Jenseits des Bösen
L.
A. oder im Schaben eines Messers auf Mauersteinen, wenn einen jemand verfolgte. Dies war der Grove an einem sonnigen Freitagnachmittag.
Wie um diesen Gedanken zu bekräftigen, kam ein aufziehbares Spielzeug zur Tür des Elternschlafzimmers herausgewuselt; ein etwa fünfzig Zentimeter langer weißer Tausendfüßler, dessen Plastikfüße rhythmisch auf den Boden tappsten. Er lächelte über diese Geste. Das Kind schickte sein Spielzeug voraus, um zu bekunden, daß es sich ergab. William lächelte nachsichtig und bückte sich, um es aufzuheben, wobei er den Blick auf den Fußboden jenseits der Tür gerichtet hielt.
Aber als seine Finger Kontakt herstellten, sah er das Spielzeug wieder an, denn die Berührung bestätigte, was die Augen so spät begriffen, daß er nicht mehr entsprechend handeln konnte: daß das Ding, das er aufhob, überhaupt kein Spielzeug war. Die Schale war weich, warm und feucht in seiner Hand, die peristaltischen Bewegungen ekelerregend. Er wollte es loslassen, aber sein Körper klebte an der Hand und drängte gegen die Handfläche. Er ließ Notizbuch und Bleistift fallen und riß die Kreatur mit einer Hand von der anderen los und warf sie von sich. Sie fiel auf den in Segmente unterteilten Rücken, die Beine zuckten wie die eines gestürzten Krebses. Er taumelte keuchend gegen die Wand, bis eine Stimme hinter der Tür 274
sagte:
»Stehen Sie doch nicht so förmlich da draußen. Sie sind herzlich willkommen.«
William war klar, daß der Sprecher kein Kind war, aber er hatte längst eingesehen, daß das Szenario, das er vor wenigen Minuten entworfen hatte, zu optimistisch gewesen war.
»Mr. Witt«, sagte eine zweite Stimme. Sie war dünner als die erste; und sie kannte er.
»Tommy-Ray?« sagte William und konnte die Erleichterung, die er empfand, nicht verheimlichen. »Bist du das, Tommy-Ray?«
»Aber sicher. Kommen Sie rein. Lernen Sie die Bande kennen.«
»Was geht hier vor?« sagte William, wich dem zuckenden Tier aus und stieß die Tür auf. Mrs. Lloyds Vorhänge waren wegen der Helligkeit zugezogen worden; nach dem grellen Licht draußen schien das Zimmer doppelt dunkel zu sein. Aber er konnte Tommy-Ray McGuire sehen, der mitten im Zimmer stand, und hinter ihm saß in einer dunklen Ecke noch jemand anders. Es schien, als hätte einer von ihnen im abgestandenen Wasser des Pools gebadet; der ekelhafte Geruch kribbelte in Williams Stirnhöhlen.
»Du hast hier drinnen nichts zu suchen«, schalt er Tommy-Ray. »Ist dir klar, daß du eingebrochen bist? Dieses Haus...«
»Sie werden uns doch nicht verraten, oder?« sagte Tommy-Ray. Er kam einen Schritt auf William zu und verbarg dadurch seinen Komplizen vollkommen.
»So einfach ist das nicht...«, begann William.
»Doch, das ist es«, sagte Tommy-Ray tonlos. Er machte noch einen Schritt, und noch einen, und plötzlich ging er an William vorbei zur Tür und schlug sie zu. Das Geräusch schreckte Tommy-Rays Begleiter - oder besser gesagt, die Begleiter seines Begleiters - auf, denn Williams Augen hatten sich mittlerweile soweit an das Halbdunkel gewöhnt, daß er 275
den bärtigen Mann in der Ecke sehen konnte, auf dem
Kreaturen wuselten, die große Familienähnlichkeit mit dem Tausendfüßler draußen hatten. Sie bedeckten ihn wie ein lebender Panzer. Sie krochen ihm über das Gesicht und verweilten auf Lippen und Augen; sie drängten sich um seine Lenden und massierten ihn. Sie tranken an seinen
Achselhöhlen und machten Kapriolen auf seinem Bauch. Es waren so viele, daß sein Körper auf doppelte Größe angeschwollen zu sein schien.
»Gütiger Himmel«, sagte William.
»Hübsch, was?« sagte Tommy-Ray.
»Sie und Tommy-Ray sind alte Bekannte, wie ich gehört habe«, sagte der Jaff. »Erzählen Sie mir alles. War er ein rück-sichtsvolles Kind?«
»Was soll das, zum Teufel?« sagte William und sah wieder zu Tommy-Ray. Die rollenden Augen des Jungen glänzten.
»Das ist mein Vater«, lautete seine Antwort. »Das ist der Jaff.«
»Wir möchten gerne, daß Sie uns die Geheimnisse Ihrer Seele zeigen«, sagte der Jaff.
William dachte sofort an seine daheim verschlossene Privat-sammlung. Woher konnte diese Obszönität davon wissen?
Hatte Tommy-Ray ihm nachspioniert? War der Spanner selbst gespannt worden?
William schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Geheimnisse«, sagte er leise.
»Stimmt wahrscheinlich«, sagte Tommy-Ray. »Langweiliger kleiner Scheißer.«
»Unhöflich«, sagte der Jaff.
»Sagen alle«, behauptete
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