Jerry Cotton - 0508 - Die Bombe tickt
dessen sofort alles Material über Ralph Derrington!«
Phil lehnte sich zurück. »Derrington«, sagte er. »Über den kursieren die wildesten Gerüchte. Es heißt, daß er Big Riggers Nachfolger werden sollte. Bewiesen ist von diesem Unsinn noch nichts. Big Riggers sieht nicht so aus, als wollte er sich schon auf das Altenteil setzen.«
»Er ist ein Mann, der gern vorausschauend plant«, sagte ich. »Spekulationen oder Wahrheit: Derrington ist der Mann, den ich suche! Hier ist übrigens sein Hut. Den hat er verloren.«
»Du hast dich mit ihm geprügelt?«
»Ja! Und als ich ihm über eine Leiter auf das Dach des Nebenhauses folgte, sah ich sein Gesicht. Es kam mir sofort bekannt vor. Jetzt ist der Groschen gefallen. Es war Ralph Derrington! Ihm gehört das Haus, in dem Rita Felloni wohnt. Er war vermutlich auch der Mann, der den Hausmeister anrief und zum Schweigen verpflichtete.«
Zehn Minuten später lag Derringtons Strafauszug vor mir. Für einen Mann seines Rufs war er bis jetzt recht glimpflich davongekommen. Von ein paar Jugendstrafen abgesehen, hatte er nur zweimal gesessen. Die ersten beiden Jahre verdankte er seiner Beteiligung an einem bewaffneten Raubüberfall. Die letzten fünfzehn Monate hatte er sich durch seine Teilnahme an einer Rauschgiftaffäre eingehandelt. Die Akte enthielt auch eine genaue Aufstellung der Straftaten, die man ihm vorgeworfen hatte, die ihm aber nicht bewiesen werden konnten. In den meisten Fällen hatten sehr zweifelhafte und vermutlich gekaufte Zeugen die Urteile beeinflußt.
Ralph Derrington hatte einige Semester Jura und Volkswirtschaft studiert, Aus diesen Kenntnissen schlug er seit längerer Zeit mit viel Geschick Kapital. Es hieß, daß er als Finanzberater der großen Syndikate arbeitete und vor allem für Big Riggers tätig sei.
Er hatte sich offenbar in Vivian Chapman verliebt. Vielleicht war er auch nur hinter der halben Million her, die er sich von der Verbindung mit ihr erhoffte. Derrington und Fulham kannten sich gut. Derrington hatte den erfahrenen Killer mit der Aufgabe betraut, Chapman zu töten, aber Chapmans Selbstmordpläne hatten alles zunichte gemacht.
Ich stand auf und schnallte mir die Schulterhalfter mit der Smith and Wesson um.
»Soll ich mitkommen?« fragte Phil.
»Mir wäre es lieber, wenn du dich auf die Chapmans konzentriertest«, antwortete ich. »Wenn wir nachweisen können, daß Derrington mit Vivian Chapman befreundet ist, ist der Fall praktisch schon gelaufen.«
»Okay«, seufzte Phil. »Auf zur schönen Vivian!«
***
Ralph Derrington packte.
Er schreckte herum, als er hinter sich ein Geräusch hörte. Vivian Chapman stand auf der Schwelle seines Schlafzimmers. »Willst du verreisen?« fragte sie mit leiser, bestimmter Stimme. Derringtons Bett war mit Wäsche- und Kleidungsstücken übersät. Eine gefüllte Reisetasche stand schon neben der Tür.
Derrington entspannte sich. »Darling«, sagte er und ging grinsend auf die Frau zu. Er wollte sie umarmen, aber Vivian wich vor ihm zurück. »Laß das jetzt, bitte!« sagte sie unwillig.
Derrington gehorchte. Er sah sie forschend an. »Was ist denn plötzlich mit dir los? Es ist nicht meine Schuld, daß die Sache schiefgegangen ist!«
»Du hättest dich bei mir melden müssen!« sagte sie vorwurfsvoll.
»Jetzt, wo die Bullen verrückt spielen und nach allen möglichen Gründen für den Knall in Chicago suchen? Du bist nicht bei Trost!«
»Du hättest mich wenigstens anrufen können«, sagte Vivian.
»Hast du noch nichts davon gehört, daß die Telefone verdächtiger Personen überwacht werden? Wir dürfen kein Risiko eingehen, mein Kind.«
Vivian Chapman durchquerte das Zimmer. Sie blickte aus dem Fenster. »Ich halte es nicht länger mit ihm aus. Du mußt mich mitnehmen, Ralph!«
Er starrte sie verblüfft an. »Mitnehmen? Ich dich? Das ist nicht dein Ernst.«
»Rex will mir an den Kragen.«
»Hat er das gesagt?«
»Nicht mit diesen Worten. Aber er wird es tun. Ich fühle es. Er ist fest entschlossen, mich zu töten! Rex hat einen starken Willen. Wußtest du, daß die Bombe von ihm stammte? Er wollte sich damit umbringen.«
Derringtons Erstaunen wuchs. »Phantastisch«, murmelte er. »Aber weshalb lief er dann vor Roger davon?«
»Ich erzähle es dir später. Jetzt ist keine Zeit dazu. Ich muß Rex verlassen. Am besten noch heute. Alles andere ist nebensächlich.«
»Vivian, das ist völlig ausgeschlossen! Was würden wohl die Leute sagen? Und die Polizei?«
»Mir ist es
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