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Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)

Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)

Titel: Jay: Explosive Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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wären, aber Lucs Bedenken waren absolut berechtigt. Kalil war ein begnadeter Hacker, hochintelligent und hätte problemlos an jeder amerikanischen Universität mithalten können, aber er neigte dazu, erst zu handeln und dann über mögliche Folgen nachzudenken.
    Hamid war das genaue Gegenteil seines jüngeren Bruders und Luc sehr ähnlich: ruhig, besonnen und extrem verantwortungsbewusst. Unter anderen Umständen hätte Hamid mit seinem technischen Verständnis als Ingenieur viel für sein Land tun können, aber so beschränkte er sich darauf, den Bewohnern seines Dorfes das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Die Brüder wurden sowohl von der afghanischen Regierung als auch von den Nato-Truppen als Taliban gesucht, aber das zeigte nur, wie falsch die Dinge in dem Land liefen. Sicher, die beiden besorgten sich viele lebensnotwendige Dinge durch Überfälle auf Militärkonvois oder Stützpunkte, aber in den abgelegenen Regionen gab es eben keinen Wal-Mart. Unschuldsengel waren die Brüder nicht, aber auch keine skrupellosen Verbrecher, sonst wären Hamid und Luc nicht so eng befreundet.
    Niemals hätte sie damit gerechnet, dass die beiden wichtigsten Männer in ihrem Leben sich überhaupt anfreunden könnten, aber letztlich folgten sowohl Luc als auch Hamid nur ihrem eigenen Ehrgefühl. So hatte Hamid dafür gesorgt, dass Luc entkommen konnte, als ein brutaler Warlord ihn gefangen genommen hatte, und deshalb war Luc später zurückgekehrt, um Hamids Dorf zu helfen. Am Ende hatten sie ein Komplott innerhalb der amerikanischen Regierung und der CIA aufdecken können. Obwohl sie sich mit der Aktion nicht nur Freunde gemacht hatten, deckten zumindest Lucs unmittelbare Vorgesetzte seine Freundschaft mit Hamid und Kalil.
    »Erde an Jamila. Kannst du mir bitte die Wasserflasche rüberreichen?«
    Mit einem Ruck tauchte Jasmin aus der Vergangenheit auf, holte die Flasche aus dem Seitenfach des Rucksacks und gab sie Luc. Direkt nach der Landung war Luc dazu übergegangen, Paschtu mit ihr zu sprechen und verwendete bei jeder Gelegenheit den Spitznamen, den er ihr bei ihrer ersten Begegnung verpasst hatte. Dank seiner afghanischen Ersatzmutter war sein Paschtu akzentfrei und er benutzte es wie seine Muttersprache. Blaue Augen waren unter Afghanen durchaus nicht unüblich, sodass er mit seinen dunklen Haaren und seiner sonnengebräunten Haut problemlos als Einheimischer durchging, und zwar als ein verdammt attraktiver.
    »Wenn du das Tempo hältst, treffen wir viel früher als geplant ein.«
    »Das ist auch der Sinn der Raserei. Hamid hat mir eine SMS geschickt, dass wir uns beeilen sollen, sofern möglich.«
    Das klang nicht gut, aber Luc erriet ihre Befürchtung und winkte lächelnd ab. »Er hat ausdrücklich erwähnt, dass keinerlei Gefahr droht.«
    Beruhigt lehnte Jasmin sich zurück, bis ihr aufging, dass er schon seit Beginn der Fahrt so raste, die SMS also schon vor Stunden erhalten haben musste. Aufgebracht fuhr sie zu ihm herum. Die Sonnenbrille verbarg zwar seine Augen, aber sie wusste, dass er sich über ihre Reaktion amüsierte.
    »Ich habe schon darauf gewartet, dass das Kätzchen seine Krallen ausfährt, weil ich dir das nicht früher erzählt habe. Tut mir leid, Jamila. Ich war in Gedanken woanders und hatte es einfach vergessen.«
    »Nicht so schlimm. Ich sollte mir eher Gedanken darüber machen, dass du so genau weißt, was ich gerade denke.«
    »Nun, heute Morgen hast du dich nicht darüber beschwert.«
    Bei dem Gedanken an die Art und Weise, wie er sie geweckt hatte, wurde ihr heiß, und sie hätte am liebsten die Klimaanlage höher eingestellt. Sie spürte immer noch seinen Mund an ihren Brüsten und später auch an … Energisch rief sie sich zur Ordnung und bemühte sich, an etwas anderes zu denken. Andererseits waren sie vor etlichen Meilen dem letzten anderen Fahrzeug begegnet. Sie konnten eigentlich die relative Kühle ausnutzen und einen kurzen oder auch längeren Zwischenstopp einlegen. Es wäre ein einmaliges Erlebnis, sich unter freiem Himmel, mit den Bergen im Hintergrund und keiner Menschenseele weit und breit zu lieben und sich … Mist, sie hatte Hamids SMS vergessen.
    Lucs Mundwinkel hatten in der Zwischenzeit ein interessantes Eigenleben entwickelt, und als er die Sonnenbrille abnahm, erschauderte sie vor der Intensität seines Blickes.
    »Dafür werden wir auf jeden Fall noch Zeit haben, nur jetzt leider nicht.«
    Das war jetzt das dritte Mal, dass er gewusste hatte, woran sie dachte.

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