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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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schmerzte, aber er rannte und rannte. Als er nicht mehr weiter konnte, hob er die Faust zum Himmel. Er konnte sich nicht erinnern, sich jemals so erbärmlich gefühlt zu haben, jemals so beschämt.
    Aber dafür, seine Faust verkrampfte sich, dafür würden sie büßen! Die russische Hure, das Mannweib und auch die Rothaut! Ja, für die Qualen, die er hatte durchstehen müssen, würden sie büßen!

17. Kapitel
    SECHS MONATE SPÄTER
    A ls Arthur im Hafen von Punta Arenas umherschlenderte, fühlte er sich verloren. Er schob es darauf zurück, dass er diesmal ohne Balthasar unterwegs war, der in Valparaíso geblieben war. Die zurückliegende Reise über die Anden wäre für ihn und sein kurzes Bein viel zu anstrengend gewesen. Obwohl Arthur selbst dieses Abenteuer genossen hatte, war er nun froh, dass ihm der gleiche Rückweg erspart blieb. Von Buenos Aires, wohin er pharmazeutische Waren geliefert und damit seine erste Feuerprobe bestanden hatte, würde es zur See zurück nach Valparaíso gehen, was bedeutete, dass er wieder einen Zwischenstopp in Punta Arenas einlegte.
    Wäre Balthasar hier, würde der gewiss lästern, dass ihn in Buenos Aires nicht nur die Bequemlichkeit auf ein Schiff getrieben hatte, sondern vor allem die Aussicht, in der südlichen Hafenstadt Emilia wiederzusehen. Doch bis jetzt hatte er eisern vermieden, auch nur in die Nähe der Casa Emilia zu kommen – und er war gewillt, dass es dabei bleiben würde. Ja, schon morgen würde er weiterreisen, ein so kurzes Wiedersehen lohnte sich also gar nicht, und überhaupt war es besser, sich darauf zu konzentrieren, was er in Valparaíso erreicht hatte, und nach vorne zu blicken.
    Selten hatte er in den letzten Monaten Emilias Namen ausgesprochen – nur Balthasar erwähnte ihn dann und wann und musterte ihn dabei lauernd von der Seite. Arthur gab sich dabei stets gleichmütig. Nie hätte er dem Freund, geschweige denn sich selbst eingestanden, wie oft seine Gedanken zu ihr eilten, obwohl eigentlich kaum Zeit blieb, an irgendetwas zu denken – angesichts der vielen Eindrücke, die in Valparaíso auf ihn eingeprasselt waren, und der vielen Herausforderungen, mit denen es fertig zu werden galt.
    Wieder schüttelte er den Kopf, um die Erinnerungen an Emilia zu vertreiben, die in dieser Stadt, ihrer Stadt, so lebendig wie nie zuvor waren, und rief sich stattdessen das letzte halbe Jahr vor Augen, das auf ihre Begegnung gefolgt war, die Zeit, da sie nach Valparaíso weitergereist und schließlich in dieser »Perle des Pazifiks« angekommen waren. Sonderlich schön schien ihm diese auf vielen Hügeln gelegene Stadt nicht, als dass sie diesen Namen verdiente. Ganz ansehnlich dagegen war Rosa Schmitzke – die Gattin des Apothekers Heinrich Schmitzke, die er noch am Tag der Ankunft umschwärmt hatte und die halb kokett, halb schüchtern darauf eingegangen war. Die Firma der Schmitzkes lag im Paseo Atkinson, die Privatwohnung gleich darüber. Anders als seine Frau hatte ihn Herr Schmitzke sehr schroff behandelt, als Arthur bei ihm vorstellig geworden war und im Auftrag seines Onkels Gustav gemeinsame Geschäfte vorgeschlagen hatte.
    »Es ist wahr«, hatte Heinrich Schmitzke erklärt, »wir haben lange Zeit in Hamburg nach einem Einkaufshaus gesucht, das die Zulieferung der Waren besorgt und außerdem überwacht, dass die Fracht unbeschädigt hierher transportiert wird – in der ganzen Welt haben wir solche Kontakte, doch die Beteiligung von Hamburger Apotheken war uns besonders wichtig. Deutsche Waren, Sie verstehen, haben einen guten Ruf.«
    »Aber?«, fragte Arthur, dem der ablehnende Tonfall nicht entgangen war.
    »Ihr Onkel oder Ihr Vater – nun wer immer es auch war, der die Geschäfte führte – hat zu oft unser Angebot zur Zusammenarbeit abgelehnt. Mittlerweile haben wir genügend andere Partner.«
    Ausufernd hatte er nun erklärt, wie verlässlich diese seien und dass sie nicht nur chemisch-pharmazeutische Produkte lieferten, sondern auch kosmetische Artikel – von der Nähnadel bis zum Lindenblütentee. Nachdem er geendet hatte, erwartete er offenbar, dass Arthur wieder ging.
    Der war völlig ratlos. Während der Reise hatte er nie darüber nachgedacht, was genau ihn in Valparaíso erwarten würde, doch er hatte sich darauf eingestellt, dass es zu einer wie auch immer gearteten Geschäftsbeziehung mit den Schmitzkes kommen und er einige Monate in der Stadt verweilen würde. Der Gedanke, hier gleich nach der Ankunft zu scheitern und sofort

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