anzuschieben. Vorbei die Zeit, in der nur noch eine Menschenart auf der Erde lebt, was gerade meine Mutter doch auch wunderbar und großartig finden müsste. Denn das wollte meine Mutter doch immer: den überheblichen Homo sapiens vom Thron stoßen.
    Nichts anderes ist im Laos-Labor passiert.

9  LETZTE BEGEGNUNGEN
    Das Boot, das Jane und ihr Vater am 22. Dezember nach einer zweistündigen Autofahrt erreichen, ist eines der letzten antiken Touristenschiffe, die den Mekong befahren. Noch ganz aus Teak und Mahagoni ist die Mekong Orcide gebaut und mit einem tuckernden Dieselmotor ausgestattet. Die Frau des Kapitäns, die auch als Schiffsköchin arbeitet, zeigt Jane ein Foto aus alten Zeiten und tippt auf die Blumendekoration im verblichenen Fotohintergrund. Die Orchideen, denen das Boot seinen Namen verdanke, habe es damals schon gegeben, erklärt sie. Sie fahren auch heute mit, eingepflanzt in zwei Holzkästen, die an der gedrechselten Reling hängen.
    »Wie die Zeit vergeht«, sagt Jane und wackelt dazu nach Kasit-Art mit dem Kopf.
    Wenn etwas auf ein Ende zuläuft, vergeht die Zeit immer schneller, denkt sie. Und seit Jane reloaded weiß, was sie will, ist die Zeit nur noch so gerast.
    Gregors offizieller Ankündigung, seine Tochter würde nach Hause zurückgehen, da Freilandbeobachtungen zurzeit nicht möglich seien, hatte niemand im Team widersprochen, auch Rita nicht. Jane erklärte vor allen, dass sie die Entscheidung, wenn auch widerwillig, akzeptiere. Sie wolle noch vor Jahresende abreisen, bis dahin mache sie weiter wie bisher, auch mit dem Unterricht für Jamie.
    Jane ging Gregor nach diesem Treffen einige Tage aus dem Weg, schob noch anliegende Arbeit vor. Schließlich aber bat sie ihren Vater, abends noch einmal mitzukommen auf ihren Lieblingshügel mit dem Bambuswäldchen. Hier oben hatten sie immer am besten miteinander reden können.
    »Ich bin dir nicht böse und vielleicht komme ich ja wieder«, erklärte sie ihm. Jetzt brauche sie nur einen Flug vom Golden Triangle Airport nach Bangkok, alles Weitere werde sie selbst organisieren, vielleicht mit einem Umweg über andere Länder.
    »Wie wäre es«, schlug Gregor plötzlich vor, »wenn wir zusammen eine Fahrt auf dem Mekong machen würden, bevor du zurück nach Europa fährst. Kasit hat gute Kontakte zu einem alten Schiffseigner, wir hätten ein Boot ganz für uns allein.«
    Sein Vorschlag überraschte Jane. »Warum willst du mit mir so eine teure Reise machen?«, fragte sie.
    »Das ist mein Abschiedsgeschenk. Und wir können so auch zusammen Weihnachten feiern und alle Weihnachten nachholen, die ich nicht in Frankfurt gewesen bin. Fünf Tage lang! Dann haben wir eine schöne Erinnerung, die uns allein gehört.«
    Schon wieder wunderte sich Jane. So sentimental hatte sie Gregor noch nie erlebt
    Als seine Tochter zögerte, sagte er: »Vielleicht siehst du dann endlich auch deine Elefanten!«
    »Seit ich fünf bin, wünsche ich mir das.«
    »Das habe ich nicht vergessen!«
    Überrumpelt von alten Gefühlen und kindlichen Sehnsüchten, sagte sie: »Gut, lass uns das machen.«
    Ganz kurz regte sich in diesem Augenblick ihr schlechtes Gewissen. Eigentlich hätte sie jetzt Nein sagen und hart bleiben sollen. Denn sie hatte andere Pläne, von denen niemand etwas wusste außer Jamie und die nun aufgeschoben werden mussten.
    Jane steht an der Reling der Mekong Orcide und wartet darauf, dass Gregor seine Kabine im Unterdeck eingeräumt hat und endlich nach oben kommt. Er will dabei sein, wenn das Boot ablegt, und hat den Kapitän gebeten, auf ihn zu warten.
    Sie beugt sich über die Reling und schaut flussabwärts. Wie hoch die tropischen Gebirgszüge von hier aus erscheinen. Manchmal schieben sich zwei, drei hintereinander, verschwimmen wie auf einer japanischen Tuschezeichnung.
    So frei hat sie sich seit Langem nicht gefühlt.
    Wahrscheinlich ist es auf einem Schiff immer so, überlegt Jane. Weil alle Flüsse ins Meer fließen und diese weltumspannenden Wasser so wunderbar und

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