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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Glücklichen, die auf die richtige Fähre durften, jene, die die Menschen an einen besseren Ort brachte? Oder stand sie immer noch in der anderen Schlange, frierend an diesem grauenhaften Strand, und wartete auf das andere Boot?
    Ich wusste es nicht, und ich begriff, dass ich es vielleicht nie herausfinden würde. Aber eines konnte ich herausfinden: Warum es passiert war.
    An diesem Tag zog ich zum ersten Mal seit über einem Jahr meine Ohrstöpsel raus und stellte mich, anstatt in der Abgeschlossenheit meines Glassarges zu verharren und alles um mich herum zu ignorieren, zu den schnatternden Mädchen, die immer bei den Getränkeautomaten vor der Turnhalle rumhingen.
    Ich warf ein paar Münzen in den Automaten und suchte mir, trotz der Warnung des Arztes, das Getränk mit dem höchsten Koffeingehalt aus. Ich hatte beschlossen, dass es Zeit war, mein Opferdasein zu beenden und lieber selbst zum Täter zu werden wie mein Dad. Dann öffnete ich die Dose und leerte den Inhalt in einem Zug, während ich zuhörte, wie die anderen Mädchen über die Gründe für Hannahs Selbstmord spekulierten.
    Auf dem Weg zum Klassenzimmer trank ich noch eine Dose, diesmal etwas langsamer, aber immer noch ohne Ohrenstöpsel. Ich versuchte, mir alles ins Gedächtnis zu rufen, was während der letzten Stunde, in der ich Hannah noch lebend gesehen hatte, geschehen war. War sie irgendwie aufgewühlt gewesen? Traurig? Und am allerwichtigsten: Was hatte sie in den Brief an Mr. Mueller geschrieben? Der, nach dessen Lektüre er die Stirn in Falten gelegt hatte?
    Herzen , erinnerte ich mich. Das Schreibpapier mit der Nachricht für Mr. Mueller war über und über mit Herzchen bedeckt gewesen.
    Und Liebe . Ich glaubte, sie das Wort »Liebe« schreiben gesehen zu haben.
    Warum . Hatte sie das auch geschrieben? Warum nur hatte ich mich nicht wenigstens um die Dinge gekümmert, die wirklich zählten?
    Nicht . War das nicht auch darauf gestanden? So wie: »Versuch’s erst gar nicht, Pierce. Du bist genauso verrückt, wie alle behaupten.«
    Als ich das Klassenzimmer betrat, konnte ich den Anblick ihres leeren Stuhls kaum ertragen, geschweige denn Mr. Muellers erbärmliches, blasses Gesicht. Aus meinem Dornröschenschlaf zu erwachen, hatte mich dünnhäutig werden lassen. Über ein Jahr hatte ich in meinem Glassarg verbracht, und jetzt wusste ich auch, warum: Es war unglaublich anstrengend, mich mit der Welt um mich herum auseinanderzusetzen. Wie schafften die anderen das nur den ganzen Tag, und das jeden Tag?
    Ich setzte mich, sorgfältig darauf bedacht, die Augen gesenkt zu halten, damit der Anblick von Hannahs leerem Stuhl mich nicht aus der Fassung brachte.
    Und so kam es, dass mein Blick zufällig auf ein paar Schuhe fiel: Mr. Muellers schwarze Slipper, die mit den Fransen.
    »Pierce«, sagte Mr. Mueller leise, »kann ich mal kurz mit dir reden? Ich würde dich gerne um einen großen Gefallen bitten.«
    Ich versuchte verzweifelt, nicht an seine Schuhe zu denken – was gab es schon Absurderes, als an einem Tag wie diesem ausgerechnet an Schuhe zu denken? –, und hob vorsichtig den Kopf, bis ich seinem Blick begegnete.
    »Ja, Mr. Mueller?«, fragte ich.
    »Sicher hast du die traurige Nachricht von Hannah Chang schon gehört«, meinte er.
    »Ja, habe ich.«
    »Also, die Schulleitung ist ziemlich besorgt, dass es Nachahmer geben könnte«, sagte er in seinem typischen, lockeren Unterhaltungston.
    Als wären wir gleich alt, ebenbürtig. Was auch der Grund war, warum viele meiner Mitschülerinnen ihn so anhimmelten: Weil er nie »von oben herab« mit uns sprach.
    »Nach so einem Selbstmord kommen manchmal auch noch andere auf die Idee, so was zu machen … Du hast die Blumen vor ihrem Spind bestimmt schon gesehen.«
    Auf dem Weg ins Klassenzimmer war ich an Hannahs Spind vorbeigekommen, und die Blumensträuße, Karten und Stofftiere waren mir nicht entgangen. Vor allem Pferde aus Plüsch.
    »Ja«, sagte ich und musste schlucken.
    »Die Schulleitung will keinen Gedenkgottesdienst abhalten oder auch nur irgendetwas in der Art«, fuhr Mr. Mueller fort, »weil sie Hannahs Tod nicht auch noch hochstilisieren will. Sie wollen, dass wir einfach weitermachen, als wäre nichts passiert.«
    Als wäre nichts passiert . Ich nickte und sah, dass Mr. Mueller sich heute Morgen nicht das ganze Gesicht rasiert und stattdessen ein kleines Ziegenbärtchen stehen gelassen hatte. Er sah aus wie dieser hübsche Schauspieler in der beliebten Fernsehserie. Und dieser

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