Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
Jahrhundert willkommen zu heißen?«
Ein Grinsen zuckte um Cals Lippen. »Nein. J. T. ist draußen beim Schiff, ungefähr fünf Kilometer nordöstlich von hier. Du brauchst nur den Spuren zu folgen.« Er hielt sie am Arm zurück, bevor sie davonstürmen konnte. »Er ist ziemlich aufgebracht. Ich habe ihn tief verletzt.«
»Oh, das wird gar nichts sein im Vergleich zu dem, was ich ihm antun werde.«
Cal wollte etwas sagen, doch dann erinnerte er sich daran, dass Jacob schon immer auf sich selbst hatte aufpassen können. Also ging er nach oben zu seiner Frau.
Libby saß noch regungslos auf dem Bett und starrte mit leerem Blick zum Fenster hinaus, ohne etwas zu sehen. Die Hände hatte sie schützend vor dem Leib gefaltet, wie um das ungeborene Leben zu schützen. Als er sie erblickte, spürte Caleb eine unermessliche Liebe für sie.
»Hallo.«
Libby zuckte zusammen und bemühte sich um ein Lächeln. »Hallo. Anstrengender Tag, was?« Bevor er etwas erwidern konnte, sprang sie auf. »Ich hab mindestens noch ein Dutzend Dinge zu erledigen. Mit dem Auspacken bin ich auch noch nicht fertig, und für heute Abend sollte ich irgendetwas Besonderes zum Dinner vorbereiten, und …«
»Warte.« Er legte die Arme um sie, als sie an ihm vorbeigehen wollte. »Ich liebe dich, Libby.«
»Ich weiß.« Sie hielt sich an ihm fest, die Wange an seine Schulter geschmiegt.
»Ich glaube nicht, dass du weißt, wie sehr.« Sanft hielt er sie von sich ab, um ihr ins Gesicht sehen zu können. »Selbst nach all der Zeit weißt du es nicht. Wie kannst du nur denken, ich würde weggehen?«
Sie schüttelte stumm den Kopf.
»Komm, setz dich«, murmelte er.
»Caleb, ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Sie setzte sich und verschränkte nervös die Finger im Schoß. »Ich kann mir kaum vorstellen, wie du dich fühlen musst. Dein Bruder ist hier, und dabei hast du gedacht, du würdest ihn nie wiedersehen. Du wirst an all das erinnert, was du aufgegeben hast, die Menschen, die du zurückgelassen hast …«
»Bist du jetzt fertig?«
Sie zuckte nur elend die Schultern.
»J. T. hat mir einen Brief gegeben, den er fand, als er die Zeitkapsel ausgrub.« Er zog den Brief hervor, und Libby erinnerte sich daran, dass sie diesen Brief ganz zum Schluss mit in die Kassette geschmuggelt hatte. »Da der Brief an mich adressiert ist, hat er ihn nicht gelesen. Auf dem Rückweg vom Schiff habe ich ihn dann geöffnet.« Er strich den Brief auf seinem Schoß glatt. »Wäre ich dumm genug gewesen, dich zu verlassen … das hier hätte mich zu dir zurückgebracht. Ich hätte alles getan, um einen Weg zu finden. Ich hätte dich nie verlassen können.«
»Deshalb habe ich ihn nicht geschrieben.«
»Das weiß ich.« Er nahm ihre Hand und küsste sie. »Dieser Brief bedeutet mir sehr viel. Weißt du noch, was du geschrieben hast?«
»So ungefähr.«
»Besonders der erste Satz, hier.« Er sah auf den Brief und begann zu lesen: »‘Wenn du dies liest, bist du wieder daheim. Du sollst wissen, wie sehr ich mich für dich freue, dass du wieder da bist, wo du hingehörst und wo du sein willst.‘« Er legte den Brief beiseite. »Hat du das ernst gemeint?«
»Ja.«
»Dann sollst du wissen, dass ich genau da bin, wo ich hingehöre und wo ich sein will.« Sanft küsste er sie und drückte sie auf das Bett zurück.
Es war nicht schwierig, den Spuren zu folgen. Die Abdrücke stammten von den Reifen des Geländewagens, eine Spur führte von der Hütte fort, eine zurück. Mit grimmigem Gesicht saß Sunny auf dem Fahrersitz und umklammerte das Steuer.
Nachzudenken erlaubte sie sich nicht. Noch nicht. Denn wenn sie darüber nachdachte, würde sie sich wahrscheinlich schreiend von der nächsten Klippe stürzen. Sicher, sie hatte schon immer einen Hang zum Außergewöhnlichen gehabt, aber das hier … das ging einfach zu weit.
Als sie das Schiff vor sich liegen sah, eingenestelt in den Schnee, trat sie mit voller Wucht auf das Bremspedal und brachte den Wagen damit zum Schlingern.
Es war so groß wie ein Haus. Dabei konnte Sunny sich vorstellen, dass es winzig sein musste im Vergleich zu dem Frachtschiff, das Cal gesteuert hatte. Viel schlanker, eleganter. Das weiße Metall glitzerte im Sonnenlicht. Sunny blickte auf etwas, was wohl die Frontscheibe sein musste. Und während sie noch mit offenem Mund starrte, sah sie Jacob dahinter.
Sein Anblick ließ ihr maßloses Erstaunen wieder in Rage umschlagen. Sie kletterte aus dem Auto und marschierte mit energischen
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