Jenny heftig in Noeten
»Wie… hast du die Polizei gerufen?«
Er hielt sein Handy hoch. Und gerade als er mir zuzwinkerte, hörte ich in der Ferne das Heulen der Sirene.
Ich war unendlich erleichtert. »O Mann. Danke!«
»Wahrscheinlich ist er nicht wirklich als Schüler bei uns eingeschrieben, oder?« Scott schob das Handy wieder in die Hosentasche zurück.
»Was?« Ich beobachtete, wie eine Chi-Chi-Kellnerin nach einem Autogramm hechtete, das Luke ihr hinhielt.
»Ach so, nein. Er recherchiert bloß für eine Rolle.«
»Wissen Lewis und die anderen davon?«
»Klar, es war ihre Idee.«
Scott schüttelte den Kopf. »Die geben bestimmt keinen Kommentar dazu ab. Schade. Die Story ist toll.«
Ich schloss daraus, dass er sich keine allzu großen Sorgen um Luke machte, wenn er in so einem Moment an den Register denken konnte.
Oder dass er wegen Geri allzu traurig war.
»Scott, ich…«
Das mit dir und Geri Lynn tut mir Leid , wollte ich sagen.
Aber bevor ich es sagen konnte, geschahen drei verschiedene Dinge gleichzeitig. Erstens bog ein Einsatzwagen der Duane County Police mit heulender Sirene auf den Parkplatz ein, zweitens glitt eine schwarze Limousine – vermutlich dieselbe, die Luke jeden Tag von der Schule abholte – hinter dem Restaurant hervor, als hätte sie dort schon die ganze Zeit gewartet, und drittens kam Geri Lynn mit glänzenden Augen auf uns zugerannt.
»Wahnsinn, oder?«, keuchte sie. »Echt blöd, dass keiner eine Kamera mithat. Endlich passiert mal was in diesem Kaff und wir können es nicht fotografieren.«
Ich wusste nicht, ob es ihr gelungen war, Luke zum Frühlingsball einzuladen. Wahrscheinlich nicht. Die Menschentraube um ihn herum war nach wie vor beträchtlich. Obwohl sich viele beim Anblick des Streifenwagens zurückgezogen hatten und noch mehr zurückwichen, als der kräftige Officer unerschrocken auf die Menge zuschlenderte. Luke stand immer noch auf dem Wagendach.
»Kwang müsste jetzt hier sein!«, sagte Geri bedauernd. »Der hat doch ein Handy mit Kamera.«
Mittlerweile hatte sich der Officer erfolgreich durch die Schar zum Auto gedrängt. Er sagte etwas zu Luke, der dankbar lächelte und vom Dach kletterte, während der Polizist die hartnäckigsten Fans zurückhielt – diejenigen, die gar nichts kapierten. Leider muss ich sagen, dass sich in dieser Gruppe ziemlich viele Sopranistinnen befanden, unter anderem auch Trina.
»Okay, Leute«, sagte der Polizist, als die Limousine vorfuhr und Luke schnell einstieg. »Die Show ist vorbei. Der Verkehr muss weitergehen.« Denn natürlich war jeder einzelne Autofahrer auf der Clayton Mall Road langsamer gefahren, um zu sehen, was der merkwürdige Volksauflauf beim Autowaschtag der Troubadours bedeutete.
Trina kam angerannt. Sie wirkte erhitzt und erregt. »Er ist einfach in die Limo gestiegen, ohne irgendetwas zu sagen! Ich hab noch nicht mal ein Autogramm bekommen! Und dabei hab ich ihn jahrelang treu unterstützt!«
»Tolle Unterstützung!«, sagte ich. »Ihr habt ihn praktisch in Stücke gerissen.«
»Ich nicht!«, behauptete Trina. »Das war Karen Sue Walters. Habt ihr mitgekriegt, dass sie ein Autogramm von ihm auf den Busen wollte? Ihr Glück, dass ihre Mutter nicht hier war…«
Plötzlich bemerkte ich, dass Scott und Geri wieder eine ziemlich ernste Unterhaltung führten. Ich packte Trina am Arm und zog sie ein Stück zur Seite, um den beiden etwas Privatsphäre zu ermöglichen. Na ja, jedenfalls soweit es unter den Umständen möglich war.
»Sag mal, wenn ich Luke einen Brief schreibe, könntest du ihn ihm geben?«, fragte Trina. »Ich meine, ihr scheint ja echt gut befreundet zu sein, wenn er dir sein Geheimnis anvertraut hat.«
Ich schüttelte den Kopf. »Trina.« Die Limousine fuhr langsam los. Was auch höchste Zeit war, denn es kamen schon wieder Mädchen angelaufen, die sich gegen die getönten Scheiben pressten, um einen letzten Blick auf ihren Schwarm zu erhaschen. »Ich kenne ihn doch kaum. Er war nur hier, um zu recherchieren…«
In diesem Moment ging surrend das Sonnendach der Limousine auf und Luke streckte Kopf und Schultern heraus. Die um die Limo versammelten Mädchen kreischten, sprangen am Wagen hoch und schienen Luke büschelweise Haare ausreißen zu wollen. Was ja immer eine gute Methode ist, um sich bei jemandem beliebt zu machen… Oder auch nicht.
Ich dachte, Luke würde den Einwohnern Claytons zum Abschied noch ein paar saftige Flüche hinterherschicken. Macht ’ s nicht gut, ihr Arschlöcher! oder Danke für
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