Je sueßer das Leben
Daniels zieht an Coras Mantel, aber sie klopft ihm auf die Finger. Verärgert lässt er von ihr ab. »Es ist in ihrem Mantel, Sergeant. Ich habe gesehen, wie sie etwas hineingesteckt hat, bevor ich sie festgenommen habe.«
Sergeant Overby seufzt. Er hofft, dass es nichts Ernstes ist, weil er Cora nicht einsperren möchte. Die meisten Einwohner der Stadt kennen sie und wissen, dass sie harmlos ist, aber in letzter Zeit sind so viele neue Leute zugezogen, dass Coras schillernde Geschichte in Avalon womöglich ihrem Ende zugeht. »Würden Sie bitte Ihren Mantel ausziehen, Miss Sunshine?«
Sie wickelt den Mantel noch etwas fester um sich. »Tut mir leid, das geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil heut Waschtag ist und ich nur Sachen anhab, deren Namen eine Dame nicht in den Mund nimmt, bis meine Kleider trocken sind.« Sie bedenkt ihn mit einem selbstgefälligen Blick und gießt ein wenig Kaffeesahne in den Becher.
Er seufzt. »Officer Daniels, rufen Sie doch bitte Roxy Hicks an. Sie ist gerade erst zur Tür raus und kann vielleicht schnell noch mal zurückkommen.« Dann wendet er sich an Cora: »Roxy Hicks ist eine unserer neuen Polizeihelferinnen. Sie ist keine richtige Polizistin, sondern unterstützt uns bei Verwaltungsarbeiten.«
»Ist sie ’ne Nutte? Ihr Name klingt so, als wär sie ’ne Nutte.«
»Roxy ist keine Nutte, sie ist eine sehr nette Frau. Sie wollen doch nicht, dass ich Officer Tripp hole, oder?«
Cora presst die Lippen zusammen und schüttelt den Kopf. Officer Juanita Tripp ist Polizistin und ein echt hartes Kaliber. Sie verliert leicht die Geduld mit Cora und steckt sie dann kurzerhand in die Ausnüchterungszelle.
Als Roxy kommt, nimmt sie Cora mit ins Vernehmungszimmer. Kurz darauf taucht Roxy wieder auf, eine Schachtel in der Hand, das Gesicht zu einer Grimasse verzogen.
Oje, was hat Cora Ferguson jetzt wieder angestellt? Sergeant Overby strafft die Schultern. »Was haben Sie da, Roxy?«
Roxy holt Stück für Stück die Sachen aus der Schachtel: zwei Ausgaben der Avalon Gazette , mehrere Golfbälle, ein zerkauter Hundeknochen aus Gummi und ein aufgeblähter Gefrierbeutel, der mit einer verdächtigen Substanz gefüllt ist. Quer über den Beutel steht mit wasserfestem Stift geschrieben: »FBA. Tag zehn.« Daneben das Datum des heutigen Tages.
»Was ist das denn?« Officer Daniels beugt sich vor, um das Zeug genauer zu mustern. Als Roxy hineinpikst, macht er einen Satz nach hinten.
»Keine Ahnung.« Sergeant Overby überlegt, ob sie den Beutel nicht besser ins Labor schicken sollten. Er sieht aus, als würde er jeden Moment platzen, und er hat keine Ahnung, ob der Inhalt giftig ist oder noch was Schlimmeres.
»Ich habe sie gefragt, aber sie wollte es mir nicht sagen«, erklärt Roxy. »Dafür hat sie mich Nutte genannt. Sehr nett.«
»Holen Sie sie wieder her«, befiehlt Sergeant Overby. Er wäre ja bereit, noch einmal ein Auge zuzudrücken und ihr zu glauben, dass sie es gefunden hat, wenn es ihr nicht gehört, aber dieses Zeug gefällt ihm nicht. Irgendetwas stimmt damit nicht.
Roxy kehrt mit Cora zurück, die einen sehnsüchtigen Blick auf ihre Sachen wirft. Sergeant Overby schiebt sie aus ihrer Reichweite und hält den Beutel in die Höhe. »Was ist das, Cora?«
Cora schweigt.
»Cora.« Seine Stimme klingt streng. »Das hier ist kein Spaß mehr. Ich will Sie nicht wegen unerlaubten Betretens oder wegen eines Bagatelldiebstahls festnehmen, aber wenn das hier eine potentiell gefährliche Substanz ist, muss ich es wissen. Sofort.«
»Soll ich die Feuerwehr anrufen und ein ABC -Spezialteam kommen lassen, Sir?« Officer Daniels greift bereits nach dem Telefon.
Sergeant Overby hält eine Hand in die Höhe. »Sagen Sie mir, was passiert, wenn ich diesen Beutel öffne, Cora. Wissen Sie das?«
»Ich hab ’ne ungefähre Vorstellung«, sagt sie mit einem maliziösen Lächeln. »Aber bringen Sie es bloß nicht mit Metall in Berührung, das würden Sie bereuen.«
Eine Minute später ist das Polizeirevier von Avalon geräumt.
Kapitel 11
ABC -Alarm in Avalon! Edie kann es gar nicht glauben. Der Anruf erreichte die Gazette vor ein paar Minuten, ein besorgter Bürger erkundigte sich, ob sie wüssten, warum das Polizeirevier evakuiert und die Feuerwehr gerufen worden war. Rasch tätigte Edie ein paar Anrufe, dann packte sie ihren Rucksack und lief die Straße hinunter.
Sie hört die Sirenen und spürt, wie das Adrenalin durch ihren Körper schießt. Vielleicht ist es ja ein Fehlalarm,
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