Jerry Cotton - 0526 - Zwei Schluessel fuer die Hoelle
nur um meine Belohnung bringen!«
»Sie haben Pech, meine Liebe. Ich wußte bereits, daß John Heartfield ein Mörder ist — er hat unter anderem auch das Leben von Sheila Lonesdale auf dem Gewissen.«
»Nein!« hauchte die Besucherin.
»Sie waren in ernster Gefahr, als Sie mit ihm sprachen«, sagte ich.
»Ich habe nicht mit ihm gesprochen«, behauptete die Jayborn.
Phil legte die Unterarme auf seinen Schreibtisch und beugte sich nach vorn. »Ich habe gesehen, wie Sie sich in seinem Wagen aufrichteten. Als Mr. Heartfield das Distriktgebäude verließ, folgte ich ihm nach unten. Ich fuhr sogar eine Zeitlang hinter ihm her. Das Heckfenster eines Bentley ist nicht sehr groß, aber ich hatte trotzdem keine Mühe, mir Ihr Profil einzuprägen. Sie zeigten es mir oft genug.«
»Schöne Schnüfflermethoden sind das!« giftete die Besucherin.
»Ich wollte mich doch bloß vergewissern, ob mein Verdacht auch stimmt…«
Ich drückte auf den Klingelknopf. »Die Sekretärin wird Ihre Angaben zu Protokoll nehmen, Miß Jayborn. Lassen Sie bitte nichts aus. Unsere Ermittlungen laufen auf Hochtouren, und es könnte für Sie sehr peinlich werden, wenn sich heraussteilen sollte, daß Sie uns ein paar wichtige Dinge unterschlagen haben.«
Gerlind Jayborn erhob sich und rauschte mit beleidigter Miene hinaus.
***
Zehn Uhr. Besprechung im Chefzimmer.
»Ich bin sehr gespannt auf Ihre Theorie, Jerry«, sagte Mr. High, nachdem wir uns gesetzt hatten. »Phil konnte mir nur ein paar flüchtige Andeutungen machen.«
»Louis Ricon«, begann ich, »vertraute den beiden Damen seine Beute an. Sowohl Heartfield als auch Patterson wußten darüber Bescheid. Es muß noch festgestellt werden, wie sie dahinterkamen. Heartfield und Patterson bemühten sich getrennt voneinander um die beiden Safeschlüssel. Patterson versuchte es auf die sanfte Tour, während Heartfield brutaler vorging und gleich zweimal zum Mörder wurde. Im Falle von Hedy Simpson gelang es ihm zunächst, uns zu täuschen — aber als uns der Mordbericht aus Escondido vorlag, war es klar, wer als Täter in Frage kam: nur John Heartfield. Wir waren nicht die einzigen, die dem Mörder nachspürten. Auch Patterson verfolgte die Spur des Täters. Gestern abend stellte er Heartfield in New York zur Rede. Es ist anzunehmen, daß Patterson, der hinter den von Ricon geraubten Heartfield-Millionen her war, das Geld von dem rechtmäßigen Erben zu kassieren gedachte — Patterson konnte Heartfield ja erpressen.«
»Das leuchtet ein«, nickte Mr. High, »aber trotzdem bleiben noch eine Reihe von Fragen unbeantwortet. Eine haben Sie bereits angeschnitten, Jerry. Wir müssen erfahren, was Patterson und Heartfield auf die Spur von Ricon und die seiner Mädchen brachte. Ein anderer Punkt ist, ob Patterson als Einzelgänger auftrat, oder ob er im Aufträge eines Syndikates arbeitete — und schließlich bleibt zu klären, wer John Heartfield ermordete, und warum.«
»Die Liste der Fragen ist noch länger«, sagte ich. »Wir müssen herausfinden, wer hinter dem Giftanschlag auf Joyce Heartfield stand.«
Mr. High lächelte plötzlich dünn. »Ich merke es Ihnen an, daß Sie die Antwort darauf schon kennen!«
»Ja, ich kenne sie — aber das klärt noch nicht unser Hauptanliegen. Unser Auftrag lautete, Louis Ricon die beiden Morde an den Bankbeamten nachzuweisen.«
Mr. High stieß plötzlich einen dünnen Pfiff aus. »Ich hab’s!« sagte er. »Die meisten dieser Fragen lassen sich auf einen Ausgangspunkt festlegen — nämlich auf die Ermordung der beiden Bankbeamten. Wir wissen, wie sich Ricons großer Fischzug damals abspielte. Ricon stahl Heartfields Safeschlüssel. Er ging damit zur Bank. Mit einer gefälschten Vollmacht verschaffte er sich Einlaß in den Saferaum. Er hatte einen Koffer bei sich und packte seine Beute hinein. Das alles vollzog sich hochoffiziell vor den Augen der beiden Kontrollbeamten. Dann, vor dem Verlassen des Saferaums, schoß Ricon plötzlich die beiden Beamten nieder. Die sofort eingesetzte Untersuchungskommission glaubte, es sei dem Gangster nur darum gegangen, zwei Zeugen aus dem Wege zu räumen, die er bei einer späteren Gegenüberstellung zu fürchten hatte. Ich habe nie so recht an diese Theorie glauben können. Unser Verdacht fiel damals auf Ricon, weil er für Husarenstücke dieser Art bekannt war und für die Tatzeit kein Alibi hatte — aber das reichte nicht aus, ihn zu überführen. Heute glaube ich, daß einer der beiden Bankbeamten Ricons
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