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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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hervorgerufen hatte, hingen ihr noch nach, und sie fühlte sich, als hätte sie einen fürchterlichen Kater.
    Aber der Kameramann bohrte nach. »Dafür ist Ihr Buch aber bemerkenswert genau in den Beschreibungen der Landschaft, der Atmosphäre, der Leute und so weiter. Und die großen Emotionen … Wie haben Sie das hinbekommen, wenn Sie selbst noch nie hier waren?«
    Sie zuckte die Achseln. »Durch Erzählungen meiner Eltern, die Reisebeschreibungen meiner Mutter, endlose Stunden von Dokumentarfilmen über Afrika, die glücklicherweise ständig im
Fernsehen laufen. Da kann man viel lernen …« Wieder hob sie die Schultern. »Meine überschäumende Fantasie …«
    Auch der Regisseur hatte sich zu ihr umgedreht und betrachtete sie mit deutlichem Interesse. »Fantasie? Das alles? Dann ist die Gold wert, glauben Sie mir. Werden Sie eine Fortsetzung schreiben?«
    Â»Keine Ahnung … darüber habe ich noch nicht nachgedacht«, murmelte sie ausweichend. Allein bei dem Gedanken daran, dass sie außer den ersten drei Seiten noch kein weiteres Wort geschrieben hatte, wurde ihr schon wieder übel. Sie drückte sich in die äußerste Ecke und starrte aus dem Fenster, ohne wirklich etwas zu sehen, hoffte, dass die beiden von ihr ablassen würden. Aber sie wurde enttäuscht.
    Dirk Konrad sah sie an. »Sind Sie eigentlich von Natur aus so ein Trauerkloß? Sie laufen ja ständig mit einem Gesicht herum wie drei Tage Regenwetter. Oder haben Sie zu tief in den Botoxtopf geguckt?« Er lachte vergnügt über seine eigene Anzüglichkeit.
    Ohne sich anmerken zu lassen, dass sie ihn verstanden hatte, drehte sie ihm demonstrativ den Rücken zu.
    Â 
    Â»Halt den Mund«, zischte Marina Muro Dirk leise ins Ohr.
    Dirk Konrad schwieg einen Moment. Dann grinste er. »Okay … in welches Fettnäpfchen bin ich da gelatscht?« Schalkhaft zwinkerte er mit seinen blauen Augen.
    Â»Der Film handelt vom Leben ihrer Eltern, wie du vermutlich weißt. Offenbar weißt du aber nicht, dass ihre Mutter Selbstmord verübt hat, weil Anitas Verlobter durch einen Fehler von ihr bei einer Segeltour über Bord gegangen und nie wieder aufgetaucht ist. Anita und er wollten zwei Wochen später heiraten.«
    Â»Shit! Also mitten rein«, brach es aus Dirk heraus. Er presste die Lippen zusammen und betrachtete betreten seine staubigen Schuhspitzen.

    Â»Richtig. Ihre Mutter hat über ein Jahr gebraucht, um zu sterben, und das ist erst wenige Monate her. Anita ist noch völlig traumatisiert. Also halt deine lose Klappe.«
    Â»Woher weißt du das alles?«, fragte er mit gerunzelter Stirn.
    Â»Wir haben uns unterhalten, ich habe sie dies und das gefragt, und so habe ich es mir zusammengereimt.«
    Dirk Konrad hielt noch immer die Augen auf seine Füße gesenkt und fragte sich, warum ihn das störte, dass Anita ausgerechnet Marina Muro von ihrem Leben erzählt hatte. Für gewöhnlich war die Schauspielerin total ichbezogen und legte nur wenig Interesse für ihre Mitmenschen an den Tag. Außerdem machte Anita Carvalho auf ihn absolut nicht den Eindruck, dass sie jemand, den sie kaum kannte, ihr Herz ausschütten würde. Er sagte der Muro das.
    Â»Nach der Szene, in der ihr Vater ihrer Mutter zum Geburtstag, den sie am Ufer des Niger feiern, eine selbst gezeichnete Skizze vom Markttreiben am Fluss schenkte, habe ich Anita in Tränen aufgelöst vorgefunden. Du erinnerst dich vielleicht, dass dann eine Liebesszene zwischen den beiden folgt. Die Aufnahmen haben Anita offenbar derart aufgewühlt, dass ihr Schutzwall zusammengebrochen ist. Da hat sie es mir erzählt. Und ich erwarte von dir, dass du es für dich behältst, denn ich glaube, sie bereut es inzwischen, dass sie sich so weit geöffnet hat. Sie ist vom Typ her alles andere als ein Plappermäulchen.«
    Er nickte abwesend. »Natürlich. Und was soll ich deiner Meinung jetzt tun?«
    Die Schauspielerin verdrehte die Augen himmelwärts. »Wie dämlich kann man sein! Ist das bei Männern angeboren? Versuch’s mal mit einer Entschuldigung, du Idiot.«
    Â 
    Anita hatte von dem geflüsterten Wortwechsel nichts mitbekommen. Als sie eine Berührung an ihrer Schulter spürte, wich sie unwillkürlich zurück und drehte sich gleichzeitig um. »Was
wollen Sie?« Ihr Ton war kühl, ihr Blick, mit dem sie ihn bedachte,

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