Jasmin - Roman
veranschaulichen …«
»Schön, sehr schön. Mir ist schon aufgefallen, dass Sie die Seele eines Poeten haben.«
»Ich habe die Gedichte übersetzt, weil die Poesie das Bewusstsein und ihre Realität formt«, blieb ich bei meinem Thema. »Herr Minister, jeder Politiker muss ihre Poesie lesen, sonst wird er sie nie verstehen. Mit Verlaub gesagt, auch Bialik, Uri Zevi Greenberg und Altermann haben unser Bewusstsein geformt.«
»Was vergleichen Sie denn da?«
»Ich vergleiche sie, weil ich glaube, dass man sie so behandeln sollte, wie wir gewollt hätten, dass sie uns behandeln, um eine Bresche für eine echte Annäherung zwischen uns zu schlagen.«
»Junger Mann, das ist nicht so einfach, wie Sie sich das mit Ihrem weichen Herzen einbilden. Denken Sie daran, dass Dajan auf ihre religiösen Gefühle Rücksicht genommen hat, auf ihr Bedürfnis, ihre Kultur zu bewahren, und ihnen den Tempelberg übergeben hat. Hat dieser Schritt, der ungeheuer weit reichend war, sie uns näher gebracht, und sei es nur einen Finger breit?«
»Nicht alles zeigt sofort Wirkung. Und Dajan, der diesen Schritt getan hat, hat vielleicht langfristig gedacht und ihn in Bezug auf die Frage gesehen, ob wir ewig Zerstörung nähren wollen.«
Sein Blick signalisierte keine Zustimmung.
»Herr Minister, vielleicht ist es heute zu Ehren meines Geburtstags möglich zu rauchen. Der Cognac macht mir Lust auf eine Zigarette.«
»Nu, gut, nach zweitausend Jahren Raucherexil auf dem Gang soll Ihnen an Ihrem Geburtstag dieser Wunsch gewährt sein.«
Ich sog den Rauch der Zigarette ein und sagte: »Es beunruhigt mich, dass man sich bei uns mit zwei bis drei Kindern begnügt, und bei ihnen wird ein Dutzend geboren. Das demographische Problem, das sich daraus ergeben wird, gönnt meinen Augen keinen Schlummer …«
»Was für ein schönes Hebräisch! Alle sagen Schlaf … Keine Bange, Massen von Juden werden aus der Sowjetunion kommen. Wir benötigen Land und strategische Tiefe«, erwiderte er und wedelte mit der Hand, um die Rauchwolke zu vertreiben.
»Wer wird sie ausreisen lassen? Breschnew? Nasser bringt ihn um!«
»Aber hören Sie bitte, die Juden kehren zum Besitz ihrer Väter zurück, in ihre Heimat, es sprießen die Knospen einer großen Besiedlungsbewegung. Wie lange sollen wir auf einen Anruf Husseins warten? Die Araber lehnen jeden Versuch zur Verständigung ab. Wenn sie sehen, dass wir nicht die Hände in den Schoß legen, werden sie vielleicht endlich etwas tun.«
»Ihre Uhren sind nicht nach unseren Uhren gestellt. Die Frage ist, welchen Preis wir für eine Besiedlung dieser Gebiete werden zahlen müssen«, erwiderte ich.
»Junger Mann, warum sind Sie so pessimistisch?«
»Ich habe einen Nachbarn, einen Parteifunktionär, der in der Stadtverwaltung gearbeitet hat, jetzt ist er ein Ra’is, der Chef arabischer Arbeiter aus dem Westjordanland, schleudert Honig und erwirbt ein umwerfendes Haus.«
»Pflanzt man wegen Unkraut keinen Rasen an?«, gab er zurück und legte seine Füße auf den Tisch, seine Lieblingsstellung.
»Ich glaube, dass wir riesige Probleme bekommen werden«, sagte ich und zog aus meiner Aktenmappe eine Zusammenstellung
der verleumderischen Artikel, die Abu Nabil veröffentlicht hatte. Der Minister blätterte die Überschriften durch und warf die Blätter auf den Tisch.
»Junger Mann, das ist ein Krieg zwischen zwei nationalen Bewegungen, das ist keine Opernarie. Es braucht tiefen Glauben an die Legitimität des Weges, fürchten und wanken Sie nicht!«, sagte er, nahm eine große Büroklammer, bog sie auseinander und begann sich damit die Fingernägel zu säubern.
»Es ist kein Problem, den Weg irgendwie zu legitimieren oder an eine Legitimation zu glauben, das Problem ist, die Realität richtig zu lesen, Herr Minister«, wandte ich ein.
»Junger Mann, Sie werden auch noch erwachsen werden und begreifen«, beendete er unser Treffen abrupt.
Ich trat auf den dunklen Gang hinaus. Alle waren schon gegangen. Nur der Wächter war geblieben und goss sich Tee auf in der kleinen Ecke neben dem Informationsschalter.
28.
MEIN VATER UND SENATOR ANTOINE
Ein guter Geruch hing in der kalten Luft des erwachenden Viertels. Auf meinem energischen Morgenmarsch begegnete ich den Frühaufstehern, den Müllmännern der Stadtverwaltung, dem Fahrer des Milchwagens und den Besuchern des ersten Morgengebets. Wie die Pförtner einen Theatersaal, öffneten sie die Tore zu dem neuen Tag.
Ich kehrte in mein Zimmer zurück und hörte mir
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