J.D.SALINGER Neun Erzählungen
en.«
»Ich geb dir gleich eine Queen Mary , wenn du nicht au genblicklich von dieser Tasche runtergehst«, sagte sein Vater. Er drehte den Kopf zu Teddy. »Geh jetzt da runter . Lass dir mal lieber die Haare schneiden oder so was .«
W ieder schaute er auf den Hinterkopf seiner Frau. »Er sieht so altklug aus, Herrgott.«
»Ich habe aber kein Geld«, sagte Teddy. Er legte die Hände fester auf den Sims des Bullauges und senkte das Kinn auf die Fingerrücken. »Mutter. Der Mann, der im Speisesaal direkt neben uns sitzt, weißt du? Nicht der ganz dünne. Der andere, am selben Tisch. Genau da, wo unser Kellner immer sein Tablett abstellt.«
»Mm h m«, sagte Mrs McArdle. »Teddy. Mein Schatz. Lass Mutter nur noch fünf Minuten schlafen, sei ein lieber Junge.«
»Warte doch mal. Das ist ganz interessant«, sagte Teddy, ohne das Kinn von seiner Unterlage zu heben und den Blick vom Ozean zu wenden. »Der war kürzlich einmal im Sportraum, als Sven mich gewogen hat. Er kam zu mir und sprach mich an. Er hatte das letzte Band gehört, das ich gemacht habe. Nicht das im April. Das im Mai. Kurz bevor er nach Europa gefahren ist, war er auf einer Party in Boston, und jemand auf der Party kannte jemanden in der Leidekker - Prüfungsgruppe – wen, hat er nicht gesagt – , und die hatten sich das letzte Band, das ich gemacht habe, geliehen und auf der Party gespielt. Anscheinend hat er großes Interesse daran. Er ist ein Freund von Professor Babcock. Anscheinend ist er auch selbst Lehrer. Er sagte, er war den ganzen Sommer am Trinity College in Dublin.«
»Ach?«, sagte Mrs McArdle. »Auf einer Party haben sie es gespielt ?«
S ie lag da und stierte schläfrig auf die Rückseite von Teddys Beinen.
»Ich glaube schon«, sagte Teddy. »Er hat Sven eine ganze Menge über mich erzählt, und ich habe direkt daneben gestanden. Es war ziemlich peinlich.«
»Warum war das denn peinlich?«
Teddy zögerte. »Ich sagte › ziemlich ‹ peinlich. Ich habe es modifiziert.«
»Ich modifiziere dich gleich, Freundchen, wenn du nicht auf der Stelle von dieser Tasche runtergehst«, sagte Mr McArdle. Er hatte sich gerade wieder eine Zigarette angezündet. »Ich zähle jetzt bis drei. Eins , verdammt noch mal … Zwei … «
»Wie spät ist es?«, fragte Mrs McArdle plötzlich die Rückseite von Teddys Beinen. »Haben du und Booper nicht um halb elf Schwimmunterricht?«
»Es ist noch Zeit«, sagte Teddy. » … Wumm! «
U nvermittelt streckte er den ganzen Kopf aus dem Bullauge, ließ ihn einige Sekunden draußen und zog ihn dann lange genug herein, um zu berichten: »Gerade hat jemand einen Mülleimer voller Orangenschalen aus dem Fenster gekippt.«
»Aus dem Fenster. Aus dem Fen ster«, sagte Mr McArdle sarkastisch und schnippte seine Asche weg. »Aus dem Bullauge, Freundchen, aus dem Bullauge .«
E r warf seiner Frau einen kurzen Blick zu. »Ruf mal Boston an. Schnell, lass dir die Leidekker - Prüfungsgruppe geben.«
»Ach, du bist ja so brillant und geistreich«, sagte Mrs McArdle. »Warum versuchst du es nicht?«
Teddy zog den Kopf größtenteils herein. »Die schwimmen ganz hübsch«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Das ist interessant.«
»Teddy. Zum letzten Mal. Ich zähle bis drei, und dann … «
»Ich meine nicht, dass es interessant ist, dass sie schwimmen«, sagte Teddy »Interessant ist, dass ich weiß, dass sie da sind. Wenn ich sie nicht gesehen hätte, wüsste ich nicht, dass sie da sind, und wenn ich nicht wüsste, dass sie da sind, könnte ich nicht einmal sagen, dass es sie gibt. Das i st ein sehr hübsches, ideales Beispiel für die Art und Weise – «
»Teddy«, unterbrach ihn Mrs McArdle, ohne sich unter ihrem Oberlaken sichtbar zu regen. »Such doch mal Booper. Wo ist sie? Bei ihrem Sonnenbrand möchte ich nicht, dass sie heute in der Sonne herumlümmelt.«
»Sie ist ausreichend bedeckt. Ich habe ihr gesagt, sie soll ihre Latzhose anziehen«, sagte Teddy. »Einige versinken jetzt schon. In ein paar Minuten schwimmen sie dann nur noch in meinem Kopf. Das ist ganz interessant, denn wenn man es auf eine bestimmte Art und Weise betrachtet, haben sie überhaupt erst dort angefangen zu schwimmen. Wenn ich hier gar nicht gestanden hätte oder wenn jemand dahergekommen und mir irgendwie den Kopf abgeschlagen hätte, während ich – «
»Wo ist sie jetzt?«, fragte Mrs McArdle. »Sieh deine Mutter doch einmal an, Teddy.«
Teddy drehte den Kopf zu seiner Mutter. »Was?«, sagte e r.
»Wo ist Booper jetzt?
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