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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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hell genug, dass ich sehen konnte, wie alle Farbe aus Mr. Muellers Gesicht wich. Hätte er nicht diesen entsetzlichen Schrei ausgestoßen, ich hätte geglaubt, er wäre ohnmächtig geworden. Einzig und allein Johns eiserner Griff hielt ihn davon ab, wie ein Häufchen Elend auf dem Boden zusammenzusacken.
    »Was?« John hatte die andere Hand bereits erhoben und zur Faust geballt, um Mr. Mueller ins Jenseits zu befördern. Er schien nicht besonders erfreut, mich zu sehen.
    Was ich ihm in Anbetracht der Umstände kaum vorwerfen konnte, denn jedes Mal, wenn wir uns begegneten, schien ich in irgendwelchen Schwierigkeiten zu stecken.
    Er stand einfach nur da und blickte mich finster an. Seine Brust ging auf und ab wie die der Taube, die ich als kleines Mädchen nach der Beerdigung meines Großvaters entdeckt hatte, seine Augen genauso feucht vor Verwirrung und Schmerz. Ständig zwischen verschiedenen Welten hin und her zu springen, war vermutlich gar nicht so einfach.
    »Tu’s nicht«, hatte ich gesagt und dabei auf Mr. Muellers blasses Gesicht geschaut. »Bitte, John. Tu es nicht.«
    John starrte mich nur an, als hätte er kein Wort verstanden.
    Um ehrlich zu sein, ich wusste ja nicht mal selbst, ob ich es verstand. Ich wusste nur, dass ich nicht noch einmal tatenlos zusehen konnte, wie jemand einfach so starb – selbst jemand, den ich so sehr hasste wie Mr. Mueller.
    Dann legte ich eine Hand auf Johns Arm.
    Es gab so viele Dinge, die ich in diesem Moment hätte sagen können, hätte sagen sollen . Aber was herauskam, war nur ein einziges Wort. Der Name, den ich seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf bekommen hatte. Der Grund, weshalb ich überhaupt hier war. Der Grund, aus dem wir alle drei hier waren.
    »Hannah«, sagte ich, und es lag ein ganzer Ozean von Schmerz in diesen zwei kleinen Silben, als ich sie aussprach.
    Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Hannah vielleicht immer noch am Ufer dieses Sees stand und in der Kälte auf die Fähre wartete – die andere Fähre. Seit ihrem Tod hatte ich an nichts anderes mehr denken können. Außer daran natürlich, einen Beweis für die Affäre zwischen ihr und Mr. Mueller zu erbringen. Ich musste einfach wissen, ob es ihr gutging.
    Und ich wusste, dass John mir die Wahrheit sagen würde.
    Sobald ich ihn berührte, wich etwas von der Wildheit aus seinem Blick. Sein Gesichtsausdruck wurde sanfter, und sein Atem schien sich ebenfalls zu beruhigen. Er schüttelte sogar den Kopf, als wäre er plötzlich aufgewacht und würde mich jeden Moment fragen: »Echt? Darum geht es hier?«
    »Sie ist jetzt bei Menschen, die sie lieben«, war, was er tatsächlich sagte.
    Ich spürte, wie alle Anspannung aus meinen Schultern wich. Das war alles, was ich hören wollte.
    John starrte kurz auf Mr. Mueller hinunter, der immer noch vor Schmerzen stöhnte, dann blickte er wieder mich an. »Und du, bist du …«
    Doch er verstummte, weil in diesem Moment die Tür aufflog. Mr. Marzjak kam herein. Er hatte die Schreie gehört, und John verschwand.
    Das alles geschah so schnell, dass ich beinahe selbst glaubte, ich könnte mir alles nur eingebildet haben – wenn da nicht Johns Schatten auf dem Video wäre.
    Mr. Mueller bestritt natürlich, dass außer uns beiden noch jemand im Raum war. Er behauptete, ich wäre plötzlich durchgedreht, als er mit mir die Richtlinien für den SAT -College-Zugangstest durchging, und hätte ihn ohne Grund angegriffen.
    Das war auch die Version, die alle anderen an der Westport Academy for Girls glauben wollten. Und jetzt war ich es, die im Internet als Schlampe, Hure und Lügenmaul beschimpft wurde. Aber das machte mir nichts aus, denn Mr. Mueller war endlich doch noch vom Unterricht suspendiert worden, und der »Zwischenfall«, wie alle es nannten, wird bis heute weiter untersucht.
    Und wenigstens führt auch niemand mehr den Mueller-Tanz auf.
    Allerdings, wie Dads Anwälte nicht müde wurden zu betonen, könnte Mr. Mueller noch einigen Profit aus der Geschichte schlagen. Wenn er nie wieder unterrichten kann – was wahrscheinlich der Fall sein dürfte, außer er schafft es irgendwie mit nur einer gesunden Hand –, wird ihm in der Zivilverhandlung eine ordentliche Entschädigung zugesprochen werden. Schließlich wurde er von Zacharias Olivieras verrückter Tochter angegriffen. Und jeder weiß, dass Leute, die einmal tot waren, sich oft etwas … seltsam benehmen, wenn sie wieder zurückkommen.
    Trotzdem. Wegen der schlechten Lichtverhältnisse und Mr. Muellers

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