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Jenseits von Uedem

Jenseits von Uedem

Titel: Jenseits von Uedem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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schätzte Toppe vorsichtig.
    »Na, mindestens«, lachte Heinrichs. »Aber ist doch auch egal. Hauptsache, wir hatten Spaß.«
    Den hatten sie reichlich gehabt. Es wollte schon was heißen, wenn Norbert van Appeldorn einen Abend mit seinen Fußballjungs sausen ließ. Albern waren sie gewesen, und keiner hatte auch nur eine Sekunde lang an den Job gedacht. Heinrichs hatte eine ganze Packung Zigaretten geraucht und zu später Stunde die halbe Kneipe mit vorgetäuschten Herzinfarkten zum Johlen gebracht. Astrid und Toppe hatten anfangs noch verstohlen unterm Tisch gefüßelt, später ungeniert geknutscht. Einmal waren die beiden nach draußen verschwunden, und als sie nach einer halben Stunde wieder reinkamen, hatten die anderen sie mit wissendem Applaus empfangen. Die große Sensation war ausgeblieben.
    Gegen fünf hatten sie einen Clouseau imitierenden Heinrichs - How is Madame and how are the little commissioners? - in ein Taxi nach Goch verfrachtet und waren nach Hause gegangen, nicht mehr ganz sicher, aber mit der Welt im reinen. Toppe hatte es eben noch bis in Astrids Bett geschafft und dann geschlafen wie ein Stein.
    »Will außer mir noch jemand ein Aspirin?« Astrid hielt fragend die Packung in die Runde.
    Toppe schüttelte den Kopf. Er hatte keinen Kater, fühlte sich nur etwas klebrig mit den Kleidern von gestern, in denen immer noch der Rauch hing. Jetzt war es also offiziell: Astrid und er. Es erregte ihn, aber er spürte noch etwas anderes: es war ihm zu glatt gegangen, ein bißchen zu schnell; die Entscheidung hatte sich selbst getroffen.
    Ein dienstliches Klopfen riß ihn aus seinen Gedanken: Stanislaus Siegelkötter.
    »Huch«, entfuhr es Heinrichs, und auch die anderen starrten verblüfft.
    »Guten Morgen«, grüßte der Chef mit der üblichen steifen Geschäftsmäßigkeit. »Wie ich höre, gibt es einen neuen Fall.«
    »Wir hatten Sie erst morgen zurückerwartet«, meinte van Appeldorn lässig.
    Siegelkötter würdigte ihn keines Blickes. Er stand mitten im Raum, die Schultern zurückgenommen, vom glattrasierten Nacken bis zu den schimmernden Schuhspitzen jeder Zentimeter geblähte Verantwortung und unverhohlene Kritik.
    »Ich hätte gern die Berichte, um mich über den Stand der Ermittlungen zu informieren.«
    »Aber gern.« Heinrichs schob ihm die schmale Akte hin.
    Stasi warf einen Blick hinein. »Die sind von Sonntag. Haben Sie gestern nicht gearbeitet?«
    Toppe kannte die ganze Schau nur allzu gut. »Selbstverständlich haben wir gestern unsere normalen Überstunden gemacht«, meinte er gelassen. »Bis spät in die Nacht hinein, Herr Siegelkötter. Deshalb war es uns auch leider noch nicht möglich, die Berichte zu schreiben.«
    Heinrichs lachte.
    Siegelkötter schaute schmal und spannte die Kiefermuskeln. Mit einer flinken Handbewegung griff er nach einem Aktendeckel auf Toppes Schreibtisch. »Was ist das hier?«
    Toppe sah müde auf. Es mußte Bonhoeffers Bericht sein, den irgendwer auf seinen Tisch gelegt hatte. »Keine Ahnung, ich habe noch nicht reingeschaut.«
    Stasi sah auf seine Armbanduhr. »Sie sind seit einer guten Stunde im Dienst, wenn ich mich nicht täusche.«
    »Ach was?« bemerkte van Appeldorn. Heinrichs schickte ihm ein Stirnrunzeln und suchte nach ein paar verbindlichen Worten, aber es war zu spät. Stasi hatte sich schon auf dem Absatz umgedreht.
    »Herr Toppe, ich erwarte Sie in einer halben Stunde in meinem Büro.«
    Heinrichs' »Oh weh!« ging im Knallen der Tür unter.
    »Na fein«, sagte Astrid, »der Alltag hat uns wieder.«
    Toppe schlug Bonhoeffers Bericht auf. »Der Mann lernt es nie«, murmelte er kopfschüttelnd.
    »Doch, doch«, frotzelte van Appeldorn. »Er macht Fortschritte. Diesmal hat er nichts von Abmahnung gesagt.«
    Eine Zeitlang war es still. Toppe las.
    Schließlich hielt Heinrichs es nicht länger aus. »Was ist denn jetzt mit den Pilzen?«
    »Du hattest recht, Walter: Amanita verna, der Kegelige Wulstling«, antwortete Toppe. Er überflog die nächsten Zeilen: massive Vergiftung durch Phalloidin und Amanitin (a u. ß), Glykosegehalt der Leber deutlich abgesunken, Synthese der Serumproteine gestört, ATP-Gehalt stark reduziert.
    »Hier«, sagte er laut. »Te Laak hat kein Pilzgericht zu sich genommen. Das Gift wurde wahrscheinlich in Pulverform zugeführt.«
    Heinrichs nickte. »Da hätten wir ihn also, den klassischen Giftmörder.«
    »Jemand, der sich mit Giften gut auskennt«, meinte Astrid gedehnt.
    Toppe wußte, an wen sie dachte. »Hat der ED

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