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Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Titel: Jenseits der Eisenberge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Männern vorbei, auf Tomar zu, dass niemand versuchte, sie aufzuhalten.
    „Nun, wir sollten sein Andenken ehren, nicht wahr? Er hat es zumindest geschafft, dieses Drecksloch bewohnbar zu machen und mein Schloss ist auch bald fertig.“
    „Elyne …“ Archym räusperte sich nervös. „Kind, es wäre besser, wenn du draußen wartest. Das hier ist nichts für Frauen.“
    Sie streifte ihn mit einem Blick, der Eisen hätte schmelzen können. „Das hier, verehrter Vater, ist mein Zuhause. Mein Name steht mit auf der Besitzurkunde, und es wäre klug, daran nichts zu ändern. Witwen mit Kindern lassen sich besser verheiraten, je größer ihre Mitgift ist.“
    Sie fuhr herum und starrte in die verblüfften Gesichter der drei Männer.
    „Was? Wir haben heute festgestellt, dass mein Mann verschollen ist. In exakt drei Monaten wird er für tot erklärt und ich kann an einen geeigneten Nachfolger überreicht werden, oder?“
    Erebos schnappte schockiert nach Luft. „Solch eine Respektlosigkeit …“, begann er.
    Maruv winkte ab und lächelte Archym verbissen an: „Es scheint doch eher an Eurer Erziehung zu liegen, mein Freund, dieses Weib ist genauso unverschämt wie ihr Bruder.“
    Archym lief rot an vor Wut, bevor er antworten konnte, mischte sich allerdings Elyne schon wieder mit einem verächtlichen Schnauben ein: „Wohl eher daran, mein König, dass Stefár den wichtigsten Teil meiner Erziehung übernommen hatte. Nicht wahr, verehrter Vater?“
    „Treib es nicht zu weit, Elyne. Wir haben Mittel und Wege …“
    „… mich zum Gehorsam zu zwingen, ich weiß.“ Gelangweilt fixierte sie einen der Soldaten, der unwillkürlich einen Schritt zurückwich: „Wenn Ihr so gütig wäret, meinen Burgverwalter freizulassen? Es ist völlig unnötig, ihn zu foltern, ich weiß, wo sich mein Sohn aufhält.“
    „Wo?“, riefen Archym, Erebos und Maruv zugleich.
    Elyne lächelte geziert.
    „Wenn ich es verrate, lasst ihr mich hier zurück und misshandelt mir mein Kind noch. Ich reite mit und führe euch zu dem geheimen Lager.“
    „Das wirst du nicht!“, grollte Archym, der langsam die Beherrschung verlor.
    „Doch, das werde ich! Es sei denn, Ihr zieht es vor, diesen Mann hier tagelang zu foltern, bis er nur noch ein Klumpen rohes Fleisch ist. Keine Garantie, dass er spricht, er hält große Stücke auf Lys.“
    „Wir könnten es mit dir versuchen. Hältst du auch so lange stand wie er?“, fragte Maruv. Sie erwiderte sein kaltes Lächeln mit einem gelassenen Schulterzucken. Frauen sollten nicht so lächeln dürfen. Elyne war ein widernatürliches Geschöpf, eine Beleidigung, ja Schande für ihr Geschlecht!
    „Ganz gewiss nicht. Aber dann braucht Ihr nicht zu hoffen, dass ich mich anschließend freiwillig verheiraten lasse, und ohne meine Kooperation wird es schwierig für Eure Zukunftspläne, nicht wahr?“
    „Nun gut, du reitest mit. Versuch uns nicht in die Irre zu führen, Elyne, sonst wirst du es bereuen!“
    „Seid unbesorgt, Vater, ich weiß, was gut für mich ist.“ Übergangslos wirbelte sie zu dem Wächter herum, den sie zuvor schon angesprochen hatte und schrie: „HEDA! Hatte ich nicht befohlen, dass dieser Mann losgebunden wird?“
    Verunsichert blickte der Soldat zwischen ihr und Maruv hin und her.
    „Was hast du vor, Elyne?“, knirschte Archym gereizt.
    „Ich brauche den da. Es gibt einige Fehler bei meinem Schloss, die sofort besprochen werden müssen, damit er sich darum kümmern kann, wenn ich morgen abreise. Ihr habt keine Verwendung für ihn, und gewiss habt ihr nichts dagegen, wenn ich mich nun zurückziehe.“
    Stirnrunzelnd winkte Maruv dem Wächter zu, der eilig Tomar von seinen Ketten befreite.
    „Das wird jetzt aber kein doppeltes Spiel, oder?“ Sie machte ihn nervös, ein Gefühl, das er sonst nur bei Lyskir kannte. Und Stefár, natürlich.
    „Ich bin eine Frau, Eure Majestät, und damit eine Figur, kein Spieler.“ Sie versank in einen tiefen Knicks. „Lys ist über alle Berge, selbst wenn ich wollte, könnte ich ihm nicht helfen. Und dieser Bursche hier hat Pflichten zu erfüllen, wie er es seinem Herrn versprochen hat, sonst wäre er schon lange weg gewesen, bevor wir die ersten Burgzinnen gesichtet hatten.
    Ich kann jemandem, der nicht fliehen will, wohl kaum zur Flucht verhelfen.“
    Herrisch winkte sie Tomar zu, der ihr verunsichert folgte, und verließ die Halle mit all der zierlichen Anmut, die ihrem Stand abverlangt wurde.
     
    Als sie fort war, schien es, als wäre ein Sturm

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