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Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Jenseits der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hartnäckig bleiben.
    Sie hörte ihn draußen fluchen und grinste breit. Wenn sie sich nicht sehr täuschte, hatte er sich gerade einen Holzscheit auf den Fuß fallen lassen. Sie hätte ihm natürlich auch eine Taschenlampe anbieten können, aber … er hatte es verdient.
    Sie unterdrückte das Grinsen und ging zur Tür, um sie für ihn zu öffnen. Er war bereits über und über mit Schnee bedeckt, selbst seine Augenbrauen waren weiß. Sie biss sich auf die Zunge und ließ ihn durch die Küche ins Wohnzimmer stampfen. Als sie das krachende Geräusch von in die Holzkiste rumpelnden Holzscheiten hörte, nahm sie die beiden Bierflaschen und ging ebenfalls hinüber.
    »Ich hole die nächste Ladung«, sagte sie versöhnlich und reichte ihm seine Flasche.
    »Darauf kannst du Gift nehmen.« In seinem Fuß pochte es schmerzhaft, seine Finger waren taub vor Kälte und seine Beherrschung dahin. »Wie kann jemand nur so leben?«
    »Wie – so?«, fragte sie harmlos.
    »Das hier.« Er war mit seinem Latein am Ende und warf die Arme in die Luft, umfasste mit dieser Geste nicht nur die Hütte, sondern die ganze Welt. »Es gibt hier keine stabile Energieversorgung, keine Bequemlichkeit, keine anständigen Transportmittel, absolut nichts. Wenn du heizen willst, verbrennst du Holz. Man stelle sich vor, Holz! Und was die Kommunikationsmöglichkeiten angeht … das ist ein Witz, noch dazu ein miserabler.«
    Es stimmte, Sunny war ein Stadtmensch, aber … niemand beleidigte das Haus ihrer Eltern. Angriffslustig reckte sie das Kinn. »Jetzt hör mir mal gut zu, Freundchen. Wenn ich dich nicht aufgenommen hätte, wärst du da draußen in den Wäldern längst zum Eiszapfen erfroren, und bis zur Schneeschmelze im Frühjahr hätte dich niemand gefunden. Also achte lieber darauf, was du von dir gibst.«
    Sie reagiert überempfindlich, entschied er mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Du willst mir doch nicht etwa weismachen, dass es dir hier gefällt?«
    Sie steckte die geballten Fäuste in die Hüften. »Mir gefällt es hier sehr gut. Sollte es dir nicht passen … hier gibt es sogar zwei Türen. Du kannst dir also eine aussuchen.«
    Der kleine Ausflug zum Holzstapel hatte ihn davon überzeugt, dass er den Elementen heute nicht trotzen wollte. Allerdings schmeckte es ihm auch nicht unbedingt, seinen Stolz hinunterschlucken zu müssen. Einen Moment lang stand er da und wägte seine Möglichkeiten ab. Dann nahm er wortlos sein Bier in die Hand, setzte sich und trank einen langen Schluck.
    Da Sunny das als eindeutigen Sieg empfand, setzte sie sich zu ihm. Locker lassen würde sie deswegen trotzdem nicht. »Du bist ganz schön wählerisch für jemanden, der unangemeldet auf der Türschwelle auftaucht und noch nicht mal eine Zahnbürste mithat.«
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, du bist …«
    »Woher willst du wissen, dass ich keine Zahnbürste dabei habe?« Er hatte von diesen Instrumenten gelesen. Mit dem Widerschein des Feuers in seinen Augen drehte er sich zu ihr hin. »Hast du etwa meine Taschen durchwühlt?«
    »Da war nicht viel zu durchwühlen«, murmelte Sunny und verfluchte sich insgeheim. Da hatte sie wieder einmal den Mund aufgerissen, bevor sie ihr Hirn eingeschaltet hatte. Sie wollte aufstehen, doch der eiserne Griff seiner Hand hielt sie zurück. »Hör zu, ich habe mir deine Tasche nur angesehen, weil … weil ich eben neugierig war.« Ihn direkt anzuschauen war wohl die beste Taktik. »Wie sollte ich denn sicher sein, dass du auch wirklich der bist, der zu sein du vorgibst, und nicht irgendein Psychopath?«
    Jacob lockerte seinen Griff um keinen Millimeter. »Und jetzt bist du sicher?« Er bemerkte das Flackern in ihren Augen und beschloss, weiter in diese Kerbe zu schlagen. »In dieser Tasche war nichts, was dir über mich Auskunft hätte geben können. Oder?«
    »Mag sein.« Sie wollte seine Hand abschütteln, aber als er sie noch immer nicht losließ, ballte sie eine Faust vor ihrer Brust.
    »Also, nach allem, was du herausgefunden hast, könnte ich durchaus ein Psychopath sein.« Er beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von ihrem entfernt war und sein Atem sich mit ihrem vermischte. »Schließlich gibt es auf dieser Welt alle möglichen Spielarten von Psychopathen, nicht wahr, Sunny?«
    »Ja.« Sie hatte Schwierigkeiten, das Wort über die Lippen zu bringen. Es war keine Angst. Sie wünschte, das wäre es. Es war etwas viel Komplizierteres, etwas viel Gefährlicheres als Angst. Der Wind heulte um die Fenster,

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