Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)

Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)

Titel: Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Hüther , Uli Hauser
Vom Netzwerk:
schnell, wenn ihnen ständig jemand etwas zeigen und erklären will, wenn man sie belehrt und ihnen sagt oder vorschreibt, was wichtig oder unwichtig ist. Dann geht es beim Zähneputzen nur noch um die Reinigung der Zähne und nicht mehr auch um das Spiel, vielleicht ein Prinz zu sein oder eine Prinzessin. Beim Anziehen wird entscheidend, dass es schnell geht, ohne eine Geschichte erzählen zu können und der Mutter das schöne Spielzeugauto zu zeigen oder ein neues Bild. Dafür ist dann keine Zeit mehr; das Kind soll gefälligst nicht mehr auf alles achten, wenn es in den Kindergarten muss oder später in die Schule. Dann verwandelt sich die ungerichtete Aufmerksamkeit, mit der bis dahin alles gleichermaßen intensiv wahrgenommen werden konnte, in fokussierte Aufmerksamkeit.
    Besonders schnell geschieht das, wenn ein Kind erleben muss, dass seine Grundbedürfnisse nicht gestillt werden. Wenn es Hunger hat oder Durst leidet, wenn es friert oder krank ist; und auch, wenn es das Gefühl hat, sein Leben nicht selbst gestalten und nicht mehr auf Entdeckungstour gehen zu können. Und natürlich leiden Kinder, wenn sie Angst haben. Dann richten sie ihre Aufmerksamkeit nur noch auf das, was ihnen dabei hilft, einen Ausweg aus ihrem Leid zu finden. Um Schmerz nicht mehr empfinden zu müssen.
    Was aber immer erhalten bleibt, ist ihre Fähigkeit, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn der andere auch erlebt, wie es einem geht. Wenn man wütend ist oder traurig. Dann beginnen Kinder, den anderen zu beobachten. Wie du mir, so ich dir: Sie versuchen herauszufinden, ob sie bestimmte Gefühle, die sie bei ihren Eltern oder Erziehern wahrnehmen, für die Durchsetzung ihrer eigenen Interessen nutzen können. Sie rechnen sich aus, was passieren könnte, wenn sie sich in einer gewissen Art und Weise verhalten. Manche lernen so recht schnell, bestimmte Gefühle bei anderen durch bestimmte Verhaltensweisen gezielt auszulösen. Bei Eltern, die immer in Eile sind oder mit eigenen Problemen beschäftigt, lassen sich zum Beispiel sehr leicht Schuldgefühle wecken. Wenn es den Kindern gelingt, eine Umarmung durch Mutter oder Vater zu verweigern und sich schmollend zurückzuziehen, haben sie vielleicht ein Mittel gefunden, zu bekommen, was sie wollen. Weil sie aus eigener Erfahrung wissen, wie schlecht es sich anfühlt, nicht in einer ihnen gebührenden Weise beachtet zu werden, lassen sie nun ihre Eltern spüren, wie das ist. Und fordern Wiedergutmachung, um so eine gewünschte Süßigkeit, ein Spielzeug oder die Erlaubnis zu bekommen, endlich Fernsehen schauen zu dürfen.
    Wer als Kind früh ein solches Verhalten lernt und damit noch Erfolg hat, wird auch künftig versuchen, andere Menschen auf diese Weise zu manipulieren. Solche Kinder lernen dann sogar, Gefühle vorzutäuschen. Das gelingt ihnen umso besser, je häufiger ihre Vorbilder diese Strategie des Vorspielens selbst eingesetzt haben, um damit eigene Ziele und Absichten durchzusetzen. Wenn also der Vater zum Beispiel nur so tut, als sei er zornig oder als würde er sich dem Kind wirklich zuwenden.
    Manchmal lernen Kinder diese Fähigkeit des Vorspielens von Gefühlen so gut, dass es ihnen später immer schwerer fällt, zwischen wahren und den bis zur Perfektion gespielten Empfindungen zu unterscheiden. Dann ist aus der Fähigkeit zum emotionalen Dialog eine Strategie zur Durchsetzung eigener Interessen geworden. Und die Begabung zum Mitgefühl hat sich dann zu einer Technik der emotionalen Manipulation anderer Menschen entwickelt.

3 Richtig unterstützen statt falsch fördern: Wie Kinder ihre Talente entwickeln können
    Jedes Kind bringt also jede Menge Begabung mit auf die Welt. All das, was es braucht, um in eine menschliche Gemeinschaft hineinzuwachsen und sich dort zurechtzufinden. Kinder sind in der Lage, all das von den Mitgliedern dieser Gemeinschaft zu erlernen, was sich diese, als sie selbst noch Heranwachsende waren, an Fähigkeiten und Fertigkeiten, an Wissen und Können, an inneren Einstellungen, Werten und Vorstellungen angeeignet und im Lauf ihres bisherigen Lebens ergänzt und erweitert haben.
    Das Problem ist nur, dass die meisten Erzieher, Lehrer und sogar viele Eltern genau diese besonderen Talente nicht meinen, wenn sie von einer besonderen Begabung sprechen. Sie halten ein Kind für hochbegabt, wenn es sich von allen anderen Kindern dadurch unterscheidet, in der Lage zu sein, sich etwas anzueignen und auf einem bestimmten Gebiet etwas zu leisten, was andere

Weitere Kostenlose Bücher