Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Ermittlungsbeamten auseinandergenommen worden war. Die Agenten hatten in einem Schuhkarton in seinem Bastelraum neben der Garage hunderttausend Dollar in bar gefunden.
Es dauerte geraume Zeit, bis Jay überhaupt zu Wort kam. »Beruhige dich, Lorraine. Es wird sich bestimmt alles aufklären. Weder ich noch einer aus dem Team glaubt, dass Clive die Seiten gewechselt hat. Solche Ermittlungen sind Routine. Im Moment interessiert doch nur, wie es ihm geht. Was sagen die Ärzte?«
Der Themenwechsel hatte Erfolg. »Sie haben gesagt, dass er eine Chance hat, wenn er die Nacht übersteht, und das hat er inzwischen. Sein Zustand ist noch kritisch, aber er wird kämpfen, das weiß ich.«
»Ich auch, Lorraine. Er wird es schaffen, für dich und eure Tochter. Mach dir wegen des Geldes keine Gedanken. Die Erklärung werden wir schon noch finden, aber ruf sicherheitshalber Rob an. Wenn einer weiß, worauf du nun achten musst, dann mein Bruder. Als Anwalt ist er unschlagbar.«
Sie wechselten noch einige Worte, dann beendete Lorraine das Telefonat, weil sie ins Krankenhaus wollte.
Lorraines Ängste um ihren Mann erinnerten Elizabeth an ihre eigenen Sorgen um Jay am Vortag. Zweimal hatte sie nicht nur um ihr eigenes Leben, sondern auch um seins gefürchtet.
»FBI-Agenten sollten keine Familien haben.«
Erst als Jay sie verwirrt ansah, bemerkte sie, dass sie ihren Gedanken laut ausgesprochen hatte. Zunächst schwieg er, dann schüttelte er leicht den Kopf. »Du irrst dich. Viele hatten das Glück, einen Partner zu finden, der stark genug ist, um mit der ständigen Angst umzugehen. Du hast zwar recht, dass in unserem Metier überdurchschnittlich viele Ehen zerbrechen und es auch viel zu viele gibt, die mit einem tragischen Verlust fertigwerden müssen, aber dennoch ist es für viele das Risiko wert. Wenn man deinen Gedanken weiterspinnt, gibt es Unmengen von Berufen, bei denen die Männer oder Frauen keine Familie gründen dürften. Wo willst du die Grenze ziehen? Bei Soldaten? Bei Feuerwehrleuten? Ich bin der Letzte, der gerechtfertigte Ängste leichtfertig abtun würde, aber das Leben hat eben Sonnen- und Schattenseiten.«
»Das sagt sich so einfach, wenn man selbst derjenige ist, der bei den anderen die Ängste auslöst.«
Der einzige Hinweis, dass sie einen Nerv getroffen hatte, waren Jays Fingerknöchel, die weiß hervortraten, als er das Lenkrad fester umklammerte. »Damit machst du es dir zu leicht.«
»Irrtum, Jay. Wenn ich einen qualifizierten Diskussionspartner zu dem Thema suche, wende ich mich vertrauensvoll an deine Mutter, aber bestimmt nicht an dich.«
Seine Sonnenbrille flog mit Schwung auf das Armaturenbrett und wenn sie gekonnt hätte, wäre sie mindestens fünf Meter zurückgewichen. Angegurtet auf dem Beifahrersitz blieb ihr nur, sich dem Gewitter zu stellen, das neben ihr auszubrechen drohte.
»Nur zu deiner Information, Saunders, ich hatte gestern wiederholt höllische Angst um dich. Und nebenbei erwähnt, haben auch einige meiner Freunde und Brüder verdammt gefährliche Jobs. Also erzähl du mir nichts vom Umgang mit der Angst um jemanden, der einem wichtig ist. Komm runter von deinem hohen Ross und sei erst mal mutig genug, dich überhaupt auf eine Beziehung einzulassen, dann reden wir weiter. Außerdem brauchen viele den Rückhalt durch ihre Familien und ihre Partner, weil sie sonst an ihrem Job zerbrechen würden. Aber es ist wirklich sehr interessant, wie du auf diesem Thema herumreitest, statt dich auf das Offensichtliche zu konzentrieren.«
Sie knirschte vor Ärger mit den Zähnen, schaffte es aber, sich zu einem ruhigen Ton zu zwingen. »Und was soll das Offensichtliche sein, Superman?«
Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Das verdammte Bargeld natürlich, das bei Clive gefunden wurde.«
Wenn sie zugab, dass sie das vollkommen vergessen hatte, würde er sie nie wieder ernst nehmen. »Das spricht doch für sich.« Das klang sogar in ihren Ohren lahm und vor allem zweideutig, aber etwas anderes war ihr so schnell nicht eingefallen.
Wieder schüttelte Jay den Kopf, dieses Mal heftiger. »Ich habe keine Ahnung, wie du das meinst, Beth.«
Sie auch nicht, aber das verschwieg sie lieber. Nachdem sie ausnahmsweise ihr Urteil auf Basis eines Bauchgefühls gefällt hatte, musste sie es eben durch Fakten untermauern, eine ihrer leichtesten Übungen. »Clive hat jahrelange Erfahrung als verdeckter Ermittler, da sollte ihm ein besseres Versteck einfallen. Außerdem waren wir uns einig, dass er das
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