Jared King - der Unternehmer
einen Arm um sie und drückte ihr aufmunternd die Hand. “Besser so?”
“Viel besser.” Sam atmete erleichtert auf.
Energisch führte er sie die Stufen zur Veranda hinauf, und seine Entschlossenheit gab auch Sam die Kraft, mit ihm Schritt zu halten. Sie fühlte sich schwindelig und war froh, aus der Hitze der Nachmittagssonne in den kühlen Schatten der Veranda zu treten.
Auf der rückwärtigen Seite hatten Nathan und Miranda sich bereits probeweise für den Fotografen aufgestellt.
“Sie sollten sie zwischen die Verandapfosten platzieren mit dem Fries genau über ihnen. Das gibt einen wundervollen Rahmen ab”, riet Tommy beiläufig.
Erstaunlich, wie schnell er nach dem Wortgefecht zwischen ihnen wieder zur Tagesordnung übergehen konnte, wohingegen ihr, Sam, immer noch die Knie zitterten. Andererseits war es ja auch nicht seine Schuld gewesen. Sie hätte fast den so kostbaren Frieden zwischen ihnen beiden erneut zerschlagen.
Doch für sie war es kein Frieden, sondern Chaos. Sams Gefühle fuhren Achterbahn, von himmelhoch jauchzend bis hinab in die tiefsten Abgründe der Verzweiflung. Es war eine Sache, davon zu träumen, Tommy näherzukommen, und eine ganz andere, es in der Realität zu erleben.
Miranda rief sie zu sich, um den Schleier und die Schleppe des Brautkleides zu drapieren. Tommy trat hinter den Fotografen, um ihr Tipps für eine möglichst dekorative Anordnung zu geben. Während sie so einvernehmlich zusammenarbeiteten, um die schönsten Fotos des Brautpaars zu erzielen, entspannte sich Sam etwas. Tommy verbreitete aufgeräumt gute Laune, und Miranda und Nathan strahlten so viel Glück und Zufriedenheit aus, dass man in ihrer Nähe einfach nicht an Probleme denken konnte.
Jedes Mal, wenn Sam für den Fotografen aus dem Bild trat und sich in Ruhe umsah, wurde ihr bewusst, warum Nathan diesen Ort für die ganz besonderen Fotos mit seiner Braut ausgesucht hatte. Er hatte sicher weniger an den schönen Rahmen gedacht, den die Verandapfosten und der kunstvolle Fries entlang der Dachtraufe des imposanten alten Farmhauses darboten, sondern an den Blick auf den Fluss, die Lebensader von “King’s Eden”, und auf die grasbewachsenen Ebenen der großen Rinderfarm, die sich bis zum Horizont erstreckten.
Das war Nathans Land, sein Zuhause, dem sein Herz gehörte – zwei Millionen Morgen Weideland, das seit fünf Generationen vom Vater auf den Sohn weitergegeben worden war. Und Miranda hatte eingewilligt, es mit ihm zu teilen, ihr ganzes gemeinsames Leben, hier in den Kimberleys.
Nathan, Lachlans Erstgeborener. Tommy, sein zweiter Sohn. Plötzlich fielen Sam Elizabeths Worte wieder ein: “Tommy hat sein ganzes Leben lang mit Nathan konkurriert. Deshalb hat er sich von Nathans Autorität hier auf der Rinderfarm befreit und sich sein Flugchartergeschäft aufgebaut.”
Beschwor diese Hochzeit für Tommy vielleicht schmerzliche Erinnerungen an das herauf, was ihm verwehrt gewesen war, weil er “nur” der zweite Sohn war? Hatte er darauf angespielt, als er von den Gespenstern zu beiden Seiten des Weges, den sie heute miteinander gehen wollten, gesprochen hatte? Seltsam, all die Jahre hatte sie nie wirklich versucht, die Dinge aus Tommys Sicht zu betrachten.
Er war an ihre Seite gekommen, und als sie ihn jetzt prüfend ansah, konnte sie keine Spur von Neid in dem Lächeln erkennen, mit dem er seinen großen Bruder und seine Schwägerin betrachtete.
“Du freust dich für die beiden, nicht?”, fragte Sam leise, bemüht, mehr über das zu erfahren, was ihn bewegte.
“Ja”, antwortete er sofort, sah sie dann aber forschend an. “Gäbe es einen Grund, warum ich mich nicht freuen sollte?”
Sam zögerte. Lag sie vielleicht schon wieder völlig falsch? “Ich habe mich nur gefragt, ob es dir etwas ausgemacht hat, dass all das hier … das Farmhaus und die Farm … an Nathan weitergegeben wurde und er und Miranda hier leben werden.”
Tommy hielt ihrem Blick stand. “So, wie es dir etwas ausgemacht hat, dass die Connelly-Farm an deine beiden Brüder weitergegeben wird?”, antwortete er mit einer Gegenfrage.
Sam errötete, weil er sie durchschaut hatte. “Das war einmal so”, gab sie ehrlich zu. “Aber es ist längst vorbei. Ich habe mir ein eigenes Leben aufgebaut.”
“Genau wie ich, Samantha. Genau wie ich.”
Sein harter, stolzer Gesichtsausdruck, als er sich von ihr abwandte, entmutigte Sam. Offensichtlich hatte sie schon wieder die falschen Töne angeschlagen. Am besten, sie versuchte
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