Jerry Cotton - 0526 - Zwei Schluessel fuer die Hoelle
zur Tür. Patterson war nur drei Schritte von mir entfernt. Sein Finger lag am Druckpunkt. Er schwitzte jetzt stärker. Ich fragte mich, ob er gleichfalls das Geräusch gehört hatte.
Patterson hatte es nicht eilig. Ihm war es nur recht, wenn eine Entscheidung hinausgezögert wurde, vor der er sich im Grunde fürchtete. Möglicherweise hoffte er auf eine baldige Rückkehr von Roger Brick. Und er mußte den Bericht von Sally Brick abwarten.
»Da ist noch ein Punkt, der mich interessiert«, sagte ich ziemlich laut. »Wie kommt es, daß Heartfield und Garrick an Informationen herankamen, die dem FBI vorenthalten blieben? Wir haben uns gleichfalls für Capellas Vorleben interessiert — aber viel kam dabei nicht heraus.«
»Wundern Sie sich darüber?« fragte Patterson spöttisch. »Die Leute, die Bescheid wissen, verachten Bullen. Sie gaben Garrick die Information, weil sie ihn fürchteten, und sie quatschten, als Heartfield sie dafür bezahlte — aber sie hielten dicht, als Sie mit Ihren ID-Cards aufkreuzten!«
»Ist das tatsächlich die Mordwaffe?« fragte ich.
»Ja, damit wurden Capella und der andere Beamte getötet«, nickte Patterson. »Es stimmt, daß ich die Kanone in Sheilas Gepäck entdeckte.«
Die Wohnungstür wurde geöffnet. Kurz darauf betrat die junge Frau das Zimmer. »Es ist niemand unten, Dick. Du weißt, ich habe eine Nase für Bullen.«
»Schon gut, laß uns allein. Wann kommt Roger zurück?«
»Ich weiß es nicht«, sagte die Frau und verließ das Zimmer. Offenbar legte sie keinen Wert darauf, Augenzeugin eines Kapitalverbrechens zu werden.
Patterson lief jetzt der Schweiß in winzigen Rinnsalen vom Gesicht und über den Hals. Er atmete rascher. »Ich kann nicht länger warten, Cotton.« Er sagte noch ein paar Worte, die wie gehetzt und beinahe angstvoll klangen. Am Fenster tauchte ein Schatten auf. Ich zwang mich dazu, nicht hinzublicken. Patterson durfte sich nicht umdrehen.
Phil hatte sich in dem engen Lichtschacht wie ein Kaminkletterer in einer Felsspalte hochgearbeitet. Sein Problem bestand jetzt darin, eine Hand freizubekommen, um mit Hilfe seines 38ers die Aktion abschließen zu können.
Phils Manöver verursachte einen scharfen Reibelaut.
Patterson wirbelte herum. Er schoß gleichsam aus der Hüfte heraus. Vermutlich hatte er aus purer Angst abgedrückt, blindlings und ohne genau zu zielen.
Das Fensterglas zerstob in tausend Splitter.
Ich hechtete auf Patterson zu und ging mit ihm zu Boden, noch ehe er ein zweites Mal abdrücken konnte.
Phil stieß einen Schrei aus. Ich hörte, wie er fiel, aber ich konnte mich nicht um meinen Freund kümmern — nicht in dieser Minute.
Ich war vollauf damit beschäftigt, meinen Gegner in den Griff zu bekommen. Verbissen rangen wir um den Besitz seiner Pistole.
Ich hatte schon zweimal gegen Patterson gekämpft. Ich kannte seine körperliche Kraft, aber ich wußte auch, welche Mätzchen er anwandte, um zu gewinnen. Ich praktizierte ein paar Judogriffe und hatte Patterson schon wenig später unter Kontrolle. Er bäumte sich noch einmal auf. Ein kurz geschlagener Haken ließ ihn schlaff und kraftlos werden. Er rollte sich stöhnend zur Seite und gab auf.
Ich schnappte mir seine Pistole und jumpte hoch. Mit ein paar Schritten war ich am Fenster. Ich steckte den Kopf ins Freie. Phil war bis auf den Grund des Lichtschachtes gestürzt, stand aber schon wieder auf den Beinen. Ich sah, wie er sich mit schmerzhaft verzogenem Gesicht die linke Schulter massierte.
»Alles okay, Phil?« rief ich hinunter.
Er hob seinen Kopf und grinste schwach. »Ich fürchte, aus mir wird nie ein guter Kaminkletterer!«
***
Joyce brauchte fast eine halbe Minute, um Garricks ungeheuerlich anmutende Drohung zu verkraften. »Sie wollen mein Leben?« hauchte sie dann ungläubig. »Das ist nicht Ihr Ernst!«
Garrick lehnte sich zurück. »Es ist die beste Lösung«, nickte er. »Unsere Gegner schlafen nicht. Das FBI muß früher oder später darauf kommen, daß Sie Ihren Bruder getötet haben. Man wird dann mit Ihrem Foto von Bank zu Bank ziehen und erfahren, daß Sie den Safe ausräumten. Wenn Sie nun von der Bildfläche verschwinden, wird man annehmen, daß Sie mit den Millionen untergetaucht sind. Damit ist uns am besten gedient. Der Verdacht richtet sich dann automatisch allein auf Sie — und wir brauchen nichts mehr zu befürchten.«
»Sie haben das Geld — fast acht Millionen!« schrie Joyce. Sie erschrak vor ihrer eigenen schrillen Stimme. »Was wollen Sie
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