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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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sprach, wurde sein Glied wieder steif. Sie machten es noch einmal.
    Diesmal schliefen die Hunde nur.
    Anfangs funktionierte die Beziehung hervorragend. Keiner war im mindestens abschätzend, wenn es ans Ausziehen ging; keiner vergeudete Zeit damit, die Schönheit des anderen zu betonen, was ohnedies lächerlich geklungen haben würde; keiner tat so, als wäre es für immer. Sie kamen zusammen, um das zu tun, wozu die Natur ihre Körper geschaffen hatte, und das Drumherum war ihnen egal. Keine Romantik bei
    Kerzenschein. Sie besuchte Mr. Lott, wie sie ihn in Gegenwart ihrer Eltern nannte, Tag für Tag, nur um sein Gesicht, kaum hatte sie die Tür hinter sich zugemacht, zwischen den Brüsten zu haben.
    Edgar konnte sein Glück kaum fassen. Daß sie ihn verführt hatte, war schon außergewöhnlich genug - nicht einmal in seiner Jugend hatte ihm eine Frau jemals dieses Kompliment gemacht; daß sie immer wieder zu ihm zurückkam und erst dann von ihm ablassen konnte, wenn der Akt bis zur
    Erschöpfung ausgeführt worden war, grenzte ans Wunderbare.
    Es überraschte ihn daher nicht, als sie ihre Besuche nach zwei Wochen und vier Tagen einstellte. Er war ein wenig traurig, aber nicht überrascht. Nachdem sie eine Woche nicht mehr bei ihm gewesen war, traf er sie auf der Straße und fragte sie, ob 103
    sie ihr kleines Techtelmechtel nicht wieder aufnehmen könnten? Sie sah ihn seltsam an und sagte dann nein. Er wollte keine Erklärung, aber sie gab ihm trotzdem eine. Ich brauche dich nicht mehr, sagte sie heiter und tätschelte ihren Bauch.
    Erst später, als er mit dem dritten Bourbon in der Hand in seinem muffigen Haus saß, wurde ihm klar, was die Worte und die Geste bedeutet hatten. Danach brauchte er einen vierten und fünften. Der Rückfall in alte Gewohnheiten folgte nur allzu schnell. Er bemühte sich zwar sehr, keine Sentimentalität aufkommen zu lassen, aber jetzt - wo das dicke Mädchen nicht mehr kam - wurde ihm klar, daß sie ihm das Herz gebrochen hatte.
    Solche Probleme hatte Arleen nicht. Der Weg, den sie einschlug, um demselben unausgesprochenen Zwang wie die
    anderen zu folgen, führte sie in die Gesellschaft von Männern, die das Herz nicht in der Brust hatten, sondern in
    Preußischblau auf den Unterarm tätowiert. Für sie fing es, wie für Joyce, gleich am Tag an, nachdem sie beinahe ertrunken wären. Sie zog sich die besten Sachen an, stieg ins Auto ihrer Mutter und fuhr zum Eclipse Point, einem schmalen
    Strandabschnitt nördlich von Zuma, der für seine Bars und seine Rocker berüchtigt war. Es überraschte die Bewohner dieser Gegend nicht, ein reiches Mädchen in ihrer Mitte zu sehen. Solche Typen kamen ständig von ihren Luxushäusern herunter, um das Leben in der Gosse zu kosten oder sich vom Leben in der Gosse kosten zu lassen. Normalerweise reichten ein paar Stunden, dann zogen sie sich wieder dorthin zurück, wo der engste Kontakt mit der Unterschicht der mit ihrem Chauffeur war.
    Der Point hatte in seinen besten Tagen eine Menge
    berühmter Gesichter inkognito kommen sehen, die sich eine Weile in seinen Niederungen tummeln wollten. Jimmy Dean war in seinen wildesten Zeiten Stammgast gewesen und hatte nach Rauchern gesucht, die einen menschlichen Aschenbecher 104
    wollten. In einer Bar stand ein Billardtisch, der dem Andenken von Jayne Mansfield gewidmet war, die angeblich einen Akt darauf ausgeübt haben soll, von dem man auch heute noch nur in ehrfürchtigem Flüstern sprach. In einer anderen war der Umriß einer Frau in den Dielenboden geschnitzt, die behauptet hatte, daß sie Veronica Lake war und an eben dieser Stelle sturzbetrunken zusammengebrochen war. Daher folgte Arleen einem gut ausgetretenen Weg von den Hochburgen des Luxus in eine schäbige Bar, für die sie sich schlichtweg ihres Namens wegen entschied: The Slick. Aber anders als viele ihrer Vorgängerinnen mußte sie nicht einmal einen Drink als Vorwand für ihre Fleischeslust bestellen. Sie bot sich einfach an. Und sie fand jede Menge Freier, unter denen sie keinerlei Auswahl traf. Wer wollte, der konnte auch.
    Am nächsten Abend kam sie wieder, und am übernächsten auch; sie ließ keinen Blick von ihren Liebhabern, als wäre sie süchtig nach ihnen. Aber nicht alle nutzten die Gelegenheit.
    Nach der ersten Nacht betrachteten viele sie mit Argwohn und kamen zur Überzeugung, daß solche Freizügigkeit nur von Wahnsinnigen oder Kranken dargeboten wurde. Andere ent-deckten ritterliche Züge in sich und versuchten, sie vom Boden

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