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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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immer noch, was lächerlich ist.«
    Ohne einen Konter vom Jaff abzuwarten, machte er die Tür auf und ging hinunter, um seinen Pflichten als Gastgeber nach-zukommen. Der Jaff drehte sich wieder zum Fenster um. Eine weitere Limousine stand am Tor, diesesmal eine weiße. Der Fahrer zeigte den Wachen die Einladung seines Passagiers.
    »Einer nach dem anderen«, sagte der Jaff zu sich. »Ein Ver-korkster nach dem anderen.«

    Grillos Einladung zur Party in Coney Eye war am Vormittag persönlich abgegeben worden; Ellen Nguyen war die Überbringerin gewesen. Ihr Verhalten war freundlich, aber spröde; keine Spur der Intimität, die sich am vergangenen Nachmittag zwischen ihnen abgespielt hatte. Er lud sie in sein Hotelzimmer ein, aber sie bestand darauf, keine Zeit zu haben.
    »Ich werde im Haus gebraucht«, sagte sie. »Rochelle scheint 475
    völlig weggetreten zu sein. Ich glaube kaum, daß du dir Gedanken machen mußt, du könntest erkannt werden. Aber die Einladung wirst du brauchen. Schreibe einen Namen rein, den du dir ausdenkst. Die Sicherheitsvorkehrungen sind streng, also verlier sie nicht. Das ist eine Party, zu der dir deine flinke Zunge keinen Zutritt verschaffen kann.«
    »Wo wirst du sein?«
    »Ich glaube nicht, daß ich überhaupt dort bin.«
    »Ich dachte, du gehst gleich wieder rauf.«
    »Nur für die Vorbereitungen. Sobald die Party anfängt, verschwinde ich. Ich will mit diesen Leuten nichts zu tun haben.
    Parasiten, alle miteinander. Keiner hat Buddy wirklich geliebt.
    Es ist alles nur Schau.«
    »Nun, ich werde es beschreiben, wie ich es sehe.«
    »Tu das«, sagte sie und wandte sich ab.
    »Könnten wir uns nicht einen Augenblick unterhalten?«
    fragte Grillo.
    »Worüber? Ich habe wirklich nicht viel Zeit.«
    »Über dich und mich«, sagte Grillo. »Über das, was gestern passiert ist.«
    Sie sah ihn an, ohne ihn direkt anzusehen. »Was passiert ist, ist passiert«, sagte sie. »Wir waren beide dabei. Was gibt es da zu reden?«
    »Nun, zunächst einmal: Wie wäre es, wenn wir es noch
    einmal versuchen würden?«
    Wieder der ausweichende Blick.
    »Ich glaube nicht«, sagte sie.
    »Du hast mir überhaupt keine Möglichkeit gegeben«, sagte er.
    »O nein«, antwortete sie, um seinen Fehler zu korrigieren.
    »Du warst prima... aber seit gestern hat sich die Lage verändert.«
    »Seit gestern?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich kann dir nicht sagen, wie...« Sie ließ den 476
    Satz unvollendet und griff einen neuen Gedanken auf. »Wir sind beide erwachsene Menschen. Wir wissen, wie so etwas passiert.«
    Er wollte sagen, nein, er wüßte nicht mehr, wie so etwas, oder etwas anderes, passiert, aber nach dieser Unterhaltung war seine Selbstachtung schwach genug, auch ohne daß er sie mit weiteren Geständnissen zusätzlich auf die Knie prügeln mußte.
    »Sei vorsichtig bei der Party«, sagte sie, als sie sich das zweite Mal zum Gehen wandte.
    Er konnte nicht verhindern, daß er sagte: »Wenigstens danke dafür.«
    Sie schenkte ihm ein kurzes, rätselhaftes Lächeln und ging.
    477
    IV

    Die Rückfahrt zum Grove war für Tommy-Ray lang, aber für Tesla und Raul war sie noch länger, wenn auch aus nicht ganz so metaphysischen Gründen. Zunächst einmal war Teslas Auto nicht mehr das allerbeste und hatte schon auf der Herfahrt einiges einstecken müssen; jetzt war es in noch viel schlechterem Zustand. Und dann hatte die Berührung durch den Nuncio sie zwar von den Toten zurückgeholt; aber diese Berührung hatte auch Nebenwirkungen, deren volles Ausmaß ihr erst bewußt wurde, als sie über der Grenze waren. Sie fuhr zwar mit einem materiellen Auto über einen materiellen Highway, aber sie hatte diese Materie nicht mehr so fest im Griff wie früher. Sie spürte einen Sog von anderen Orten und anderen
    Daseinsformen. Sie war früher schon unter Drogen- oder Alkoholeinfluß gefahren, aber was sie momentan erlebte, war eine wildere Fahrt, so als hätte ihr Gehirn Bruchstücke jedes Trips heraufbeschworen, den sie je gehabt hatte, jedes Halluzinogens, jedes Betäubungsmittels, und würde nun in Gedanken alles abspulen und ihrem Verstand eine Dosis von allem geben. Eben noch heulte sie wie ein wildes Tier, sie konnte sich selbst hören, wie die Stimme einer anderen -, und im nächsten Augenblick schwebte sie im Äther, und der Highway löste sich vor ihren Augen auf; wenig später waren ihre Gedanken so schmutzig wie die New Yorker U-Bahn, und es kostete sie alle Anstrengung, dieser ganzen verdammten Farce des Lebens nicht

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