Jedi Quest 06 - Die Akademie der Angst
»Muss ziemlich schwer sein, wenn man die Sicherheitseinrichtungen hier sieht«, sagte Anakin. Er wagte sich Stück für Stück vor, damit Reymet sich öffnete.
Reymet schnaubte. »Die Sicherheitseinrichtungen sind nicht so sicher, wie die Experten behaupten. Jedes System kann irgendwie umgangen werden.«
»Mir kommt es ziemlich wasserdicht vor«, bemerkte Anakin locker.
Ein paar Schüler musterten Anakin neugierig, als sie vorbeikamen. Reymet schob sein Datapad tief in die Tasche. »Man sieht dich besser nicht mit mir reden. Niemand redet mit mir.«
»Und was ist mit deinen Freunden?«, fragte Anakin.
Reymet sah ihn grimmig an. »Ich habe keine Freunde.« Er ging schneller und verschwand in der Menge.
Ferus erschien neben Anakin.
»Interessant.«
»Du hast es gehört?«
»Jedes Wort. Ich spüre bei ihm etwas .« »Ich auch. Aber keine Dunkelheit. Vielleicht einfach nur ... Verwirrung.«
»Er hat etwas zu verbergen«, stellte Ferus fest. »Aber das könnte alles sein. Ist kein sonderlich großer Hinweis.«
»Aber immerhin ein Ausgangspunkt«, sagte Anakin.
Kapitel 4
Der Speisesaal war ein großer Raum mit dekorativen Wandpaneelen, sanftem, indirekten Licht und schweren Vorhängen aus Veda-Stoff an den Fenstern. Der Stoff dämpfte die Geräusche und warf einen rosafarbenen Schimmer auf die Esstische. Es war genau wie in den exklusiven Restaurants, die Anakin auf Coruscant gesehen hatte - und wie in den Lokalen, in denen die Schüler normalerweise aßen, dessen war Anakin sich sicher. Und genau wie in einem exklusiven Restaurant unterlag die Sitzordnung im Speisesaal stillen Regeln.
Es hatte eine Weile gedauert, bis Anakin klar geworden war, dass die besten Tische bei den Fenstern standen und dass er dort nicht willkommen war. Er wusste nicht, warum ihm die meisten Schüler mit einer gewissen Zurückhaltung begegneten - doch er spürte diese Zurückhaltung. Sie war da. Jedes Mal, wenn er einen Platz suchte, schob irgendjemand den freien Stuhl an einen anderen Tisch oder legte schnell ein Datapad oder einen Stapel Durabögen auf den Stuhl. Es war offensichtlich, dass niemand neben ihm sitzen wollte. An dieser Schule gab es eine Rangordnung, in der jeder seinen Platz hatte.
Ferus hingegen war beinahe sofort akzeptiert worden und konnte sich seinen Platz aussuchen. Hatte es sich herumgesprochen, dass er aus einer mächtigen Familie seiner Heimatwelt stammte? War das der Grund?
Du kannst überall in der Galaxis umherreisen und es wird immer dasselbe sein - die Mächtigen teilen nicht gern mit den Schwachen.
Sein Meister hatte ihm das einst in einem ziemlich resignierten Tonfall gesagt. Doch Obi-Wan schien manchmal zu vergessen, dass Anakin einst ein Sklave gewesen war. Wenn irgendjemand etwas von Macht verstand, dann war es ein Sklave. Er kannte den Hunger nach Macht und er kannte die Erniedrigung, die man spürte, wenn einem vor Augen gehalten wurde, dass man keine Macht besaß.
Er trug seinen Teller mit einem wohlriechendem Gulasch zu einem leeren Tisch und setzte sich. Es war ja nicht so, dass er unbedingt Gesellschaft brauchte. Jedi hatten kein Problem mit dem Alleinsein. Doch in seinem Innern brodelte etwas. Es war glühend heiß und steckte tief in ihm - er hatte gehofft, dass er es schon längst vergessen hatte. Er nahm einen Löffel voll Gulasch in den Mund und schmeckte Scham und Wut. Gefühle, die schwer zu schlucken waren, wie eine Hand voll Sand.
Er griff in die Tasche seiner Tunika und holte einen kleinen, glatten Stein hervor. Es war ein Flussstein, ein Geschenk von Obi-Wan. Er hatte einst Qui-Gon gehört.
Der Stein war Macht-sensitiv. Das war aber nicht der Grund, weshalb Anakin ihn in schweren Zeiten in die Hand nahm. Wenn er seine Finger über die glatte Oberfläche gleiten ließ, war es, als ob er Qui-Gons Ruhe und Ausgeglichenheit daraus aufnehmen konnte. Er stellte sich vor, wie kühles Flusswasser über seinen Körper rann, wie er sich wie ein Fisch bewegte und sein Körper in dem tiefgrünen Fluss dahin glitt. Das beruhigte ihn. Ferus und er hatten ihre Lichtschwerter in ihren Zimmern verstecken müssen und der Stein war die einzige physische Verbindung zu seinem richtigen Leben.
Plötzlich stellte jemand seinen Teller neben ihm auf den Tisch. Das Mädchen, das ihn im Allgemeinen Informationstest angelächelt hatte, zog mit der Leichtigkeit eines Athleten mit einem Bein einen Stuhl heran und setzte sich. Sie roch wohlwollend an ihrem Gulasch und griff nach ihrem Löffel. Anakin
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