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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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war, wie man es sich nur vorstellen konnte. Er war
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    blutüberströmt, und die Augen lagen tief in den Höhlen. Er rief:
    » Vater!«
    Der Staub, der ihm auf den Fersen war, flog Howie
    entgegen, als sich dieser seinem Gegner bis auf Reichweite genähert hatte. Was auch immer darin spuken mochte,
    haßerfüllte Gesichter mit Mäulern wie Tunnel stießen ihn beiseite und strebten lohnenderen Zielen entgegen, ohne sich für sein bißchen Leben zu interessieren. Er ließ sich zu Boden fallen und bedeckte den Kopf mit den Händen, bis sie vorbei waren. Danach stand er wieder auf. Tommy-Ray und die
    Wolke, die ihm folgte, waren im Haus verschwunden.
    Er hörte Tommy-Rays Stimme über den Lärm der ›Kunst‹
    hinweg.
    »Jo-Beth!« bellte er.
    Howie wurde klar, daß sie im Haus sein mußte. Er verstand nicht, warum sie dorthingegangen war, aber er mußte sie vor Tommy-Ray finden, sonst würde der Dreckskerl sie
    bekommen.
    Als er zur Eingangstür gelaufen war, sah er, wie der letzte Rest der Staubwolke von der Kraft im Inneren gepackt und fortgezogen wurde.
    Die Macht, die ihn geholt hatte, war in dem Augenblick zu sehen, als er über die Schwelle getreten war; er sah, wie die letzten chaotischen Spuren der Wolke in einen Mahlstrom gerissen wurden, der das ganze Haus zu verschlingen drohte.
    Davor stand der Jaff mit kaum noch erkennbaren Händen.
    Howie sah die Szene nur ganz flüchtig, bevor Tesla ihn ansprach.
    »Hilf mir! Howie? Howie? Um Himmels willen, hilf mir!«
    Sie klammerte sich an der inneren Tür fest, deren Geometrie zum Teufel gegangen war; ihre andere Hand hielt jemanden fest, der fast in den Mahlstrom gesogen wurde. Er war mit drei Schritten bei ihr und ergriff ihre Hand, während Trümmer - die 593
    Schwelle, auf der er eben noch gestanden hatte - an ihm vorbei-flogen. Kaum hatte er das getan, erkannte er die Gestalt, die einen Meter neben Tesla und noch dichter an dem Maul stand, das der Jaff aufgerissen hatte. Jo-Beth!
    Er stieß einen Schrei aus, als ihm das klar wurde. Sie drehte sich zu ihm um und wurde vom Trümmerregen halb geblendet.
    Als sie einander in die Augen sahen, merkte er gleichzeitig, wie Tommy-Ray auf sie zuging. Die Maschine hatte in letzter Zeit einiges mitmachen müssen, aber sie hatte immer noch Kraft. Er zog an Teslas Arm, zerrte sie und den Mann, den sie retten wollte, aus der chaotischsten Zone in die Diele. Dieser Augenblick reichte Tommy-Ray; er war bei Jo-Beth und warf sich mit solcher Wucht auf sie, daß sie von den Füßen gerissen wurde.
    Er sah das Entsetzen in ihren Augen, als sie das Gleichgewicht verlor. Sah, wie Tommy-Ray sie fest in die Arme nahm und drückte. Dann forderte die Essenz sie beide, riß sie an ihrem Vater vorbei durch das Zimmer und mitten in das Geheimnis hinein.
    Howie stieß ein Heulen aus.
    Tesla rief hinter ihm seinen Namen. Er achtete nicht auf den Ruf. Er sah auf die Stelle, wo Jo-Beth verschwunden war, und machte einen Schritt auf die Tür zu. Die Kraft zog ihn weiter.
    Er machte noch einen Schritt und bekam am Rande mit, wie Tesla ihm zurief, er solle aufhören und umkehren, ehe es zu spät war.
    Wußte sie nicht, daß alles in dem Augenblick, nachdem er Jo-Beth gesehen hatte, zu spät gewesen war? Schon da war alles verloren gewesen.
    Ein dritter Schritt, und der Wirbelwind riß ihn empor. Das Zimmer drehte sich im Kreis. Er sah einen Augenblick den Feind seines Vaters mit offenem Mund, gefolgt von dem Loch, das noch weiter offen war.
    Und dann war er fort, dorthin verschwunden, wohin seine 594
    wunderschöne Jo-Beth gegangen war, in die Essenz.
    »Grillo?«
    »Ja?«
    »Kannst du aufstehen?«
    »Ich glaube schon.«
    Er versuchte es zweimal und schaffte es nicht, und Tesla hatte auch keine Kraft mehr, ihn hochzuheben und zum Tor hinunterzutragen.
    »Laß mir einen Augenblick Zeit«, sagte er. Er sah nicht zum ersten Mal zu dem Haus zurück, aus dem sie gerade
    entkommen waren.
    »Da ist nichts zu sehen, Grillo«, sagte sie.
    Das stimmte in jeder Hinsicht. Die Fassade stand da wie eine Kulisse aus Caligari, die Tür nach innen gesogen, ebenso die Fenster.
    Und drinnen, wer konnte das wissen?
    Als sie zum Auto stolperten, kam eine Gestalt aus dem Chaos und torkelte ins Mondlicht. Es war der Jaff. Die Tatsache, daß er am Ufer der Essenz gestanden und ihren Wellen widerstanden hatte, war ein deutlicher Beweis für seine Macht, aber dieser Widerstand hatte seinen Preis gefordert.
    Von den Händen war nur noch abgenagtes Fleisch übrig, die

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